KI-manipulierte Reklamationsbilder: Die neue Betrugswelle im E-Commerce?

Ein Fall rund um Airbnb zeigt , wie einfach heute falsche Bilder mit KI erstellt und manipuliert werden können – und welche Risiken daraus für Plattformen und Händler erwachsen. Eine Airbnb-Mieterin in New York wurde fälschlich mit einer Schadenersatzforderung von fast 14.000 Euro konfrontiert, obwohl sie keinen Schaden verursacht hat. Erst nach öffentlichem Druck durch den Guardian ließ Airbnb die Forderung fallen. Der Verdacht: Der Gastgeber hatte mutmaßlich KI-veränderte Bilder eingereicht, die er nicht mehr verifizieren konnte.

Warum dieser Fall E-Commerce-Händler & Plattformen betrifft

Der Airbnb-Fall betrifft das Thema visuelle Beweisführung. Er zeigt damit eine neue neue Betrugsmasche im Onlinehandel. Käufer senden manipulierte Fotos von angeblichen Produktbeschädigungen – sei es ein Kratzer auf dem Smartphone, ein Loch im Stoff oder ein angeblicher Krater im Gehäuse. Dank generativer KI-Tools sind solche Fälschungen inzwischen verblüffend real.


KI-manipulierte Reklamationsbilder
Quelle: Weibo

Händler stehen dann vor drei Problemen:

  • Sie geben Preisnachlässe oder Rückerstattungen, obwohl kein echter Schaden vorliegt.
  • Ersatzsendungen verstärken zusätzlich den Schaden.
  • Negative Bewertungen aufgrund falscher Angaben belasten.

Viele Käufer bewerten solche Bilder als „kleinen Betrug“, weil der mögliche Betrag gering ist – dieser „Kavaliersdelikt“-Gedanke macht die Sache gefährlicher, denn in der Masse entsteht hier echter wirtschaftlicher Schaden in Millionenhöhe.

Plattformen sind derzeit unzureichend geschützt

Bisher nutzen nur wenige Plattformen Technologien zur Bildprüfung. Amazon setzt ein System zur Prüfung eingereichter Händlerdokumente (z. B. Wasserrechnungen) ein – aber nichts Vergleichbares für Fotos aus Kundenreklamationen. Bei Plattformen wie eBay, Etsy oder Kaufland ist das Thema aktuell noch nicht angekommen.

So entsteht ein gefährliches Ungleichgewicht: KI-Betrug trifft auf manuelle Prüfung oder Blindvertrauen. Händler, die falschen Schadensbildern glauben, zahlen womöglich unnötig – oft ohne eine Idee zu haben, dass sie betrogen wurden.

Tools zur Erkennung von KI-Manipulationen

Es gibt bereits mächtige Technologien, die manipulierte Bilder erkennen können. Händler sollten diese Tools kennen und einsetzen:

  • Hive Moderation – KI-basierte API zur Erkennung von Deepfakes und AI-generierten Bildern. In unabhängigen Tests mit über 98 % Genauigkeit bewertet.
  • Decopy AI – kostenloses Tool zur Analyse, ob ein Bild per AI erstellt oder manipuliert wurde. Erkennt generative Bilder von Midjourney, Stable Diffusion, DALL·E u. ä.
  • Forensically – kostenloses Toolkit für digitale Bildforensik (z. B. Clone Detection, Metadatenanalyse, Error Level Analysis).
  • Vastav.AI – cloudbasierte Plattform zur Erkennung von Deepfake-Bildern und -Videos mit Heatmaps, Metadatenanalyse und Confidence Scores.
  • Sentinel & Sensity – Enterprise-Tools zur Echtzeit-Deepfake-Erkennung mit visueller Darstellung der manipulierten Bereiche.

Diese Lösungen können dabei helfen, eingereichte Beweisbilder zu analysieren, Schwachstellen aufzudecken oder bei Unsicherheiten externe Prüfungen anzustoßen. Links zu den Tools findest du weiter unten.


„Einige Händler haben berichtet, dass sie Kunden hatten, die für denselben Becher Rückerstattung beantragt haben, aber die Bilder der beschädigten Ware an verschiedenen Stellen zeigten. Andere Händler haben erzählt, dass sie neue Kleidungsstücke hatten, die offensichtlich künstlich zerrissen waren, und sogar an Früchten waren die Schimmelpilzflecken offensichtlich gefälscht.“, berichtet ein chinesischer Onlinehändler-Blog.


Warum Händler jetzt aktiv werden müssen

1. Hohe Schadenssummen durch KI-Fotos

Selbst Einzelreklamationen können schon im mittleren dreistelligen Bereich liegen. KI-gestützter Massebetrug kann schnell in die Millionenhöhe für den Onlinehandel führen.

2. Unsichtbarer Betrug

Manipulierte Bilder sind häufig auf den ersten Blick nicht erkennbar. Viele Händler vertrauen auf menschliche Prüfung oder bewerten den Aufwand als zu hoch.

3. Fehlende Plattformstandards

Ohne Bildprüfmechanismen riskieren Plattformen und Händler die Vorlage manipulierter Bilder als tatsächliche Reklamationen.

Praxistipps für Händler

  • Führe bei jedem Reklamationsfoto eine Prüfung mit einem der genannten Tools durch oder nutze einen externen Dienstleister.
  • Dokumentiere den Zustand vor dem Versand (z. B. Fotos des Pakets, Seriennummern).
  • Kommuniziere klar, dass manipulierte Bilder zur Rückweisung der Reklamation und Strafanzeige führen – und dokumentiere das.
  • Baue strukturierte Prozesse auf: Wer im Team prüft, wie wird entschieden, welche Bildqualität akzeptiert wird? Diskutiere, ob sie ein KI-Agent lohnt.
  • Fordere Plattformen auf, Bildforensik in ihre Prozesse zu integrieren – und schreibe entsprechende Hinweise in deine AGB.

Fazit

Der Airbnb-Fall ist kein Kuriosum. Er ist ein Vorbote für eine neue Betrugsmöglichkeit im E-Commerce: KI-manipulierte Reklamationsbilder. Plattformen und Händler stehen in der Pflicht – und müssen handeln. Wer jetzt reagiert, kann Schäden begrenzen, Prozesse verbessern und Vertrauen gewinnen. Wer dagegen wartet, riskiert nicht nur finanzielle Verluste, sondern auch rechtliche Risiken.



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