Deutlicher kann ein Erfahrungsbericht nicht zeigen, wie OTTOs Handeln gegenüber den Sellern einzuordnen ist. Er wurde mir von einem Händler-Brüderpaar eingesendet. Bitte lest ihn, ordnet ihn für euch ein und zieht eure Schlüsse (oder auch Konsequenzen).
Schicksalsschlag für einen Seller uns seine Mitarbeitenden
Das ist die Nachricht, die mich erreicht hat. Ungekürzt und nur anonymisiert:
“Du hattest ja schon über Otto geschrieben, vllt. hat dir schon einmal jemand ähnliches berichtet zu einem Otto-(Payments)-Fall: Mein Name ist N C und ich bin 24 Jahre alt. Ich habe 2019 gemeinsam mit meinem Bruder Er C angefangen, Onlineshops in verschiedenen Bereichen zu gründen.
2021 haben wir uns dann als Marktplatzpartner bei Otto beworben. Seitdem haben wir sehr gerne auf Otto verkauft. Wir hatten am Schluss drei unabhängige Firmen, dementsprechend auch drei Otto-Partner-Accounts. Otto war mit Abstand unser größter Verkaufskanal (etwa 2,5 mio. € / Jahr Umsatz ) und wir haben uns darauf fokussiert, optimale Ergebnisse (Zustellquote, Retourenquote, Stornoquote etc.) zu erreichen. Dafür haben wir einige Leute eingestellt und es hat super geflowt.
Wir konnten am Tag im Schnitt 200 Bestellungen von otto.de abwickeln und diese pünktlich zustellen. Auch unser Kundenservice war super aufgestellt und hat innerhalb weniger Stunden alle Kundenanfragen beantwortet.
Wir haben unser Sortiment vergrößert und Anfang dieses Jahr mehr als 300.000 € in die Entwicklung von neuem Küchenzubehör (Messer, Besteck etc.) gesteckt. Es hat uns unheimlich Spaß gemacht, unser Lager und die dazugehörige Logistik zu vergrößern und ein tolles Team aufzubauen.
Ende April dann eine böse Überraschung. Für alle drei Accounts eine ordentliche Kündigung zum 31.05.2024. Das war ein tiefer Schlag für uns, da wir uns bis heute nicht erdenken können, was wir falsch gemacht haben. Wir sind ehrliche Menschen, haben jede Rechnung pünktlich bezahlt und unsere Quoten stets eingehalten. Wir haben uns nie mit rechtswidrigem Verhalten einen Vorteil erschafft und haben uns ehrlich gesagt stolz als guter Partner von OTTO gesehen.
Ich habe lange versucht, rauszufinden, was los ist, bzw. was der Grund für diese Kündigung ist. Leider wurde ich von Otto Market nur an Otto Payments verwiesen und von Otto Payments habe ich nur die Antwort erhalten, dass „keine Angabe von Gründen“ notwendig ist.
Wir haben danach noch einmal probiert, auf einem anderen Account auf otto.de zu verkaufen, doch dieser wurde direkt wieder gesperrt.
Nun sitzen wir da mit einer aufwendig programmierten Software, die extra für die Anbindung an otto.de programmiert wurde und einem vollen Lager sehr hochwertiger Produkte, die für Otto bestimmt waren.
Wir konnten in der Verkaufszeit tolle Umsätze erzielen, haben so gut wie jeden Cent wieder reinvestiert in weitere Produkte. Jetzt ist das Lager voll und wir haben keine Möglichkeit, diese Ware auf otto.de zu verkaufen. Und ich weiß nicht warum …
Wenn du etwas dazu weißt oder dir vorstellen kannst, wieso das passiert ist, freue ich mich sehr über eine kurze Einschätzung, können gerne auch kurz telefonieren dazu.”
Einordnung & Kommentar
Schnell ist gesagt, dass der Verkäufer sich hätte nie nur auf einen Vetriebskanal verlassen sollen. Hat er auch nicht, aber OTTO war nun einmal der beste Platz.
