Manche Mühlen mahlen langsam, aber sie mahlen. Bereits 2018 und 2019 hat Amazon deutliche Maßnahmen gegen Händler die Fake-Rezensionen kaufen angekündigt. Es begann mit Hinweisen, dann mit Löschungen, es gab vereinzelt Suspendierungen und Gerichtsverfahren. Nun zieht Amazon ein Fazit.
Lange genug hielt und hält sich leider die Mär, dass viele Rezensionen kausal für ein besseres Ranking der Amazon-Listings verantwortlich seien. Einige Dienstleister zeigten jedoch bereits vor Jahren auf, dass es keinen direkten Zusammenhang gibt. Das war ein Märchen. Es wurde erzählt von unseriösen Dienstleistern, Coaches und der Rezensions-Mafia. Viele – nicht sonderlich kluge und unlautere – Seller fielen auf diese Geschichten rein. Einige verloren durch ihr falsches und wettbewerblich illegales Verhalten ihre Existenz.
Aus Perspektive eines ehrlichen Händlers ist das jetzt auf dem Amazon-Blog abaoutamazon.de veröffentliche Resultat der Bemühungen erfreulich.
Wie alles begann
Die Krone setzte ein Vortrag des AMZTiger Gründers Norbert Weber auf einer Veranstaltung von Timo Bock (AMZStars & Dragonflip u.a.) auf. Schaut euch seinen Vortrag an. Hier ist das Originalvideo auf das sich auch dieser Spiegel-Beitrag bezieht:
Der Betreiber von AMZTigers forderte auf Bocks Veranstaltung die Händler offensiv zu illegalem, unfairem und gegen die Amazon-ToS verstoßendes Verhalten auf. Unverantwortlich vom Veranstalter, einen solchen Vortrag überhaupt zuzulassen. Unverantwortlich aber auch von den Sponsoren wie z. B. bidX, sich nicht ausdrücklich von der Veranstaltung/Vortrag zu distanzieren.
Was hat Amazon erreicht?
- 9 solcher Akteure gezwungen, ihr betrügerisches Angebot infolge der Verfolgung durch Amazon zu ändern oder ganz einzustellen,
- 17 einstweilige Verfügungen und über 150.000 Euro an Ordnungsgeldern gegen solche Akteure erwirkt, die nicht authentische Kundenrezensionen veröffentlichten,
- 2 Entscheidungen von Oberlandesgerichten mit grundsätzlicher Bedeutung für den gesamten Onlinehandel erwirkt, wonach Rezensionsvermittler offenlegen müssen, dass die Rezensionen gegen eine Gegenleistung erbracht wurden,
- kürzlich erstmals Informationen über Verkaufspartner:innen erhalten, die gefälschte Rezensionen erworben hatten; diese wird Amazon für die Durchsetzung von Richtlinien in unserem Store nutzen.
- 2020 wurden über 200 Millionen Fake Bewertungen gelöscht
- Seit 2018 30 Gerichtsverfahren angestrengt
- AMZTigers & TesterJob u.a. Plattformen wurden abgeschaltet (durch Amazons Intervention)
- Bekannte Brands wie Aukey, Mpow & Co. wurden von der Plattform verbannt
Und dazwischen passierten komische Dinge
Viele ehrlich agierende Händler fragten sowohl bei Amazon als auch bei Wortfilter nach, ob gegen die Rezensions-Mafia nicht härter vorgegangen werden kann. Bekannte Akteure wie Timo Bock, er verkaufte sein Unternehmen AMZStars an den unseriösen Internetunternehmer Martin von der Hocht, oder Norbert Wagner mit AMZTigers waren aufgebracht.
In Folge dieses Postings passierte dann auch eine – für den/die Auftraggeber teure wie wirkungslose – DDoS-Attacke auf den Wortfilter-Blog. Dabei ist dieser Beitrag als Warnung an Händler zu verstehen, quasi als ›Last Call‹.
Die Mühlen mahlen langsam, aber sie mahlen
Und damit sind besonders die Mühlen der Justiz gemeint. Amazon verbuchte einen Erfolg nach dem anderen und der Betrieb von Bewertungsplattformen wie AMZTiger, oder Timo Bocks/Martin von der Hochts AMZStars (jetzt lutendo) wurden nahezu unwirtschaftlich. Dieses Geschäftsmodell ist abgelaufen. Etliche Akteure sind verurteilt. Händler, die nicht auf die unzähligen Hinweise und Warnungen gehört haben, verloren teilweise ihre Existenz. Das ist schade, aber trotzdem richtig und konsequent.
Dieser Händler hat 2019 nicht verstanden, wovor und warum gewarnt worden ist. Denn keine zwei Jahre später gibt Amazon selbst bekannt, dass es mehrere große Datenbanken mit sehr vielen Händlerdaten zugängig hat. „Und du wirst sehen Mark Steier dass Amazon einfach auf deine Meinung scheißt – weil DU 0 Umsatz machst und die Jungs eben Millionen – Du überschätzt dich immer und immer wieder..“, so ein Seller in einem von ganz vielen Kommentaren aus 2019.
Wie wird es nun weitergehen?
Die Datenbanken wird Amazon weiterverarbeiten. Es wird also wahrscheinlich auch in Zukunft noch spektakuläre Sperrungen à la Aukey geben. Die Rezensionplattformen werden nach und nach verschwinden. Für euch ist aber wichtig: Finger weg von Bewertungsförderungen. Das ist und bleibt gefährlich. Für euch.
Aukey Schein wieder bei Amazon vertreten zu sein. Oder immer noch?
… nein, wie kommst du drauf?