Zu oft ist zu erkennen, dass Händler nicht sorgfältig arbeiten. In vielen Fällen geht das gut und es passiert nichts. In machen Fällen hat mangelnde Sorgfalt allerdings böse Folgen und kann viel Geld oder manchmal sogar die Existenz kosten. Aber wie könnt ihr vor solchen Folgen schützen?
Zwei traurige Ereignisse diese Woche. Was ist passiert?
Ein Händler beklagt, dass der Abmahnverein IDO bei ihm eine Vertragsstrafe einfordert. Zurecht, denn er hat es übersehen eine Textstelle zu ändern. Natürlich lag der IDO auf der Lauer und zack schon hat die Falle zugeschnappt.
In zweifacher Hinsicht hat da der Händler geschlampt. Es hätte eigentlich nie zu einer Abmahnung kommen dürfen, denn die Unzulässigkeit einer solchen Formulierung ist hinlänglich seit Jahren bekannt. Mit Unterzeichnung der Unterlassungserklärung hätte klar sein sollen, dass ohne Vorwarnung eine Vertragsstrafe fällig wird. Die Höhe von 3.000€ hätte Sorgfalt walten lassen sollen. Hat es aber nicht. Warum?
Einer Händlerin hat eBay den Account gesperrt. Ohne Frage zurecht. Aber auch hier ist mangelnde Sorgfalt und fehlendes Risikobewusstsein die Ursache für das Scheitern der Händlerin. Es wäre vermeidbar gewesen.
Sie erlag wohl der >schnell und hektisch reich werden< Verlockung und stellte Ware ein die sie nicht an Lager hatte. Das wurde von Kunden reklamiert und sie reagierte nicht auf offene Fälle. Ihr wuchs die Situation über den Kopf, sie geriet in einen Kreislauf und Schwups war der Account weg. Nun ist ihr kurzer Ausflug in die Selbständigkeit vorbei. Wäre das zu vermeiden gewesen?
Wie könnt ihr euch nun schützen?
Dem Grunde spricht rein gar nichts dagegen auch einmal die Dinge schludrig anzugehen. Die letzten 20% der Strecke kosten meist 80% der Mühe, so sagt jedenfalls das Paretoprinzip. Aber des Pudels Kern ist ja die Frage: Wie entscheidet ihr eure Bedarfs-Schlamperei?
Um es auch noch einmal deutlich zu schreiben: Es macht in vielen Fällen keinen Sinn zu 100% abzuliefern. Die Fähigkeit zum Schlampen ist eine hervorragende Eigenschaft. Wichtig ist nur, dass ihr die Entscheidung selbst und bewusst trefft. Besser: Treffen könnt!
Da hilft euch eine Risikoanalyse
Also ‚threat an risk assessment‘ bedeutet die systematische Analyse, Identifikation und Bewertung von Risiken. Aus der Bewertung der Umstände sollte eine Handlungsempfehlung folgen. Eigentlich sollte jeder Unternehmer das mit links können. Die Realität lehrt uns aber leider etwas anderes.
Wer sich gerne tiefer mit der Risikoanalyse beschäftigen möchte, der kann hier seinen Einstieg finden. Es gibt eine Vielzahl an Modellen die ihr anwenden könnt.
Zurück in die Realität
Risikoanalyse oder auch die Bewusstseinmachung des ‚Worst Case Szenarios‘ sollte integraler Bestandteil eures Mindset werden. Nahezu täglich begegnet ihr Aufgaben die ihr nach ihren Folgen und ihren Risiken bewerten solltet. Lern bitte dieses Denken. Es ist wichtig. Es schützt euch vor schlimmen Folgen und es unterstützt euch bei eurem Wachstum.
Wie geht das?
Super einfach! Lernt, dass ihr euch selbst zwei – drei Fragen vor Entscheidungen stellt und eure Welt wird kalkulierbarer!
- Was kann schlimmstenfalls passieren?
- Kann ich mit der maximalen Konsequenz leben?
- Welche Entscheidung bringt den größten wirtschaftlichen Nutzen im Verhältnis zu dem eingetretenen Risiko-Case?
Das war es. Verankert diese Fragen bzw. dieses Denken tief in eure alltägliche Entscheidungsfindung und ihr schützt euch selbst. Und noch ein Tipp: Wenn ihr selbst euch eine Risikoabwägung nicht zutraut, dann redet und sprecht. Kollegen, eure Partner oder aber auch andere Händler verfügen oft über eine neutralere Sichtweise.
Fazit
Lernt Sorgfalt bewusst einzusetzen. Grundsätzlich ist Schlamperei gut. Sie sollte aber kontrolliert und bewusst entschieden erfolgen. Denkt einmal an die beiden Beispiele: 3.000€ Vertragsstrafe wären gespart & eine Händler Existenz wäre gerettet!