Geschrieben von Carsten Lexa. Carsten schreibt bei BASIC thinking über Start-ups und Unternehmen aus der juristischen Perspektive. Und bald wird er auch als Gastautor auf Wortfilter schreiben. Ich freue mich sehr darüber.
Finanzierung für Start-ups: So funktioniert Bootstrapping
Was macht man, wenn man eine Idee für ein Unternehmen hat, aber weit und breit niemand mit Geld winkt, um einen damit zu unterstützen? Bootstrapping ist dann angesagt – zumindest wenn man es mit dem Unternehmen mal versuchen möchte. Aber was bedeutet das eigentlich?
Ein schicker Begriff – für eine prekäre Situation
Mit Bootstrapping bezeichnet man eine Firmengründung ganz ohne Kapital von dritten Personen. Das bedeutet: eine Finanzierung ohne Investoren beziehungsweise Investorenkapital.
Man versucht mit so wenig Geld wie möglich so viel wie möglich für sein Unternehmen zu erreichen. Es geht also darum, die Kosten möglichst klein zu halten, möglichst viel selbst zu machen und möglichst schnell (kleine) Einnahmen und letztendlich Gewinne zu erzielen.
Zum Ursprung des Begriffes gibt es verschiedene Theorien. Manchmal wird auf eine Ableitung aus dem amerikanischen Begriff „bootstrap“ – also Schnürsenkel – verwiesen. Ähnlich wie der Schnürsenkel zur effizienten und Fuß-schonenden Nutzung eines Schuhs festgezogen sein sollte, sollte auch die anfängliche Strategie des Unternehmens für die Gründung und das Wachstum eng an den knappen verfügbaren finanziellen Ressourcen der Gründer ausgerichtet sein.
Manchmal wird auch die Baron-Münchhausen-Geschichte herangezogen. Dieser soll sich selbst an seinen Haaren aus einem Sumpf gezogen haben. „He lifted himself out of quicksand by pulling his bootstraps.“
Daran angelehnt beschreibt Bootstrapping einen Prozess, bei dem Gründer ohne fremde Mittel eigenständig finanziert ein Unternehmen aufbauen.
Egal wo der Begriff seinen Ursprung hat, letztendlich ist entscheidend, dass die Gründer die Ressourcen nutzen, die sie schon haben, und dass sie diese effektiv nutzen. Kurz gesagt geht es beim Bootstrapping also darum, die Finanzierung aus eigener Kraft zu erreichen.
Vorteile von Bootstrapping
Bootstrapping hat mehrere Vorteile. Durch die finanziellen Beschränkungen lernen Gründer sehr schnell, von Anfang an sparsam zu sein und effektiv zu wirtschaften.
Weil externe Investoren fehlen, stehen Gründer nicht unter Druck von außen und können grundsätzlich ihre eigenen Ziele und Visionen freier verfolgen. Das Experimentieren mit Ideen ist so wesentlich einfacher.
Sie machen Erfahrungen und nehmen Wissen auf in allen Unternehmensbereichen und werden wahrscheinlich nicht schneller wachsen, als sie es bewältigen können.
Insbesondere für erstmalige Gründer ist Bootstrapping deshalb auch so eine gute Alternative, weil es bedeutet, dass sie selbst und gleichzeitig mit ihrem Unternehmen an den Aufgaben wachsen.
Schließlich beeindruckt es Investoren, wenn man zu einem späteren Zeitpunkt doch eine externe Finanzierung benötigt, wenn das Unternehmen es geschafft hat, aus eigener Kraft sich zu finanzieren und zu wachsen.
Nachteile von Bootstrapping
Wie man sich denken hat, hat Bootstrapping als Finanzierungsform nicht nur Vorteile. Nachteilig ist beispielsweise, dass die Gründer nicht nur ohne externe finanzielle Mittel, sondern auch ohne das Netzwerk und die Unterstützung von Investoren auskommen müssen.
Bootstrapping erhöht auch das Risiko für die Gründer, denn sie müssen ihre Ausgaben und ihre Aktivitäten sehr genau unter Kontrolle haben. Wenn ein Unternehmen nur mit den eigenen Mitteln der Gründer gestartet wird, ist das Generieren von Einnahmen unerlässlich, um das Unternehmen über Wasser zu halten.
Dies kann in der Folge zu Unternehmensstrategien führen, die nicht Teil des ursprünglichen Plans waren, einfach nur weil man die Einnahmen benötigt. Daraus können sich natürlich auch Chancen für das Unternehmen ergeben.
Darüber hinaus ist das Unternehmen möglicherweise nicht in der Lage, sich so schnell zu entwickeln und zu wachsen wie gewünscht. Für die Erweiterung des Teams und für eine angemessene Vermarktung werden gewisse Geldmittel benötigt, die ein Unternehmen beim Bootstrapping nicht zur Verfügung stehen.
Diese Not kann dann natürlich sehr erfinderisch machen. Der Mangel an Geld wird durch Ideen ausgeglichen, sofern man solche hat.
Generell kann man aber sagen, dass wenn sich ein Unternehmen in einem Markt befindet, der schnell gesättigt sein wird und in dem Geschwindigkeit ein massiver strategischer Vorteil ist, Bootstrapping möglicherweise eine schlechte Idee ist.
Noch ein Nachteil, den Gründer beim Bootstrapping berücksichtigen sollten, ist der Mangel an Glaubwürdigkeit.
Keine externen Investoren zu haben, könnte die Glaubwürdigkeit eines Unternehmens von Anfang an beeinträchtigen, weil es so aussieht, als wäre niemand an dem Unternehmen interessiert. Auch wenn das gar nicht der Fall ist – es kommt einfach nur auf den Eindruck an.
Schließlich sollten Gründer noch berücksichtigen, dass Bootstrapping zu hohen psychischen Belastungen führen kann. Da sie sich selbst um alles kümmern, um Ausgaben zu sparen, sind sie stark mit einer Vielzahl von organisatorischen Aufgaben beschäftigt. Stichwort: Burnout durch Mikromanagement.
Und die fehlenden finanziellen Mittel können letztendlich zu existentiellen Sorgen führen, wenn man irgendwann das Gefühl hat, dass man gar nicht mehr weiß, wie man die nächsten Rechnungen bezahlen soll oder den nächsten Monat übersteht. Das gilt insbesondere wenn die erhofften Einnahmen überraschend ausbleiben.
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Vielen Dank an Carsten und das Team von BASIC thinking für den fantastischen Beitrag.
Ich finde vor allem Start-Ups, die App Programmierung betreiben, haben es schwer ohne Bootstrapping https://mobivention.com/app_entwicklung/app-programmierung/