Richten sogenannte Scheinprivate-Online-Händler enormen Schaden an?

Ich meine ja, der Schaden geht jährlich in die Millionen.

Scheinprivate-Online-Händler, also solche die regelmäßig und mit Gewinnerzielungsabsicht zum Beispiel auf eBay Artikel zum Kauf oder zum Ersteigern anbieten, richten in meinen Augen erheblichen Schaden bei den ordentlich handelnden Online-Händlern an.

apotheke-adhoc.de berichtete diese Woche von einer sehr lang und detailliert angelegten Studie. Untersucht wurden über 3 Jahre Verkäufe von Blutzucker-Teststreifen. Diese Teststreifen werden normalerweise durch den Arzt verschrieben und sind über eine Apotheke zu beziehen.

Von 2011 an hat Professor Dr. Heiko Burchert von der Fachhochschule Bielefeld den Handel mit Teststreifen untersucht. Betrachtet wurden 2500 (!!!) Scheinprivate-Online Händler.

Die untersuchten Verkäufer erzielten einen Umsatz von 800.000Eur. Es wurden 2.4 Millionen Teststreifen verkauft.

Da nur bewertete Verkäufe untersucht wurden, gehen die Forscher von einer hohen Dunkelziffer aus und schätzen den tatsächlichen Umsatz auf rund 2.000.000 Euro.

Die vollständige Studie können Sie hier nachlesen.

Meine Meinung:

Ich halte die Angabe der Dunkelziffer für sehr konservativ und vermute das der tatsächliche Umsatz noch um einiges höher sein wird.

Betrachtet man nur alleine den Umsatzsteuerverlust, dann errechnet sich hierfür ein Wert von rund 320.000 Eur.

Bedenkt man weiter, dass hier nur eine absolute Nische untersucht worden ist, dann mag sich jeder selber ausmalen, was das für den gesamten Marktplatz bedeuten mag.

Viele Händler nehmen den Schaden und den Wettbewerb gar nicht so wahr. Warum? Welcher Händler schaut sich schon die Preisstellung von einem Privat-Anbieter an? Nur wenige Händler beziehen die Angebote der vermeintlichen Privat-Anbieter in Ihre Kalkulation mit ein. Ich selber habe es zu meiner aktiven Zeit auch nur selten getan.

Wie an Hand der Studie aber nun belegt ist, gehen den ordentlichen Händlern Umsätze in Millionenhöhe verloren. Und das alleine nur in diesem Nischenbereich.

Wieviel Millionen Umsatzverlust mag das über alle Kategorien sein? Ich glaube das Thema Scheinprivate muss mehr in das Bewusstsein der Online-Händler, der Finanzämter, der Wettbewerbszentralen und auch der Marktplatzbetreiber gerückt werden.

Warum das Finanzamt mit Ihrer Steuerfahndung die Verfolgung dieser Betrüger nicht intensiviert verstehe ich genau so wenig wie die Untätigkeit der Wettbewerbszentralen.

Das Finanzamt hat nun selber eine Software die eingesetzt werden kann und die Wettbewerbszentralen wären ja auch in der Lage Auswertungstools, wie zum Beispiel Terapeak zu nutzen.

Natürlich kann auch jeder Online-Händler zum Mittel der Abmahnung greifen. Das ist jedoch auch mit einem hohen Kostenrisiko verbunden.