Die überzogene Preisanpassung von JTL, übrigens die zweite innerhalb kurzer Zeit hat für viel Unmut unter den JTL Anwendern geführt. Hier nun ein Gastbeitrag eines Seller, der anonym bleiben möchte.
Gastbeitrag eines JTL Nutzers:
Dass mit dem neuen Eigentümer so zügig die enormen Preiserhöhungen kommen, finden wir wirklich gut, das meine ich tatsächlich ernst, lest weiter!
Wir haben seit 2007 JTL im Einsatz und haben uns über den kurzen Draht zu den Entwicklern gefreut, die hatten das Ohr am Händler (nicht nur bei dem großen, sondern auch bei dem interessanten, auch wenn dieser klein war). Dies wurde immer besser, z.B. durch das Forum und durch die legendären Videos von Manuel. Es war eine schöne, ertragreiche Zeit und Kultur (auch JTL hat Geld verdient). So wurden relativ gute Software und gute Tools entwickelt, die ihresgleichen sucht.
Warenwirtschaft, Shop, Servicedesk, Track and Trace, WMS, Gutscheine, alles von einem Hersteller, alles recht gut. Wir haben uns eingerichtet in der Abhängigkeit eines Anbieters.
Dieser Fehler fällt uns nun auf die Füße, dass hätten wir nie machen dürfen. Aber zum Glück kommt bereits jetzt der neue Eigentümer mit neuen Preisen und neuer Strategie (Cloud, Cloud und nochmal Cloud) um die Ecke und zeigt zügig und deutlich, dass er diese Zeit und diese Kultur nicht mehr will. Ob das gut oder schlecht ist, bewerte ich nicht (kann ich auch nicht).
Wir stellen uns aber darauf ein, dass der Focus bei JTL jetzt eher auf kurzfristige Gewinne und deren Abschöpfung gelegt wird, als auf langfristig gute Softwareprodukte.
Das heißt für uns: wir bauen die Abhängigkeiten nach und nach ab und suchen Alternativen und haben bereits welche gefunden. Dabei handeln wir aber überlegt und nicht überhastet.
Durch die Entwicklung im Hause JTL werden sich ganz sicher auch weitere Alternativen auftun. Warum Track and Trace entwickeln, wenn JTL so was preiswert anbietet, um nur ein Beispiel zu nennen. Nun ist es nicht mehr für eine sehr große Anzahl JTL-Kunden attraktiv, da wird sicher die eine oder andere Firma einen Markt (vielleicht) entdecken. Irre ich mich hier, so werden es andere Tools und Lösungen sein.
Wir werden zunächst bei JTL Wawi, Shop und WMS bleiben, bis es bessere Alternative gibt, die wir derzeit noch nicht sehen. Aber für Greyhound, DMS und einige andere Dinge gibt es bereits Alternativen. Die Abhängigkeiten werden von Jahr zu Jahr weniger, ganz sicher.
JTL hat mit der enormen Preiserhöhung den Wettbewerb wieder in den Gang gebracht, das ist gut so. Andere Anbieter, die nicht den Druck haben, in kürzester Zeit Gewinne abzuführen und eine Cloud-Lösung neu zu entwickeln, werden uns bald mit Alternativen überraschen. Anbieter die ihren Focus auf Masse statt auf wenige größere Kunden legen. Wir freuen uns darauf.
Habe ganz gute Erfahrungen mit 4EGrowth Amazon connectoren gemacht.
Das Problem mit den All-In-One-Lösungen ist, dass man auf einen einzigen Anbieter setzt und nicht mal schnell einzelne Komponenten gemäß des ‘best of breed’-Ansatzes austauschen kann. Gerade der JTL-Shop verweigert prinzipiell die Zusammenarbeit mit anderen WMS/LVS-Systemen. Preiserhöhungen bei diesen ‘alles inklusive’-Anbietern, wie zuletzt bei Plentymarkets, dann bei Dreamrobot und Afterbuy, nun bei JTL, zeigen, dass es manchmal besser ist, auf verschiedene Lösungen zu setzen und diese mit Hilfe von Schnittstellen miteinander zu verbinden, um in diesen Fällen kurz- oder mittelfristig eine Komponente auszutauschen: Das ist auch eine Frage des Budgets und des Willens. Aber nachvollziehbar, warum größere Händler lieber auf spezialisierte Systeme setzen: Hier ein eigenes PIM und ein Marktplatz-System wie Tradebyte oder Brickfox, dort einen Shopify- oder Shopware-Shop, hier Descartes pixi oder Pickware oder Pulpo als WMS: Das schenkt Freiheit.
Wer als kleiner Händler sich das nicht leisten kann, sitzt vor schwierigen Herausforderungen: Wer beispielsweise aber anstelle von 99,- EUR monatlich jetzt keine 198,- EUR zahlen kann, sofern sich der Preis beim gebuchten Setup verdoppelt haben sollte, der hat generell ein ganz anderes Problem, dahingehend, dass das ganze Geschäftsmodell auf Kante kalkuliert ist.
Wie schon bei den Verkaufskanälen, ist es immer bedenklich, sich zu sehr auf einen Anbieter zu verlassen. Das ist ja auch schon manchen Händlern mit ebay, Amazon oder – aktuell von euch beschrieben – Otto passiert.
So richtig in den Allerwertesten gekniffen snd aber diejenigen, die gleichzeitig JTL und Shopware nutzen. Denn in beiden Unternehmen geben nur noch sog. “Investoren” den Ton, es gelten nur noch kurzfristige Umsatz-Ziele, aber Kunden, Partner und Community werden mal eben enfach vergrault. Obwohl man einen großen, wenn nicht gar den größten Teil seiner Entwicklung und erreichten Position genau dene zu verdanken hat.
