Die Töchter hauen ab – PayPal verlässt Kleinmachnow: Steuerwüste statt Gewerbeparadies?

Was haben Mobile.de, Kleinanzeigen.de und jetzt auch PayPal gemeinsam? Richtig: Sie hatten alle mal ihre Büros im beschaulichen Kleinmachnow – und sie haben das Weite gesucht. Der neueste Exodus betrifft den Online-Bezahldienst PayPal, der dem Europarc Dreilinden den Rücken kehrt und ab Januar 2026 lieber Berliner Luft schnuppert – und zwar im schicken Kranzler Eck am Ku’damm.

Das ist nicht nur ein Umzug mit 300 Arbeitsplätzen. Es ist ein schwerer Schlag für eine Gemeinde, die wirtschaftlich schon länger auf dünnem Eis tanzt. PayPal hätte allein im Jahr 2024 satte 12,5 Millionen Euro Gewerbesteuer eingebracht. Jetzt ist auch dieser Geldstrom versiegt. Zusammen mit den bereits abgewanderten Unternehmen Kleinanzeigen.de und Mobile.de summiert sich das auf jährlich 14 Millionen Euro weniger für die Gemeindekasse.

Kleinmachnows Kassensturz: Millionenprojekte vor dem Aus

Die finanziellen Folgen sind gravierend. Bürgermeister Bodo Krause (CDU) rechnet bereits mit einem Minus von über 15 Millionen Euro im Haushalt 2025 – Tendenz steigend. Für Investitionen wie Feuerwehrneubauten, Trinkwasserbrunnen oder die Sanierung von Straßen fehlen schlicht die Mittel. Projekte werden verschoben, gestrichen oder gleich ganz begraben. Sparen wird zur Dauerdisziplin.

Und was sagt PayPal? Gar nichts. Weder auf Nachfrage noch offiziell. Die Gemeinde weiß nur: Der Weggang kommt. Das Unternehmen selbst schweigt.

Warum zieht’s alle nach Berlin?

Was läuft da eigentlich schief im Europarc Dreilinden? Drei große Player mit ehemals gemeinsamen Wurzeln bei eBay haben sich nacheinander verabschiedet – räumlich und steuerlich. Der Standort Kleinmachnow, einst ein attraktiver Gewerbepark vor den Toren Berlins, verliert offenbar an Strahlkraft. Die Gründe dürften vielfältig sein: Standortvorteile, Fachkräftebindung, urbane Infrastruktur – alles Punkte, bei denen Berlin einfach besser dasteht.

Nur eBay bleibt – vorerst

Ein kleiner Lichtblick bleibt: Der einstige Mutterkonzern eBay hält Kleinmachnow die Treue. Zumindest vorerst. Der Mietvertrag wurde verlängert, 600 Mitarbeitende bleiben – für jetzt.

Doch die Entwicklung wirft Fragen auf. Ist Kleinmachnow noch zukunftsfähig als Unternehmensstandort? Oder wird aus dem ehemaligen Gewerbe-Magneten bald eine Steuerwüste mit leeren Bürokomplexen?

Klar ist: Die Töchter sind ausgezogen – und haben das Portemonnaie mitgenommen.


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