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Taxdoo stellt seinen Umsatzsteuer-Service 2026 ein – Was bedeutet das für Händler wirklich?

Es sieht nach dem endgültigen Ende aus: Taxdoo stellt den klassischen Umsatzsteuer-Service ein, das Kerngeschäft verschwindet, und viele sprechen bereits von „Bude dicht“. Doch so einfach ist die Geschichte nicht. Taxdoo beendet nicht das Unternehmen – sondern ein Geschäftsmodell, das keine Zukunft mehr hat.

Das Unternehmen verschwindet nicht, aber das Geschäftsmodell, mit dem Taxdoo groß geworden ist, wird aufgegeben.

Doch was steckt dahinter? Und was bedeutet das für Händler, die bisher auf diesen Service gesetzt haben? Sie sparen ganz viel Geld.


Warum reine Umsatzsteuer-Services keine Zukunft mehr haben

Der Grund für diesen Schritt liegt nicht in einer Unternehmenskrise, sondern in einer strukturellen Veränderung innerhalb der EU-Umsatzsteuerlandschaft.

1. ViDA verändert das komplette Fundament der Umsatzsteuer

Die Reform „VAT in the Digital Age“ (ViDA) gehört zu den größten steuerlichen Umbrüchen der letzten Jahrzehnte.
Die EU führt digitale Echtzeit-Meldungen, standardisierte Datenstrukturen und automatisierte Meldeprozesse ein. Damit wandert die Logik der Umsatzsteuer künftig direkt in die Buchhaltung und in digitale Plattformen.

Ein externer „VAT-Service“ als isolierte Dienstleistung verliert dadurch seinen Zweck.

Faktenbox: Was ist „VAT in the Digital Age“ (ViDA)?

„VAT in the Digital Age“ (ViDA) ist eine umfassende Reform der EU-Umsatzsteuer. Ziel ist es, Umsatzsteuerprozesse europaweit zu digitalisieren, zu harmonisieren und zu automatisieren. ViDA verändert das Fundament der Umsatzsteuer grundlegend – besonders für E-Commerce.

  • Echtzeit-Reporting: Umsatzsteuerdaten sollen digital, strukturiert und nahezu in Echtzeit an die Finanzbehörden übermittelt werden.
  • Gleiche Datenformate: EU-weit einheitliche Standards für Rechnungs- und Transaktionsdaten.
  • Mehr Automatisierung: Umsatzsteuerberechnung und -meldung werden direkt in Buchhaltungs- und Plattformsysteme integriert.
  • Vereinfachung für Händler: Weniger lokale Registrierungen, vereinfachte Compliance, weniger manuelle Arbeit.
  • Stärkere Plattformverantwortung: Marktplätze übernehmen künftig mehr steuerliche Pflichten für Händler.
  • Ablösung klassischer VAT-Services: Viele manuelle Steuerdienstleistungen werden durch digitale Meldeprozesse ersetzt.

ViDA gilt als die größte Umsatzsteuerreform der letzten Jahrzehnte. Für Händler bedeutet sie langfristig weniger Komplexität – aber auch den Abschied von alten Prozessen.

2. Automatisierung ersetzt manuelle Steuerprozesse

Marktplätze, Shopsysteme und Zahlungsdienstleister liefern schon heute hochstrukturierte Transaktionsdaten.
Was früher ein manueller Prozess war, wird zunehmend automatisch verarbeitet.

Damit entfällt ein großer Teil der Arbeit, die solche Services früher rechtfertigte.

3. OSS reduziert Komplexität

Mit Einführung des One-Stop-Shop (OSS) benötigen viele Händler keine Vielzahl nationaler Registrierungen mehr.
Ein großer Teil des Meldeaufwands ist zentralisiert.

4. Händler wollen integrierte Komplettlösungen

Der Markt bewegt sich in Richtung „All-in-One“:

  • Buchhaltung
  • Steuerlogik
  • Compliance
  • Reporting

Alles in einer Plattform.
Ein separater Umsatzsteuer-Service ist dabei nur noch ein Teilstück, aber kein Zukunftsmodell.


Was bedeutet das konkret für Händler?

Taxdoo hat angekündigt, den Umsatzsteuer-Service bis zum 30. April 2026 vollständig auslaufen zu lassen. Das bedeutet:

  • Händler, die Taxdoo ausschließlich für EU-USt-Meldungen genutzt haben, müssen spätestens 2026 auf die neue Lösung zurückgreifen.
  • Händler, die bereits auf moderne, automatisierte Buchhaltung setzen, können im neuen Taxdoo-Modell weiter gut arbeiten.

Für den Markt der Finanz- und Compliance-Tools im E-Commerce wird 2026 ein entscheidendes Jahr.


Meinung: Ein Geschäftsmodell endet – und eine neue Ära beginnt

Das Geschäftsmodell der Umsatzsteuer-Dienstleister bricht weg. Es wird schlicht nicht mehr gebraucht. Und das trifft ausnahmslos alle Anbieter dieser Kategorie.

Man kann sich wirklich fragen, warum JTL ausgerechnet CountX gekauft hat. Zu diesem Zeitpunkt war längst absehbar, dass dieses Modell ein klares Ablaufdatum hat. Die EOL-Phase war im Grunde schon definiert. Ob dort wirklich strategisch gedacht wurde oder man einfach nur die Einnahmen aus den damaligen Preiserhöhungen verteilen wollte – das darf man durchaus kritisch hinterfragen. (Ja, ein JTL-Bashing darf an dieser Stelle nicht fehlen.)

Fakt ist: Für die „VAT-Buden“ ist das Thema erledigt. Das Geschäftsmodell ist tot. Aus. Ende. Und natürlich stellt sich dann die Frage: Was ist jetzt mit Taxdoo? Bude zu? Insolvenz? Investoren schreiben alles ab? Nein, so läuft das hier nicht.

Die Gründer – darunter auch Dr. Roger Gothmann – gehören eher zur Kategorie „hellere Kerzen auf der Torte“. Sie haben früh verstanden: Digitalisierung können wir, Automatisierung können wir auch. Also warum nicht das Wissen nutzen und etwas bauen, das Bestand hat? Genau das haben sie getan: eine automatisierte Buchhaltungsplattform, die Steuerberatern ordentlich den Haß bringen dürfte. Denn wenn die Software das macht, was sonst Heerscharen an Buchhaltungs-Tanten und -Onkel erledigen, dann hat das Folgen.

Und sie haben es nicht nur gedacht, sondern umgesetzt. In Hamburg wurde nicht lange gefackelt. Man hat sich die nötige Basisinfrastruktur eingekauft – Stichwort AccountDigital – und losgelegt. Mit KI, cleverem Datenrouting und exzellentem steuerlichen Verständnis entsteht jetzt ein System, das Händlern Geld spart, Fehler vermeidet und dauerhaft Sicherheit bringt.

Der Charme daran: Diese Software hat keinen Urlaub. Sie wird nicht krank. Sie braucht keine Elternzeit. Und sie ist günstiger als jede Steuerkanzlei, die ihre Buchhaltungsarbeit zu absurden Stundensätzen verkauft. Für Händler ist das ein Fortschritt. Für die Steuerberaterbranche ist es ein Problem. Es wird Stellen kosten – und zwar nicht wenige.

Aber vielleicht führt das ja zu etwas Gutem. Steuerberater heißen schließlich Berater. Vielleicht beraten sie künftig tatsächlich mehr und buchen weniger. Das wäre für viele ein längst überfälliger Schritt nach vorne.


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