Eine aktuelle Umfrage des Beratungsunternehmens Deloitte hat gezeigt, dass 58 Prozent der befragten Unternehmen auf smarte Automatisierung setzen und 27 Prozent erhoffen sich in den kommenden drei Jahren eine Kapazitätssteigerungen durch KI-Einsatz. Doch welche Entscheider wurden befragt? Trifft diese Prognose auch auf die KMU und Kleinstunternehmer zu? Oder ist das eher eine drohende Gefahr für uns?

Findet ihr euch in den Aussagen wieder?

Die nächste Stufe der Automatisierung hält in den Unternehmen Einzug. Dies zeigt eine Umfrage von Deloitte unter mehr als 500 Führungskräften weltweit. 58 Prozent der Befragten haben in ihrem Unternehmen bereits mit einer intelligenten Automatisierung begonnen. Damit hat die technologiebasierte Umstellung von Geschäftsprozessen die nächste Stufe erreicht, in der Prozessautomatisierung, künstliche Intelligenz (KI) und verwandte Technologien kombiniert werden.

Mit messbarem Erfolg: Die befragten Führungskräfte rechnen mit einer Umsatzsteigerung von 11 Prozent und einer durchschnittlichen Kostensenkung von 22 Prozent in den nächsten drei Jahren. Hinzu kommen erwartete Kapazitätssteigerungen von 27 Prozent. Das entspräche der Arbeitsleistung von 2,4 Millionen Vollzeitkräften in den befragten Unternehmen.

Antwort auf den demografischen Wandel

„Bis 2028 wird die Zahl der Arbeitskräfte in Europa um bis zu acht Millionen sinken. Angesichts dieser spürbaren Auswirkung des demografischen Wandels ist es entscheidend, dass Unternehmen für die Vorzüge der Automatisierung offen sind“, sagt Peter Fach, Partner bei Deloitte im Bereich Robotics und Intelligent Automation. „Vor allem die Prognosen zu Umsatz und Kosten zeigen: Mensch und Maschine können sehr erfolgreich zusammenarbeiten. Immer mehr Führungskräfte erkennen und nutzen die Chancen, die ein Miteinander von Mensch und Maschine bietet.“

Rund 38 Prozent der Entscheider, die sich mit dem Thema beschäftigen, haben Pilotprojekte zur intelligenten Automatisierung eingeführt. 12 Prozent von ihnen setzen die neue Technologie umfassend ein und acht Prozent automatisieren in großem Umfang. Bei Letzteren haben sich im Vergleich zu der Befragung im Vorjahr die Zahlen verdoppelt.

Erhebliche Hürden

Doch viele Unternehmen sind nicht ausreichend auf die intelligente Automatisierung ihrer Geschäftsprozesse vorbereitet. 42 Prozent der Befragten haben sich mit diesem Thema noch nicht befasst. Fragmentierte Prozesse sind für 36 Prozent der Befragten die größte Hürde bei der Einführung von KI-basierter Automatisierung. Nach Ansicht von 17 Prozent der Führungskräfte ist die interne IT noch nicht bereit. Wie sich die technologische Veränderung auf die Belegschaft auswirken wird, ist 44 Prozent der befragten Entscheider unklar. Mehr als die Hälfte der Führungskräfte (60%) weiß nicht, ob sich ihre Mitarbeiter entsprechend weiterbilden sollten.

Scaling Labs: Automatisierung erleichtern

Um die Automatisierung von Unternehmensprozessen besser zu ermöglichen, hat Deloitte eigene Scaling Labs entwickelt. „Damit können Firmen alle wesentlichen Aspekte in den Fokus nehmen – von der passenden Personalstrategie über Technologie- und Infrastrukturfragen bis hin zur Cybersicherheit. So gelingt es, automatisierte Prozesse effizienter und im gesamten Unternehmen zu etablieren“, betont Fach. Ein weiteres Hindernis ist – neben fehlenden Anwendungsfeldern und zu geringer Datenqualität – der Mangel an der nötigen Expertise in der eigenen Belegschaft und auf dem Bewerbermarkt.

Weniger Fehler, mehr Effizienz

Ein Beispiel für den Einsatz intelligenter Automatisierung sind Kundenregistrierungs- und Anmeldeprozesse. Die Herausforderung ist hier, unstrukturierte oder papierbasierte Daten, wie Anschreiben, Freitextnotizen oder Ausweiskopien, für automatisierte Prozesse nutzbar zu machen. KI-Lösungen wie Natural Language Processing und Machine Learning in Kombination mit Robotics ermöglichen neue Formen der Automatisierung.