Viel mehr liegt mir im Magen, dass hier mit Unternehmerschicksalen gespielt wird. Das ist unethisch und gehört auf das äußerste verurteilt.
Bei uns ist auch gerade die Kündigung reingekommen. Echt bitter.
Ist doch ganz einfach, ihr zeigt Ihnen durch euren Shop was läuft und abgeht. Sie sehen die Umsatz Zahlen und werden den Bereich übernehmen wollen, weil die Mage stimmt. Bedenkt OTTO betreibt auch jede Menge Einkaufscenter. Der Gewerbe Bereich was Mieten angeht wird immer schlechter in Deutschland. Ihr macht euch die Arbeit und werdet ohne Angeben von Gründen gekündigt.
Gibt es Alternativen zur JTL? Falls ja, bitte melden. Wir sind für alles offen, muss nur alles Hand und Fuß haben.
http://www.preiswert-gut.com
Bei uns sind die Preis um ca. 30% gestiegen plus die Erhöhung.
WMS umgehen wäre super.
Mal etwas aus Käufersicht:
Jahrelang haben wir als gewerblicher Kunde auch bei Otto etwas eingekauft.
Seit einigen Monaten würde das nur noch grundsätzlich per Vorauskasse funktionieren (also hat nichts mit Bonität zutun),
ansonsten müsse man halt bei Otto Office bestellen, so lautete die Aussage der Servicehotline.
Wir kaufen seitdem woanders, weil der administrative Aufwand für Kleinbeträge (Vorauskasse) zu hoch ist.
Ich kann nur über die Gründe spekulieren, warum man so mit Partnern umgeht.
Häufige Gründe wären, dass man die Warenströme analysiert und zum Entschluss kommt, das Sortiment selbst anzubieten.
Aber auch das Gegenteil, dass das angebotene Sortiment nicht mehr in die Strategie passt.
Lieber 10x Messerset für 399,- EUR verkaufen, als 100x für 39,90…
Ich bin derselben Meinung.Der Händler jammert wegen Kündigung von OTTO und ich frage mich wie man 200 Bestellungen pro Tag mit hochwertigen Küchenutensilien macht.Es wird wohl Billigramsch von Temu und Co sein,das kaufst du 1x dann wieder einpacken und zurück damit ,fette beschwerde nach OTTO was das für ein Ramschladen geworden ist.Verkauf den Ramsch bei Amazon,am besten mit 100 anderen Händlern die sich gegenseitig die Preise kaputtmachen und nichts mehr verdienen.
Otto hat doch vor einigen Jahren schon einmal viele Händler “rausgeschmissen”, bzw. die Geschäftsbeziehung eingestellt.
Wir waren betroffen, Gründe wurden uns ebenfalls nicht genannt.
Es hat uns damals nicht besonders behindert, da die Umsätze auf der Plattform eher bescheiden waren.
Diese unseriöse Vorgehensweise hat aber dazu geführt, das wir Otto auf unsere “schwarze Liste” gesetzt haben.
Später wurden wir dann mit “Einladungen” seitens der Fa. Otto bombardiert, doch wieder ein Händler-Konto zu eröffnen.
Davon haben wir aber Abstand genommen, denn
anständige Kaufleute machen mit so einer Firma keine Geschäfte !!!
Bedenken Sie bitte auch, wie der “Familienunternehmen”-Vorstand mit den Hermes Mitarbeitern (100% Tochter von Otto) umgegangen ist, bevor Otto die Fa.Hermes dann verkauft hat. Auch die damals an den Tag gelegte Vorgehensweise war, gelinde gesagt, asozial.
Ein trauriger Fall. Ich hoffe, bei Otto ein Einzelfall (auch wenn es das den Betroffenen nicht hilft). Wir haben von Neuhandeln.de auf jeden Fall mal bei Otto nachgefragt, was die dazu offiziell sagen. Ich bin gespannt auf die Antwort
Joachim Graf
Redaktion Neuhandeln.de
[email protected]
Höre ich leider nicht zum ersten mal. Dagegen ist Amazon fast schon “fair”. Sollte die Regierung Otto auch mal ein bisschen an die Leine nehmen.