Der Kreativität die eigenen Kunden in die Irre zu führen scheint bei Händlern grenzenlos zu sein. In diesem Beispiel möchte ein Händler seinen Kunden die Bearbeitung von PayPal Streitfällen in Rechnung stellen. Dieser Fall wird seit dem 22. Sep. 2023 angeregt in einem mydealz Forum diskutiert. Konkret geht es hier um den Shop hunter-collectors.de. Deren FAQs erregen so sehr die Gemüter, dass ein mydealz-Nutzer den Link zur Diskussion an wortfilter.de sendete.

Was ist passiert?

Diese FAQ sind der Stein des Anstoßes. Der Shop verkauft Artikel rund um Lego, Funktionsfiguren, Sammelkarten & Co.. Aus Sicht des Shop-Betreibers werden wohl zu viel unnötige PayPal-Streitfälle eröffnet. Sein Ziel ist es diese einzudämmen oder, wenn sie nicht vermeidbar sind wenigsten die Kosten bei seinen Kunden einzutreiben.

Wie seht ihr so ein Verhalten? Konkret geht es hier um den Shop: hunter-collectors.de/

(Quelle: Screenshot | mydealz)

Eine solche Formulierung ist nicht nur überraschend, sondern auch irreführend. Also ist sie nicht zulässig, kann abgemahnt werden und PayPal dürfte auch nicht begeistert sein. Und natürlich führt ein solches Verhalten zu Kunden- und Reputationsverlusten. Wer hat schon Lust bei einem solchen Händler zu kaufen, oder? Ein echter Händler aus der Hölle!

Warum das Ganze?

Dem Grunde nach mutet das Ganze wie ein Teufelskreis. Der Händler ist wegen des Verhaltens seiner Kunden  frustriert. Diese eröffnen in seinen Augen zu häufig und grundlos Streitfälle über PayPal. Die Kundenperspektive wird wahrscheinlich diese sein: Sie erwarten, dass eine Klärung über Mail nicht erfolgreich sein wird und gehen daher den für sie sicheren Weg. Es wird ein Streitfall eröffnet.

Ist das nun richtig?

Diese Frage stellt sich nicht, denn so ist nun einmal die Wahrnehmung des Händlers. Dieser sollte  einmal ganz konkret seine Zahlen ermitteln. Die Frage nach dem Verhältnis zwischen allen Transaktionen und eröffneten Streitfällen sollte gemessen werden. Ein Wert von 0,5% sollte auf gar keinen Fall überschritten werden. Erst dann habt ihr als Händler eine valide Zahl mit Aussagekraft. Denn nicht wenige Seller erliegen dem Phänomen der kognitiven Verzerrung.

Was sind die Ursachen, wie löst ihr solche Herausforderungen?

Hier darf gemutmaßt werden. Der Händler scheint mit der Situation überfordert zu sein. Er beobachtet den vermeintlichen Missstand und versucht ihn reaktiv, also wenn er schon passiert ist zu lösen. Smarter wäre es hier nach den Ursachen zu suchen und diese versuchen abzustellen. Effektiv würden dann weniger Streitfälle passieren.

Mögliche Ursachen:

  • Späte Beantwortung von Mailanfragen
  • Lösungsangebote werden als wenig hilfreich von Kunden empfunden
  • Geringe telefonische Erreichbarkeit
  • Fehlende/ schwer erreichbare Hinweise wie Kunden-Anliegen gelöst werden
  • Kunden reagieren auf Grund von Erfahrungen mit anderen Shops

Lösungsansätze-/Ideen:

  • Schneller & einfacher Kundenkontakt per Mail & Telefon
  • Kunden zugewandte Kommunikation
  • Pro aktive Hinweise während des Kaufvorgangs z.B. “Erstattung innerhalb von 24h”
  • Herausstellung des Merkmals “guter Service”

Zum Abschluss darf natürlich nicht die Erfolgsmessung fehlen. Zu vermuten ist, dass der Händler lediglich in seiner Einfältigkeit gefangen ist, denn die generellen Feedbacks seiner Kunden sind gut. Bei diesem Händler kaufen würde der Autor nicht, denn solche FAQs reflektieren das grundsätzliche Mindset wie der Shop zu seinen Kunden steht: Sie sind Störfaktoren. Schade also, dass dieses Thema hochgekocht ist!