Der Hamburger Zoll konnte Nutzer von Telegram Gruppen, in denen geschmuggelte Zigaretten gehandelt wurden, identifizieren. Nun erhalten die Käufer Post vom Zoll. Die Steuerhehler müssen mit Nachforderungen der Finanzbehörden in Höhe von 36,83 Euro pro Stange Zigaretten rechnen. Aber diese Aktion zeigt auch die guten Logistik- und Organisationsstrukturen der Schmuggler.
Das war passiert
Vermeintlich geschützt durch die Anonymität ihrer Telegram-Accounts wickelten Anbieter und Käufer Tausende von Zigarettengeschäften ab. Der Preis für die Rauchwaren lag in der Chat-Gruppe deutlich unter dem Verkaufspreis im Tabakwarenladen, hatten die Verkäufer sie nach gegenwärtigem Ermittlungsstand doch aus dem europäischen Ausland nach Deutschland schmuggeln lassen.
Es liegt der Verdacht vor, dass hierdurch die fällige Tabaksteuer umgangen werden sollte. Zuzüglich einer anzunehmenden Gewinnmarge für die Drahtzieher waren die Zigaretten für die Kunden auf dem Telegram-Kanal immer noch um Einiges günstiger als die vollversteuerten Zigaretten, die der Verbraucher im legalen Handel erwerben kann.
Bereits im Laufe der monatelangen Ermittlungen wurden zwölf Beschuldigte – teilweise in Hamburg ansässig – identifiziert, die zum Teil über Jahre mit bis zu 10.000 Mitgliedern in ihren Telegram-Verkaufsgruppen in Kontakt standen. Zur logistischen Abwicklung der Zigarettenlieferungen nutzten die Anbieter Garagen an verschiedenen Orten im Bundesgebiet. Den Endabnehmer erreichte die Ware meist per Postpaket.
Welche Warenwirtschaft wurde da wohl genutzt?
Jeder Händler versteht schnell was da für ein Logistik- und Organisationsaufwand dahinter stecken muss. Mehrere Lagerstandorte die bewirtschaftet werden müssen. Zahlungseingangskontrolle, Übermittlung der Versanddaten und natürlich Übergabe der Sendungen an die Post. Kaum vorstellbar, dass das ohne eine Wawi funktioniert haben soll.
Alleine schon die individuelle Bestelldatenerfassung bringt nahezu jeden kleineren Händler an seine Grenzen. Das die Schmuggler ihr Geschäft ordentlich abgewickelt haben, zeigt ja, dass der Zoll nun Zugriff auf die Kundendatenbank erlangen konnte.
Und wenn ihr bedenkt, dass das Business auch wirtschaftlich betrieben werden muss, dann sind die Margen wohl sehr ordentlich.
Auf jeden Fall wertvolle Mitarbeitende
Die Schmuggelbande kann mit Sicherheit E-Commerce und hat ein gutes Verständnis für benötigte Infrastrukturen. Warenbestand über mehrere Lagerstandorte zu handlen ist schon herausfordernd. In der freien und vor allem legalen Wirtschaft wären die Schmuggler gefragte Mitarbeitende!