Das behauptet zumindest das amerikanische Forschungs- und Investorenhaus Citron Research in einer aktuellen Untersuchung. Und sie scheinen damit recht zu haben. Denn wer auf etsy.com/de nach Fälschungen sucht, der wird schnell fündig. Seiten über Seiten gefälschte Produkte, welche in den Suchergebnissen erscheinen. Dass das Unternehmen davon Kenntnis hat, steht außer Frage, denn Etsy wurde in den vergangenen Jahren bereits mehrmals wegen eben dieser Fake-Produkte verklagt. Hier in Deutschland ist das Unternehmen dafür bekannt, dass es den Handmade-Marktplatz Dawanda 2018 übernommen hat. Etsy beschreibt sich selbst als Handelsplattform für handgemachte und vintage Produkte. In den vergangenen Monaten hatte die Plattform weltweit im Schnitt knapp über 500 Mio. Besucher pro Monat.

Auf Etsy fördert organisierte Kriminalität?

“Etsy hat als Aktiengesellschaft einen neuen Tiefpunkt erreicht. Wir glauben, dass das Management dieses Unternehmen wissentlich oder zumindest fahrlässig in die größte organisierte Handelsplattform für gefälschte Waren der Welt verwandelt hat, während dieses Verhalten nicht nur zugelassen, sondern gefördert und durch den Verkauf von Platzierung und Status an Millionen von Menschen gefördert wird Websites, die regelmäßig gegen Urheberrechtsgesetze verstoßen”, sagt Andrew Left, Gründer und CEO von Citron Research.

Diese Vorwürfe wiegen schwer, denn sie implizieren, dass der Plattformbetreiber nichts gegen die Massen an gefälschten Waren auf seiner Plattform unternimmt bzw. es sogar noch fördert.

Das sagen Etsys AGB & Richtlinien

“Sollten in einem Shop ungewöhnliche Bestellaktivitäten auftreten oder wir anderweitig der Meinung sein, dass deine Handlungen oder dein Shop zu Konflikten mit Käufern, Rückbuchungen, erhöhtem Betrugsrisiko, Fälschungen oder anderen Ansprüchen führen könnten, kann Etsy in Übereinstimmung mit unseren Nutzungsbedingungen, einschließlich der vorliegenden Richtlinie und der Richtlinie für Etsy Payments, Maßnahmen ergreifen, z. B. die Sichtbarkeit deines Kontos einschränken oder Einschränkungen oder Rücklagen auf deinem Zahlkonto vornehmen”, so die Verkäuferrichtlinie. (Gültig ab 1. Dezember 2022)

In den Nutzungsbedingungen findet sich wenig zum Thema Fälschungen. Das scheint die Untersuchungen von Citron Research zu untermauern. Und dort, wo sich etwas findet, verstößt Etsy selbst gegen die eigenen Bedingungen.

Faktencheck

Tatsächlich finden sich mit Leichtigkeit massenweise Fälschungen auf Etsy. Ihr braucht nur Suchbegriffe wie Rolex, Disney oder Louis Vuitton einzugeben. Hier das Ergebnis mit dem Suchbegriff “Rolex”:

Rolex Fakes auf Etsy

(Quelle: Screenshot Etsy.com/de)

Anfang des Monats wurde Etsy vom Cashmere and Camel Hair Manufacture Institute verklagt, weil auf dem Marktplatz Waren, die als Kaschmir bezeichnet wurden aber in Wirklichkeit synthetisch waren, angeboten wurden. Es wurden Verbraucher geschädigt. Es ist jedoch zu berücksichtigen, dass wir nicht erwarten, dass Etsy jedes Stück Stoff, das auf der Plattform verkauft wird, prüft, argumentiert Citron Research. ( Quelle: https://www.regulatoryoversight.com/2023/02/etsy-targeted-over-sale-of-counterfeitproducts/) Etsy verstößt mehrfach gegen seine eigenen Nutzungsbedingungen:

Was darf nicht verkauft werden?

“Unerlaubte Repliken oder Kopien von Artikeln und Mustern oder Designs, die deren Erstellung ermöglichen, sind auf Etsy verboten. Wir betrachten gefälschte oder nicht autorisierte Waren als Artikel, die eine authentische Ware imitieren, insbesondere durch Verwendung des Namens, Logos oder geschützten Designs einer Marke ohne Zustimmung des Markeninhabers. Darüber hinaus können wir upgecycelte oder wiederverwendete Artikel, selbst wenn Materialien verwendet werden, als Fälschungen betrachten, wenn sie den Namen, das Logo oder das geschützte Design einer Marke geschützten Designs ohne deren Erlaubnis. Beispiele für verbotene Fälschungen oder nicht genehmigte Waren sind Nachahmungen von Luxus- und Nicht-Luxusartikeln wie Taschen und Markenkleidung.” (Automatisch übersetzt)

(Quelle: Etsy Screenshot)

Citron Research hat Millionen gefälschter Produkte von nahezu allen A-Brands gefunden, Nike, Hermes, Cartier identifiziert. Bitter, dass einige der betrügerisch handelnden Sellern sogar Werbeanzeigen auf ihre Fake-Produkte schalten können.

Fazit: Das Forschungsunternehmen hat mit seinen Vorwürfen gegen Etsy recht. Diese Plattform scheint im Vergleich zu eBay und Amazon noch einmal eine besondere Stellung einzunehmen. Fälschungen auf Marktplätzen und Plattformen sind eine große Herausforderung für deren Betreiben. Aber es ist selten zu sehen, dass diese Unternehmen scheinbar rein gar nichts dagegen unternehmen. Im Gegenteil: Es darf vermutet werden, dass die Verantwortlichen wegschauen.

Etsy unternimmt nichts

Der Bericht stammt von Anfang Februar. Bis jetzt hat der Markplatz scheinbar nichts unternommen, die Flut an Fälschungen einzudämmen. Im Gegenteil, alle Ergebnisse des Citron-Research Reports konnten aktuell nachgestellt werden. Damit scheint sich der Eindruck zu festigen, dass das Unternehmen nicht nur nichts unternimmt, sondern den Handel mit gefäschten Produkten sogar fördert.

Schlecht für Händler, schlecht für Verbraucher

Der Handel mit A-Brand-Fälschungen wie Rolex, Hermes und LV scheinen ja noch offensichtlich zu sein. Und Verbraucher selbst wünschen auch diese Fakes zu kaufen. Hier hält sich der tatsächliche Schaden in Grenzen. Eher dürften die Luxusmarken und deren echte Kunden einen Schaden nehmen.

Aber wie sieht es denn bei den weniger bekannten und trotzdem – aus Fälschersicht – lukrativen Marken aus, z. B. Lacoste Ralph Lauren? Hier werden natürlich die Endkunden massiv betrogen und geschädigt!

Ehrliche Händler haben das Nachsehen. Wie soll ein echter Vintage- oder Pre-owned-Händler erfolgreich gegen diese Fälscher antreten? Das geht nicht. Im bleibt dieser Marktplatz verschlossen.

Händlerverbände sollten reagieren

Der Handel und die Förderung des Handels mit Fälschungen ist strafbar. Hiergegen ließe sich also juristisch vorgehen. Handelsverbände mit Fokus auf kleine und mittlere Händler sollten also entweder die Plattform abmahnen oder tatsächlich Strafanzeige stellen. Es ist schade, dass sich noch kein Verband gefunden hat, der gegen diese Machenschaften vorgeht und die kleinen Händler unterstützt!