Die Geschichte des traditionsreichen Kaufhauses Hertie ist eine Erzählung von Glanz, Niedergang und letztlich gescheiterter Wiederbelebung. Einst ein strahlendes Symbol des deutschen Einzelhandels, ist Hertie nun erneut in die Insolvenz geschlittert. Doch was ist geschehen? Eine Reise in die Vergangenheit und ein Blick auf die jüngste Entwicklung zeigt, wie aus ambitionierten Plänen eine traurige Realität wurde.

Die glorreichen Zeiten von Hertie

Hertie, gegründet 1882, war jahrzehntelang eine feste Größe im deutschen Einzelhandel. Mit eleganten Kaufhäusern in besten Innenstadtlagen bot Hertie eine breite Palette von Produkten, von Mode bis Haushaltswaren. Die Marke stand für Qualität und Kundenservice. Doch die 1990er Jahre brachten tiefgreifende Veränderungen: Globalisierung, veränderte Konsumgewohnheiten und der aufkommende Onlinehandel setzten den traditionellen Kaufhäusern zu.
Im Jahr 1993 wurde Hertie von Karstadt übernommen, und die Marke verschwand allmählich aus dem Stadtbild. Doch das war nicht das Ende der Geschichte.

Die Klöker-Ära: Ambition trifft auf Realität

2013 wurde der Name Hertie von den Brüdern Jan und Nils Klöker vom Insolvenzverwalter erworben und wiederbelebt. Jan Klöker bezeichnet sich selbst als „Kaufhausdirektor“ des selbst ernannten „Klöker Imperium mit 21 Onlineshops“. Er versprach noch 2017 nicht weniger als die Schaffung eines Konkurrenten zu Amazon (https://etailment.de/news/stories/Comeback-hertie-20447). Doch die Realität sah anders aus: Die Mitarbeiter sahen das laut Arbeitgeber-Bewertungsplattformen anders: Dort war seine negative und verachtende Haltung gegenüber den Mitarbeitern eher ein Thema und diese waren schon 2020 der Meinung „Die Firma geht so langsam den Bach runter, wenn sich nichts ändert“.

Und anstatt ein vielfältiges und qualitativ hochwertiges Angebot zu bieten, entwickelte sich Hertie zu einem Online-Shop, dessen Hauptgeschäft importierte Ware aus China war. Die Kunden, die nostalgisch an die alten Hertie-Zeiten zurückdachten, wurden enttäuscht. Die ursprünglichen Versprechen der Klökers, die glorreichen Zeiten wieder aufleben zu lassen, erfüllten sich nicht. Stattdessen fand man auf der Webseite von Hertie überwiegend Billigprodukte, die keinen nachhaltigen Eindruck hinterließen.

Der Corona-Boom und der tragische Verlust

Die COVID-19-Pandemie brachte zunächst einen unerwarteten Boom für den Onlinehandel. Auch Hertie profitierte kurzfristig von der erhöhten Nachfrage. Doch diese positive Entwicklung war von kurzer Dauer. Hinter den Kulissen sorgte Nils Klöker für die technische Infrastruktur des Unternehmens. Sein plötzlicher Tod im Jahr 2022 hinterließ eine Lücke, die nicht geschlossen werden konnte. Der Rückhalt, den Nils Klöker dem Unternehmen gewährleistete, brach weg und das Unternehmen kämpfte zunehmend mit noch mehr operativen Schwierigkeiten.

Das unvermeidliche Ende

Letztlich konnte Hertie den Anforderungen des Marktes nicht mehr gerecht werden. Die Versäumnisse in der Geschäftsstrategie und die fehlende Innovationskraft führten dazu, dass Hertie erneut Insolvenz anmelden musste. Ein Unternehmen, das einst als großes deutsches Kaufhaus bekannt war, hatte sich auf eine reine Handelsplattform für minderwertige Produkte reduziert. Die selbsternannten Ambitionen von Jan Klöker, Hertie wieder zu einem führenden Marktplatz zu machen, blieben unerfüllt.

Fazit

Das erneute Aus von Hertie ist bedauerlich, zeigt jedoch auch eine deutliche Lektion in Sachen Selbstüberschätzung. Ambitionen und große Pläne sind wichtig, doch ohne eine realistische Einschätzung der Marktbedingungen und eine solide Geschäftsstrategie bleibt Erfolg aus. Es bleibt zu hoffen, dass zukünftige Unternehmer aus dieser Geschichte lernen und die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen.

Es ist immer traurig, wenn eine Firma pleitegeht, besonders wenn sie auf eine so lange Tradition zurückblicken kann wie Hertie. Doch es zeigt auch, dass Erfolg im Onlinehandel mehr erfordert als nur nostalgische Marken und große Versprechen. Es bedarf einer klaren Vision, fundierter Planung und der Fähigkeit, sich an verändernde Marktbedingungen anzupassen.