Einzelhandelsumsatz Januar 2025: Rückgang im Monatsvergleich, leichter Zuwachs im Jahresvergleich – Lichtblick oder Einbruch?

Einordnung: Ein durchwachsener Jahresstart für Europas Händler

Die neuesten Zahlen von Eurostat zeichnen ein gemischtes Bild für den Einzelhandel in der EU und der Eurozone*: Während die Umsätze im Vergleich zum Vormonat leicht zurückgingen, verzeichnet der Jahresvergleich einen moderaten Anstieg. Das klingt zunächst stabil – doch bei genauerem Hinsehen zeigen sich erste Brüche in der Konsumdynamik.


📉 Monatsvergleich: Rückgänge in fast allen Segmenten

Im Januar 2025 sanken die saisonbereinigten Einzelhandelsumsätze:

  • -0,3 % in der Eurozone
  • -0,2 % in der EU insgesamt

Ein Blick in die Segmente zeigt:

  • Lebensmittel, Getränke & Tabak: +0,6 % (Eurozone), +0,3 % (EU)
  • Non-Food-Produkte (ohne Kraftstoff): -0,7 % (Eurozone), -0,5 % (EU)
  • Kraftstoffe: -0,3 % (Eurozone), -0,2 % (EU)

🔍 Besonders stark traf es den Handel in Slowakei (-9,0 %), Litauen (-4,8 %) und Zypern (-2,2 %).
Wachstum gab es hingegen in Slowenien (+2,3 %), Ungarn (+2,2 %) und den Niederlanden (+1,6 %).

Interpretation: Der Rückgang bei Non-Food deutet auf ein vorsichtigeres Konsumverhalten hin – gerade bei nicht lebensnotwendigen Ausgaben. Auch der Rückgang bei Kraftstoffen spricht für gesunkene Mobilität oder bewussteren Verbrauch.


📈 Jahresvergleich: Stabilisierung, aber auf niedrigem Niveau

Im Vergleich zum Januar 2024 legte der Einzelhandel leicht zu:

  • +1,5 % in der Eurozone
  • +1,6 % in der EU

Segmentweise zeigt sich:

  • Lebensmittel, Getränke & Tabak: +1,4 % (Eurozone), +1,0 % (EU)
  • Non-Food-Produkte: +1,8 % (Eurozone), +2,4 % (EU)
  • Kraftstoffe: +0,1 % in beiden Regionen

📌 Die stärksten Zuwächse verzeichneten:

  • Luxemburg: +11,4 %
  • Bulgarien: +8,1 %
  • Portugal: +5,3 %

📉 Rückgänge hingegen gab es in:

  • Finnland: -0,4 %
  • Belgien & Italien: je -0,3 %

Deutung: Der Handel profitiert weiterhin von der gesunkenen Inflation – aber nur verhalten. Große Wachstumssprünge bleiben aus. Viele Länder zeigen eine Seitwärtsbewegung mit lokalen Ausschlägen.


📊 Entwicklung in Deutschland: Kein echter Impuls

Die Zahlen für Deutschland sind eher ernüchternd:

  • Monatsvergleich Januar 2025: +0,1 %
  • Jahresvergleich: +2,7 %

Das klingt solide – doch angesichts der niedrigen Basiswerte aus dem Vorjahr und der anhaltenden Kaufzurückhaltung in weiten Teilen der Bevölkerung ist diese Steigerung kein Grund zum Jubeln.


Fazit: Kein Absturz, aber auch kein Aufbruch

Der europäische Einzelhandel startet mit verhaltener Dynamik ins Jahr 2025. Die gestiegene Konsumbereitschaft im Jahresvergleich zeigt, dass sich der Markt langsamer erholt, als viele gehofft hatten. Der Rückgang im Monatsvergleich mahnt zur Vorsicht: Die Konsumlust bleibt fragil.

👉 Für Händler:innen bedeutet das:

  • Wer auf schnelle Umsatzerholung gehofft hat, muss weiter Geduld mitbringen
  • Sortimente sollten noch stärker an Grundbedürfnisse und Preissensibilität angepasst werden
  • Wer international verkauft, sollte gezielt auf Länder mit Wachstum setzen (z. B. Luxemburg, Bulgarien)

Quelle Einzelhandelsumsatz Januar 2025: https://ec.europa.eu/eurostat/en/web/products-euro-indicators/w/4-06032025-ap


Der Unterschied zwischen EU und Euroraum (auch: Eurozone) wird häufig verwechselt – dabei ist er klar definiert und hat große wirtschaftliche Bedeutung. Hier kommt eine Erklärung:

🇪🇺 Europäische Union (EU):

Die EU ist ein politischer und wirtschaftlicher Staatenbund aus aktuell 27 Mitgliedsländern. Ziel ist eine enge Zusammenarbeit in Bereichen wie Handel, Umwelt, Sicherheit, Forschung, Migration oder Verbraucherschutz.

👉 Nicht alle EU-Länder haben den Euro eingeführt.

Beispiele für EU-Länder ohne Euro:

  • Schweden
  • Polen
  • Ungarn
  • Tschechien
  • Dänemark

Diese Länder gehören zur EU, nutzen aber ihre eigene Währung.

💶 Euroraum / Eurozone:

Der Euroraum ist eine Untergruppe innerhalb der EU – nämlich jene Länder, die den Euro als offizielle Währung eingeführt haben.

👉 Aktuell sind es 20 Länder, darunter:

  • Deutschland 🇩🇪
  • Frankreich 🇫🇷
  • Italien 🇮🇹
  • Spanien 🇪🇸
  • Irland 🇮🇪
  • Niederlande 🇳🇱
  • Österreich 🇦🇹

Kurz gesagt:

Alle Länder im Euroraum sind Teil der EU, aber nicht alle EU-Länder gehören zum Euroraum.

🛍️ Warum ist das wichtig – z. B. für Handelsdaten?

Bei Statistiken wie Einzelhandelsumsätzen oder Inflationsraten unterscheidet Eurostat oft zwischen:

  • EU-weit: Gesamtdaten für alle 27 Mitgliedstaaten
  • Euroraum: Nur Daten für die 20 Länder mit Euro-Währung

Das ist entscheidend, weil:

  • Der Euroraum wirtschaftlich homogener ist (gleiche Währung, ähnliche Geldpolitik)
  • Die EZB (Europäische Zentralbank) nur für den Euroraum zuständig ist
  • Vergleiche in der Preisentwicklung im Euroraum direkter möglich sind (keine Wechselkursverzerrungen)

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