In beiden Fällen gilt wohl für die betroffenen Händler das Prinzip “Angelockt und abgezockt” – bei JTL nach dem früheren Freebie-Modell mit dem Label “kostenlos” (ha ha, sieht man ja jetzt!) und bei Shopware mit einem umfangreichen freien Shopsystem (Versionen 4 und 5) mit großer Community, das nun meines Erachtens primär in Richtung SaaS getrieben werden dürfte, so dass der Wegfall der “Community Edition” vermutliche nur noch eine Frage der Zeit sein könnte. Bei Shopware fällt zudem unangenehm auf, dass das System an sich eigentlich nur noch ein Shop Gerüst a la WordPress (als CMS) darstellt und inzwischen jeder Pups mehr über Plugins realisiert werden muss, für die es nur noch Mietlizenzen gibt.
Aber nun gut, dann geht es mit manchen Dingen halt erstmal einen Schritt zurück, z.B. mit modifiedshop oder auch Gambio und anderen ERPs oder zur Not halt auch mit Excel. Ich hatte früher auch schon Händlern CSV- und Excel-Exporte im Shop programmiert, die dann z.B. zu Steuerberatern und Fulfillern durchgereicht wurden. Sowas kann man heute sicher mit Tracking-Daten aus den Portalen der Versanddienstleister kombinieren und mit Mail-Programmen wie z.B. Supermailer via AutoIt etc. Vorgänge automatisieren.
Die Lissons haben den Vorteil, dass sie für JTL schon abkassiert haben dürften und nun der “Investor” den schwarzen Peter, den Stress und den Ärger hat. Bei Shopware sind ja PayPal und Carlyle an Bord und vermutlich gibt es da erst später den goldenen Handschlag für die Hamanns, wenn mehr Saas, mehr Internationalisierung usw. geliefert wurden. Die Websites unter shopware.com werden ja schon standardmäßig in Englisch statt Deutsch ausgeliefert und auf shopware.de wird man derzeit mit einer Meldung bzgl. eines abgelaufenen Zertifikats begrüßt, obwohl man zu https://www.shopware.com/de/ weitergeleitet werden müßte.
Wer die Loyalität seiner Kunden und seiner Community (Service Partner, externe Entwickler, Händler etc) dermaßen mit Füßen tritt wie zuletzt JTL und Shopware, muss sich über negative Bewertungen und Negativempfehlungen genauso nicht wundern wie über abwandernde Kunden. Ich empfehle derzeit niemandem mehr JTL oder Shopware. JTL war immer schon problematisch und buggy, Shopware 6 mag zwar einen neuen Technik-Stack haben, ist aber hinsichtlich des Funktionsumfangs out-of-the-box nur noch peinlich. Und damit diese Peinlichkeit nicht bei Updates oder Plugin-Installationen plötzlich und unerwartet die Grätsche macht, braucht es häufiger standardmäßig eine Staging-Umgebung und eher eine Agentur statt Freelancer als Dienstleister.
Danke für nichts, JTL und Shopware…
Hi, als Alternative für das WMS kann ich unser WEMALO empfehlen, was über eine Schnittstelle zu JTL verfügt.
Das kann gerade auch jetzt für Logistikdienstleister interessant werden, die bisher auf JTL gesetzt haben.
Schaut es euch gerne an. Wir bieten JTL Kunden Sonderkonditionen für einen Wechsel
Wir waren zuerst auch geschockt. Dann hat sich der Schock etwas gelegt und nach 2 Wochen sind wir noch mehr geschockt als zur Anküdigung der Preiserhöhung. Wir können auch nicht einfach von JTL weg, weil wir unsere Positionen bei Google verlieren würden.
Aber alles, was ab jetzt passiert, passiert ohne JTL. Aktuelle Shops laufen erstmal weiter und alles zukünftige passiert mit einem neuen Anbieter. So etwas wie bei JTL haben wir noch nie erlebt.
Hallo,
so ähnlich geht es den Nutzern mit Plentymarkets ja auch, nur das die letzte Preiserhöhung eher den kleinen Händlern auf die Füße gefallen ist. Die größeren Shops werden das nichtmal gemerkt haben. Es ist sehr schade, das die Shops, die solche Portale über Jahre mit ausgebaut & mit finanziert haben, dann immer rausgedränggt werden die die immer hören Preisen. Sehr schade. Richtige Alternativen sind da sehr schwer nur noch zu finden, wenn überhaupt.
Mehr als 100% Preissteigerung und nur 14 Tage Frist für die Händler 😂. Kann es noch schlimmer werden? Unsere Kunden sind verzweifelt. Wir ziehen die Kunden zu Odoo um: 24 € pro Benutzer, inklusive ALLES, auch eBay und Amazon.
https://tecsee.de/odoo-servicepartner/
Mmh. Da hat sich eine Odoo Agentur gedacht sie macht mal ein bisschen Werbung. Dann aber bitte bei der Wahrheit bleiben. eBay und Amazon funktioniert nicht Out of the box bei Odoo und bei 24€ bleibt es auch nicht. Wir sind selber Odoo Entwickler/Nutzer und haben den Amazon Connector aufwendig auf Fordermann bringen müssen. Aber im Gegensatz zu JTL ist Odoo ein richtiges ERP mit sehr sehr vielen Features und toller Performance. Und vor allem, geht nicht, gibt es nicht. Für Wechselwillige sicherlich ein Blick wert.