Vor fast 2 Jahren hatte Frank Thelen in seinem Podcast einen Philosophen zu Gast. Viele technologische Themen wurden besprochen. Es wurde auch eine drohende Überbevölkerung thematisiert und das Desaster begann. Müssen wir uns nun, fast 2 Jahre später, darüber empören? Wie sind seine Sätze einzuordnen und vor allem, was ist von Thelens Reaktion zu halten? Sollen wir Konsequenzen ziehen?

Was hat er tatsächlich gesagt?

Für mich war zunächst die wichtigste Sache, die Folge tatsächlich anzuhören, um seine Äußerung in einem Kontext sehen zu können. Leider versäumten die Zitierenden genau diesen mitzuliefern. Schade. Jedenfalls findet ihr hier und an dieser Stelle den Anfang: Spotify Folge #012 des Podcasts Startup-DNA: Der Podcast mit Frank Thelen nach Minute 58:19. Hört euch die Stelle zur eigenen Meinungsbildung bitte an.

»Man könnte ja zum Beispiel, ich sage nicht, dass ich das gut finde, ich habe das nicht durchdacht, aber [… ] Man könnte in Afrika genau das machen: Ein Gesetz erlassen und sagen: ›Nach soundso viel Geburten wird der Mann sterilisiert.‹ Ich sage nicht, dass es richtig ist, ich sage einfach nur […]« so Thelen.

Eine Gesellschaft der Empörten

Auf Twitter, auf Facebook, in den Sozialen Medien. Es gibt kaum ein Ereignis, ein Zitat, eine Äußerung, welche nicht ausgeschlachtet wird. Dann jedenfalls, wenn sie es hergibt. Jeder glaubt, den nächsten Pocher machen zu müssen. Draufhauen, wenn das Gegenüber schon am Boden liegt. Jeder hebt den moralischen Zeigefinger und sieht sich gedrängt, das auch lauthals zu verkünden. Ob das nun gut oder schlecht ist mag dahingestellt sein. Der Effekt ist der, dass wir tiefe Einblicke in nahezu jede öffentliche Verfehlung der Protagonisten erhalten. Und tatsächlich können die Verbreitungen auch helfen, Entscheidungen zu fällen.

Thelens großes ›Mimimi‹. War das nötig?

Tatsächlich spricht Thelen das Thema Überbevölkerung an (54:18) und nicht sein Gesprächspartner, wie er in seiner Entschuldigung sagt, Frank äußerte nicht, dass es um Mann oder Frau ging, und nein, er hat vorher und nachher nicht gesagt, dass das keine gute Idee ist. Das ist schlicht falsch. Ob ein anderer Textausschnitt eine andere Sichtweise ergeben hätte? Das darf trefflich gefragt werden. Ihr solltet es selber hören (s. o). Die Einschätzung, dass es sich möglicherweise beim Droppen der Äußerung um eine bewusste Positionierung von Hatern handelt, mag stimmen. Aber ist das wirklich wichtig?

 

Fassen wir zusammen: Thelen entschuldigt sich, fühlt sich missverstanden und ist böse, dass jetzt alles öffentlich geworden ist. Wissen wir denn jetzt, was mehr ärgert? Dass er so denkt (und es gesagt hat), oder dass es nun aufgekippt ist?

Wie sollte das nun eingeordnet werden?

Tja, das ist wirklich eine wichtige Frage. Wenn ich ehrlich bin, schafft diese Podcast-Folge Distanz. Ich möchte nicht mit Menschen zu tun haben, die so etwas überhaupt denken. Warum dieser Gedankenstrang? Er war nicht nötig um die Problematik der Überbevölkerung zu beschreiben. Wer denkt also so etwas? Ein Frank Thelen. Schrecklich. Ob das nun einen Rassisten aus ihm macht? Wir wissen es nicht, denn: Wir schauen nur vor seine Stirn. Wichtig ist, dass der Zeitpunkt der tatsächlichen Veröffentlichung vom Shitstorm gelöst wird. Beides hängt meiner Meinung nach nicht zusammen. Wichtig ist, DASS er diese Sätze geäußert hat. Das ›Wann‹ ist egal.

»Das Schlimme ist, die Idee einer Zwangssterilisierung von Afrikanern zu haben und sie in die Welt zu tragen«, so der Investor Danijel Visevic

Konsequenzen? Yes or No, das ist hier die Frage.

Diese Entscheidung sollte jeder für sich treffen. Ich mag Thelen nicht, weil er in meinen Augen ein unaufrichtiger Charakter ist. Im Kontext des ›von Floerke‹ führte ich die einen oder anderen Telefonate.

Und nun? Lasst diskutieren!