Eine internationale Forschergruppe hat die Ergebnisse einer Studie veröffentlicht. Sie kommen zu dem Entschluss, dass bezahlte Bewertungen ehrlicher und ausführlicher sind. Darüber hinaus stellen sie – wen wundert es – fest, dass eine Incentivierung zu einer höheren Teilnahme führt.

“Wenn Studienteilnehmer jedoch Münzen für die Abgabe von Bewertungen erhielten, stieg der Anteil der Teilnehmer, die überhaupt Bewertungen abgegeben, von durchschnittlich 35 % auf 70 %. Rezensenten, welche auf die Anreize reagierten, lieferten qualitativ hochwertigere Bewertungen und glichen die über optimistischen Bewertungen von eher intrinsisch motivierten Mitwirkenden aus, sagten Forscher. Spieler, die ohne Belohnung Bewertungen abgegeben haben, tendierten dazu, viel besser zu bewerten, als die Erfahrungen tatsächlich waren.”, so sinngemäß das Forscherteam.

Die Studie sowie die Daten können über diesen und diesen Link eingesehen werden.

Das Studienergebnis stellt unsere bisherige Meinung auf den Kopf

Amazon & Co. kämpfen wie Weltmeister gegen incentivierte Rezensionen, weil die Wahrnehmung bisher war, dass begünstigte bzw. belohnte Bewertungen >fake< sind. Produkte werden besser bewertet als sie tatsächlich sind, so die Plattform- und Verbrauchermeinung. Dem einher geht auch die Ansicht von Verbraucherschutz Organisationen und den Verbrauchern selbst.

Einzig das Amazon Vine-Programm scheint eine Ausnahme zu machen. Innerhalb des Programms begleitet Amazon selbst Verbraucher zur Abgabe von Rezensionen. Allerdings sind die Zugangshürden zu dieser Initiative für viele Seller zu hoch.

Im Ergebnis lehnen aber alle Plattformen wie Amazon, Check24 oder booking.com jeden Anreiz für die Abgabe einer Bewertung konsequent ab. Und sie verklagen fleißig  Serviceanbieter, welche >bezahlte< und vor allem willige Bewerter für die jeweiligen Produkte anbieten. Dir Forschenden kommen jedoch zu einem genau anderen Ergebnis.

Dem Studienergebnis folgend handeln alle Plattformen falsch

Die Forscher zeigen auf, dass nicht incentivierte Bewertungen häufig übertrieben sind und daher eine schlechte Guidance liefern. Das bedeutet organische Bewertungen führen Verbraucher oft in eine völlig falsche Richtung und taugen als Orientierungshilfe wenig.

Bezahlte bzw. belohnte Rezensionen hingegen sind ausführlicher und ehrlicher. Sämtliche Plattformen erreichen also derzeit das Gegenteil vom dem was sie darstellen möchten: Ehrliche, vertrauensvolle und ausführliche Produkt-Bewertungen.

 Was wäre die richtige Lösung

Es gibt sicher unterschiedliche Lösungsansätze ein gutes Anreiz basiertes Bewertungssystem einzuführen. Das vorne weg. Eine einfache und schnelle Lösung wäre auf bestehende Systeme aufzusetzen. Bei Amazon böte sich das Vine-Programm an.

Alle Plattformen könnten ein incentiviertes Rezensionsprogramm kuratieren. Zum Beispiel in dem sie Mail-oder Beilagen-Texte und/oder ein automatisches Belohnungs-System in Form von Punkte-Gutschriften einrichten. Damit würden externen und möglicherweise missbräuchlichen Dienstleistern weniger Chance gegeben zu tricksen. Und für Verbraucher und Anbieter würden echte Mehrwerte dargeboten.

Kritik an der bisherigen Entscheidung

Durch diese Studie wird offensichtlich, dass die bisherige Rezension-Politik aller Plattformen grundlegend falsch gedacht worden ist. Niemand hat bisher das Bewertungsverhalten der Nutzer tatsächlich untersucht. Das ist schlicht versäumt worden. Erschreckend, dass kein kluger Kopf bei Amazon & Co. auf die Idee gekommen ist sich die grundlegende Frage zu stellen, welche Art der Bewertung nun hilfreicher für die Nutzer sind. Frühere Studien hätten viel Ressource und vor allem ganz viele Account-Suspendierungen gespart.

Missbrauch, Missbrauch und Missbrauch

Natürlich besteht bei jedem Regelwerk die Gefahr des Missbrauchs. Das liegt ja schon fast in der Natur der Sache. Jedoch darf durchaus vermutet werden, dass sich die Missbrauchsintentionen mit einem kuratierten Rezension-System massiv reduzieren. Lediglich die aktive Frage und Belohnung einer positiven Bewertung wäre noch übrig und als Grund für Tricksereien zu sehen.