Die Geschichte, die Peter Chaljawski in den letzten Jahren auf dem Onlineparkett hingelegt hat, ist beeindruckend. Jahrelang heimste er traumhafte und vor allem äußerst profitable Wachstumsraten ein. Meistens unter dem Radar. Oder anders ausgedrückt: Er ist mit seinem Unternehmen ein echter ›Hidden Champion‹. Seit Beginn des Jahres 2021 rückt er sein Unternehmen und die Erfolge mehr in die Öffentlichkeit. Warum das so ist, dazu später mehr. Jetzt erstmal ein Blick auf die aktuell veröffentlichten Zahlen. Erreichte der Umsatz 2004 noch nicht einmal eine Million Euro, sieht es 2020 ganz anders aus.

Aus der ursprünglich gegründeten Chal-tec GmbH ist mittlerweile ein Internetmarken-Konzern geworden. Er heisst jetzt Berlin Brands Group und ist immer noch in der mehrheitlichen Hand des Gründers Peter Chaljawski. Es wird kein Geld verbrannt, BBG/Chal-tec waren und sind seit dem ersten Jahr profitabel.

Gründer und CEO Peter Chaljawski über das Produktteam: »Wir haben heute allein 100 Mitarbeiter, die mit Hilfe einer Daten-, Design- und Engineering-Toolbox in kürzester Zeit neue Produkte entwickeln. Dazu gehören Designer, Ingenieure und IOT-Entwickler.« Wichtig dabei: Schönes Design zu einem bezahlbaren Preis. »Wir demokratisieren Dinge, die Menschen zuhause brauchen. Wir ermöglichen vielen Menschen, die es sich vorher nicht leisten wollten, den Zugang zu Exklusivität

In Zahlen liest sich das so: 334 Millionen Umsatz, ein Wachstum von 54% gegenüber 2019 und ein Reibach in mittlerer zweistelliger Millionenhöhe. 900 Mitarbeiter sind bei der BBG beschäftigt. 2020 wurden 2,6 Millionen Artikel an Kunden versendet und das mit eigener Logistik. Es stand eine Gesamtlagerfläche von über 120.000 m² zur Verfügung. Das GMV belief sich auf 520 Millionen US$.

»Peter lernte ich 2008 in Dreilinden kennen. Wie saßen gemeinsam an einem Tisch als John Donahoe als neuer eBay-CEO eingeführt worden ist. Seitdem halten wir regelmäßig Kontakt.«

Was macht Peter anders? Er kreiert Marken und entwickelt eigene Produkte. Mit einem Team von über 100 Ingenieuren und Designern. Damals alleine. Die Grundidee ist aber geblieben: Gute Produkte zu günstigen Preisen für jedermann verfügbar zu machen.

(Quelle: BBG)

Waren es damals zwei Marken, die bekannt waren, Auna und Klarstein, so ist das Portfolio auf fast 20 Marken in 2021 gewachsen. Und es werden monatlich mehr. Warum?

Als D2C-fokussiertes Unternehmen hat sich BBG bereits 2020 dazu entschieden, nicht nur die eigene Markenentwicklung weiter voran zu treiben, sondern auch zuzukaufen. Das bedeutet, das Unternehmen kauft Private Label Brands auf, Amazon-FBA-Händler oder andere D2C-Unternehmen. So erwarb Peter kürzlich die Marken ›brunolie‹ und ›homeoutfit24‹ vom in der Amazon-Szene bekannten Unternehmer Robin Thies.

Und da sind wir auch schon beim Thema Öffentlichkeit. BBG möchte bekannter werden, weil sie Marken akquirieren wollen. Wer sein eigenes Unternehmen, seine D2C-Brand verkaufen möchte, der kann sich an BBG wenden. Ihr werdet einen fairen und gut zahlenden Käufer vorfinden.

Das wollen andere auch, z. B. Thrasio oder auch razor. Nur was macht BBG erfolgreicher? Dahinter steckt eigentlich die Frage, wer sich auf Dauer auf dem Markt der Marken- bzw. Amazon-Business-Aufkäufer behaupten kann. Die meisten von ihnen versprechen zwar, dass sie Potenzial heben oder Skaleneffekte realisieren, nur das scheint ein wenig Augenwischerei zu sein. Welche der Aufkäufer verfügen denn über eine eigene Logistik, Erfahrung in der Unternehmensskalierung oder wer hat denn tatsächlich schon entsprechendes Personal an Bord? Welcher Konkurrent bedient denn schon nennenswerte andere Vertriebskanäle außer Amazon? So, und schon wird die Luft verdammt dünn, denn keiner der Marktbegleiter erfüllt alle Kriterien. Nicht einmal der vermeintliche Primus Thrasio! Wer nun der Gewinner sein wird – wenn er keine größeren Fehler macht – liegt auf der Hand, oder?

Zeit, mal zu schauen, wie viele Kanäle BBG bedient: 100 in 28 Ländern und 3.000 Produkte. Amazon als Vertriebskanal spielt eine untergeordnete Rolle und das, obwohl BBG zu Europas größten Verkäufern gehört.

Fazit & Meinung

Ich kenne Peter seit 2008. Bereits damals war ich unfassbar von seiner Strategie beeindruckt. Das, was er in den letzten Jahren – mit allen Widrigkeiten – geleistet hat, ist unfassbar großartig und es gibt nur wenige deutsche E-Commercler, die Ähnliches erreichen durften. Die Idee, nun Marken aufzukaufen, ist gut. Warum ein Haus bauen, wenn er ein fertiges kaufen kann? Er hat dafür 250 Millionen Euro zur Verfügung. Aus eigenen Mitteln. Das bedeutet nicht nur, dass er am meisten zahlen kann, sondern auch, dass er schneller reagieren kann. Er braucht sich keine Genehmigung von einem Finanzierungspartner einzuholen.

Damit hat Peter mit seiner BBG ein Gesamtpaket geschnürt, was wahrscheinlich in den kommenden Jahren – oder früher – das nächste deutsche Einhorn sein wird. Ich wünsche es Peter und seinem Team!