Der Elektronikversender Conrad hat sein Geschäftsmodell um einen B2B-Marktplatz erweitert. Die neue Plattform heißt Conrad Marketplace und spricht zunächst ausschließlich B2B-Konsumenten an. Zu erreichen ist der Marktplatz unter: https://www.conrad.biz. Nur Händler mit DIN:ISO-Zertifizierung werden zugelassen.
Ein interessanter Ansatz
Oliver Prothmann, Präsident des Bundesverband Online Handel (BVOH e.V.), postete heute in der Wortfilter-Facebook-Gruppe:
“Neuer #B2B-Marktplatz am Start. Conrad Electronic erweitert das Geschäftsmodell. Interessanter Ansatz, dass nur ISO zertifizierte Händler über diesen #Marktplatz verkaufen dürfen. Auf dem #TagdesOnlinehandels werden wir uns intensiv mit B2B und diesem Marktplatz beschäftigen. #tdoh17 www.tdoh17.de“
Da hat Oliver recht, es ist ein großartiger Ansatz, die Händlerschaft zu selektieren. Der Grund, warum Conrad diese Einschränkung gewählt haben, könnte sein, dass viele KMU und Konzerne die Zertifizierung voraussetzen.
Diese Händler sind bereits am Start
Der erste Eindruck
Der ist gut. Auch wenn die individualisierte Artikeldetailseite fehlt, so wirkt der Auftritt insgesamt sehr angenehm und übersichtlich. Wesentliche Funktionen sind auf der Seite vorhanden: Produktbewertungen, Preisvergleich, Varianten, Merken, Social-Sharing, Kategorieübersicht. Die Marktplatzanbieter werden offen gespielt. Impressum & AGB sind gut erreichbar. Ein ‘Klick’ auf das Markenlogo öffnet einen eigenen Markenauftritt.
Die Kontaktdaten der Händler werden im Übrigen veröffentlicht.
Fazit: Alles in allem sehr gelungen!
Das Conrad Marketplace-Video
Single Source oder Mogelpackung?
Schaut man etwas genauer in die FAQ, dann wird schnell klar, dass es sich beim Conrad Marketplace nicht um ein wirkliches Single Sourcing handelt. Vertragspartner ist der jeweilige Marketplace-Händler.
“2. Wer sind die Vertragspartner bei einem Kauf?
Als Kunde schließen Sie den Kaufvertrag mit dem Verkäufer, bei dem Sie den Artikel kaufen. Conrad ist in dieser Beziehung der Operator und stellt die Plattform zur Verfügung. Sollte es allerdings zu Unstimmigkeiten mit Sellern kommen, wird Conrad Ihnen zur Hilfe stehen.”
Lediglich die Zahlungsabwicklung erfolgt über einen einzigen Payment Provider. Conrad selber tritt als Plattformbetreiber (Operator) auf.
Zu viele Kreditoren
Ist der jeweilige Händler Vertragspartner, dann bedeutet das auch, dass jeder B2B-Konsument zig verschiedene Rechnungen beim Kauf mehrerer Produkte erhält. Und genau da dürfte auch der ‘Knackpunkt’ zu sehen sein. Viele Kreditoren bedeuten hohe Prozesskosten bei größeren KMU und Konzernen.
Und was kostet der Spaß?
Darüber schweigt sich Conrad aus. Über die Kosten veröffentlicht Conrad Marketplace nichts. Wer sich aber für eine Anmeldung interessiert, kann unter dieser Mailadresse: [email protected] weitere Informationen erhalten.
Die Reichweite kann sich sehen lassen
Mit 8.6 Mio Visits hat Conrad bereits über 1 Mio. mehr Seitenbesucher und Reichweite als der Marktplatz real.de. Das ist beachtlich. Auch die Bounce Rate ist mit 42.71% zudem besser, als die bei real.de mit 45.05%. Conrad hat also sehr deutlich die Nase vorn.
Top oder Flop?
Ich denke, dass wir gegenwärtig eine ‘Beta’-Version bei Conrad sehen und es ist noch nicht absehbar, wie sich Conrads Strategie ausreift. Grundsätzlich vermisse ich Informationen zu Schnittstellen und zum Pricing. Auch erkenne ich nicht das Alleinstellungsmerkmal (außer halt die Nische). Wie auch real.- und viele andere Marktplätze kann man sich immer viel Potenzial vorstellen und reininterpretieren, aber solche Vorschusslorbeeren haben sich selten bewahrheitet.
Als Händler würde ich Conrad Marketplace auf der ‘Watchlist’ behalten und mir aktuelle Veränderungen berichten lassen.