Die Rechtsanwaltskanzlei Law Offices of Jason Turchin hat nach eigenen Angaben mehrere Verletzungsklagen gegen Amazon eingereicht, so deren Pressemitteilung . Vertreten werden Verbraucher, die durch angeblich gefährliche oder fehlerhafte Produkte verletzt wurden, die über den Amazon-Marktplatz verkauft worden sein sollen – ausdrücklich auch durch Drittanbieter.

Vorwurf: Gefährliche Produkte auf dem Amazon-Marktplatz

Nach Darstellung der Kanzlei geht es um eine Vielzahl von Produktkategorien, bei denen es zu teils schweren Verletzungen gekommen sein soll.

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Genannt werden explodierende Lithium-Ionen-Batterien in Scootern, Ladegeräten und Handheld-Geräten, berstende Schnellkochtöpfe mit Verbrennungen und Küchenbränden, defekte Elektronik mit Brand- oder Stromschlaggefahr sowie giftige Kinderspielzeuge oder falsch gekennzeichnete Konsumgüter. Auch Alltagsgegenstände, die bei normaler Nutzung brechen, kollabieren oder versagen, werden aufgeführt.

Drittanbieter als Kernproblem

Ein zentraler Punkt der Pressemitteilung ist die Rolle von Drittanbietern. Viele der betroffenen Produkte sollen von Dritt-Verkäufern stammen, teilweise mit Sitz außerhalb der USA. Für Verbraucher sei es nach einem Schadensfall häufig kaum möglich, diese Händler zu identifizieren oder rechtlich zu verfolgen. Genau hier setzt die Argumentation der Kanzlei an: In vielen Fällen bleibe Amazon der einzige greifbare Akteur mit ausreichenden Ressourcen, um für Schäden aufzukommen.

Amazon als Teil der Vertriebskette

Die Kanzlei verweist darauf, dass Gerichte in mehreren US-Bundesstaaten Amazon trotz seiner formalen Rolle als Marktplatzbetreiber eine Haftung zugesprochen haben. Begründet wurde dies mit Amazons Funktion als zentraler Vermittler, Zahlungsabwickler und organisatorischer Bestandteil des Verkaufsprozesses. Auch wenn Produkte formal von Drittanbietern verkauft werden, könne Amazon damit als Teil der Vertriebskette angesehen werden – mit entsprechender Verantwortung für die Produktsicherheit.

Faktenbox: Produkthaftung in den USA – warum Schadensersatz so hoch ausfällt

Das amerikanische Produkthaftungsrecht unterscheidet sich grundlegend vom deutschen und europäischen Recht. Es ist stark verbraucherorientiert und darauf ausgelegt, Risiken entlang der gesamten Vertriebskette zu verlagern – mit teils sehr hohen Schadensersatzsummen.

  • Strict Liability (verschuldensunabhängige Haftung):
    In vielen US-Bundesstaaten haftet der Hersteller oder Verkäufer bereits dann, wenn ein Produkt fehlerhaft ist und einen Schaden verursacht – unabhängig davon, ob Fahrlässigkeit oder Vorsatz nachgewiesen werden kann.
  • Haftung der gesamten Vertriebskette:
    Nicht nur Hersteller, sondern auch Importeure, Großhändler, Marktplätze und Händler können haftbar gemacht werden. Ziel ist es sicherzustellen, dass der Geschädigte einen zahlungsfähigen Anspruchsgegner hat.
  • Jury-System:
    In vielen Verfahren entscheiden Geschworene über Haftung und Schadenshöhe. Emotionale Faktoren und das individuelle Leid der Geschädigten spielen dabei eine größere Rolle als in kontinentaleuropäischen Verfahren.
  • Punitive Damages (Strafschadensersatz):
    Zusätzlich zum tatsächlichen Schaden können Strafschadensersatzbeträge verhängt werden, wenn ein Unternehmen besonders leichtfertig, rücksichtslos oder wissentlich gefährlich gehandelt hat. Diese Zahlungen sollen abschrecken – nicht nur entschädigen.
  • Hohe Ersatzpositionen:
    Ersatzfähig sind nicht nur Behandlungskosten, sondern auch Verdienstausfall, zukünftige Einkommensverluste, Schmerzensgeld sowie teilweise immaterielle Schäden wie psychisches Leid.
  • Sammel- und Serienklagen:
    Werden viele Verbraucher durch ähnliche Produkte geschädigt, können Massen- oder Sammelklagen entstehen, die das finanzielle Risiko für Unternehmen massiv erhöhen.

In der Summe führt dieses System dazu, dass Produkthaftungsfälle in den USA schnell Schadensdimensionen erreichen, die aus europäischer Sicht außergewöhnlich wirken. Plattformen und große Händler geraten dabei besonders in den Fokus, da sie als zahlungsfähige Akteure gelten und Teil der Vertriebskette sind.

Typisches Vorgehen bei Verletzungsfällen

In der Pressemitteilung wird auch beschrieben, wie Betroffene nach einem Vorfall vorgehen sollten. Zunächst steht die medizinische Versorgung im Vordergrund. Anschließend sollten das betroffene Produkt sowie Verpackung und Zubehör gesichert und Verletzungen dokumentiert werden. Der Vorfall sollte über das jeweilige Amazon-Konto gemeldet werden. Erst danach könne geprüft werden, ob rechtliche Schritte sinnvoll und erfolgversprechend sind.

Marktplatzhaftung für Amazon

Dieses amerikanische Haftungssystem erklärt auch, warum Amazon in der EU großen Wert auf Produktsicherheit legt und von Händlern und Herstellern teils explizit Versicherungsnachweise verlangt. Solche Entscheidungen werden zwar formal über europäische Gesellschaften getroffen, entstehen aber regelmäßig unter enger Mitwirkung von US-Teams. Und genau dort sitzt die Erfahrung mit Produkthaftungsklagen tief. In den USA kann ein einzelner Produktschaden schnell existenzbedrohend werden – nicht nur für Hersteller, sondern auch für Plattformen. Vor diesem Hintergrund ist klar, warum intern kein Risiko eingegangen wird.

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