Quelle: WIK

„Die Fehlerquote in der Bearbeitung sinkt, die Effizienz steigt und der Aufwand wird insgesamt reduziert“, sagt Fach. „Unternehmen müssen nicht mehr die komplette technische Kompetenz selbst aufbauen, sondern können auf fertige, KI-basierte Services zurückgreifen, um ihre Automatisierungen wirkungsvoller zu implementieren.“

Die komplette Studie finden Sie hier zum Download: http://ots.de/0SBU5P (Quelle: Pressemitteilung)

Und so sieht die bittere Realität bei den Marktplatzhändlern aus

„Auch beim operativen Betrieb des Marktplatzgeschäfts hantieren die Unternehmen mit Steinzeitwerkzeugen in einem Zukunftsmarkt. 60 Prozent der Händler und Hersteller nutzen keine Schnittstellen von Amazon, bearbeiten also Produktlistings manuell oder über Excel-Listen. Auch die Automatisierungs-Chancen von Spezialsoftware zur Artikeleinstellung oder Auftragsabwicklung auf den Marktplätzen oder Repricing-Tools werden selten genutzt. Das schadet der Effizienz und kostet Marge. Und lediglich jedes vierte Unternehmen analysiert seine KPIs mit­hilfe von spezieller Software“, so eine Umfrage unter 344 Händlern der Agentur ecom consulting und Internet World.

Von ecom consulting und Internet World befragte Händler

Woran liegt es?

Auch hierrüber gibt die Umfrage Auskunft. Es fehlt an Kapazität. Das stimmt sicherlich, betrachtet aber die Herausforderung der KMUler nur oberflächlich. Stellt euch einmal folgende Fragen:

  • Habt ihr genug Ertrag, damit ihr Mitarbeiter einstellen könnt?
  • Könnt ihr Mitarbeiter führen?
  • Sind eure Betriebsprozesse so gestaltet, dass sie von einem Dritten einfach erlernbar sind?
  • Seid ihr selbst in der Lage euren Betrieb prozessual umzugestalten?
  • Habt ihr das notwendige, technische Fachwissen, um über Tools oder den Einsatz von KI zu entscheiden?
  • Seid ihr in der Lage, qualifiziert ein Projekt an einen Mitarbeiter/Dienstleister zu übergeben und zu überwachen?
  • Welche KI kennt ihr?
  • Wie unterstützt euch eure bisherige Software?

Es wird für euch, also in der Gruppe der Klein- und Kleinstunternehmer, nicht nur ein steiniger Weg werden, sondern es wird sich sehr bald eine existenzielle Frage stellen, wenn keine Lösung erarbeitet werden wird.

„Die Ergebnisse der Umfrage deuten darauf hin, dass vor allem cloudbasierte „KI-as-a-Service“-Angebote eine große Rolle im Mittelstand spielen werden. Der Hintergrund ist, dass häufig die entsprechenden Fachkräfte in KMU fehlen oder die eigene Datenbasis zu klein ist, um eigene KI-Lösungen zu entwickeln“, so das Ergebnis einer Umfrage des WIK – Wissenschaftliches Institut für Infrastruktur und Kommunikationsdienste.

Fazit: Die Ursachen sind im Wesentlichen auf drei Bereiche zu reduzieren und zwar sind das Wissen und Fähigkeit des Unternehmers, finanzielle Ressourcen und Leistungsangebot der Dienstleister.

Zwei Mammutaufgaben

Der kleine Handel und der Kleinsthandel müssen sich schulen, das wird eine zentrale Hausaufgabe sein, die ihr als Unternehmer leisten solltet. Passiert das nicht, werdet ihr über kurz oder lang auf der Strecke bleiben. Dazu gehört aber zunächst eine wesentliche Eigenschaft, die leider vielen von euch fehlt. Und das ist die Selbstreflektion. Es tut weh, zu erkennen, dass ihr zu wenig Wissen habt und ist und bleibt schwer, dieses halbwegs planvoll aufzuholen, aber genau das wird von euch abverlangt.

Jedoch: Das beste Wissen hilft nicht, wenn euch SaaS-Angebote fehlen. Und da sind nun die >Bremsen des Handels< gefragt, eure Dienstleister und ERP/Wawi-Anbieter. Bei diesen euren Zulieferern muss die Erkenntnis reifen, dass sie in den kommenden Jahren viel an Kundschaft verlieren werden, wenn sie selbst euch nicht mit Lösungen unterstützen.

Fazit: Es wird spannend und kommt einer Mammutaufgabe gleich, die viele Leichen am Wegesrand liegen lassen wird.