Temu Nutzerzahlen: Temu erlebt einen beispiellosen Einbruch auf ihrem bislang wichtigsten Markt: den USA. Nachdem die US-Regierung Anfang Mai das Zollprivileg „de minimis“ abgeschafft hat, ist die tägliche Nutzerzahl laut Sensor Tower und Reuters um satte 58 % eingebrochen. Doch während Temu in den USA ins Straucheln gerät, verlagert der Konzern seinen Fokus nach Europa.


Das Ende von „de minimis“: Ein Wendepunkt

Die Regelung erlaubte es chinesischen Plattformen, Waren bis zu einem Wert von 800 US-Dollar zollfrei und nahezu ohne bürokratischen Aufwand in die USA zu liefern. Temu nutzte dies für extrem günstige Preise und aggressive Expansion.

Doch am 2. Mai 2025 war Schluss: Die US-Regierung schloss das „de minimis“-Schlupfloch – mit drastischen Folgen:

  • Temus tägliche US-Nutzer fielen im Mai um 58 %
  • Web-Traffic sank laut Similarweb um 51 %
  • App-Nutzerzahlen fielen von 58 Mio. im März auf 41 Mio. im Mai

Selbst Wettbewerber Shein, besser diversifiziert, verlor 20 % seiner US-Kundschaft – hielt sich aber deutlich stabiler.


Strategiewechsel bei Temu: Vom China-Express zum US-Lager

Temu stellt seine Logistikstrategie radikal um. Statt Direktversand aus China setzt die Plattform nun auf:

  • US-Lagerhäuser
  • Eigene Verzollung durch Händler
  • Temu übernimmt die letzte Meile, Preisgestaltung und Marketing

Doch diese Umstellung ist teuer und langsam. Händler müssen nun Zölle und Dokumentation selbst bewältigen.


Wachstum verlagert sich nach Europa

Während Temu in den USA blutet, boomt das Geschäft in Europa. Laut neuen Daten von Consumer Edge:

  • Temus EU-Umsätze stiegen im Mai um 60 %
  • Frankreich verzeichnete fast 100 % Wachstum
  • Shein wuchs in Großbritannien um 50 %

Auch die Werbeetats wurden neu verteilt:

  • Temu: +40 % Werbeausgaben in Frankreich, +20 % in UK
  • Shein: +35 % in beiden Ländern

Dieser Push zahlt sich aus – vor allem, weil die EU bisher leider keine vergleichbaren Handelsbarrieren wie die USA errichtet hat.


E-Commerce-Markt im Wandel: US-Retailer profitieren

Während Temu und Shein abstürzen, freuen sich klassische US-Händler:

  • Walmart.com: +15 % mehr Traffic
  • Target.com: +10 %
  • Auch Marken wie Old Navy, Macy’s und Kohl’s legen bei Online-Käufen zu

Die Zeit der chinesischen Dominanz im Discount-E-Commerce scheint in den USA vorerst vorbei.


Europäische Zukunft – aber mit Vorbehalt

Ob Temus Flucht nach Europa dauerhaft aufgeht, ist offen. Erste Regulierungsmaßnahmen zeichnen sich ab:

Auch wenn die Warenkörbe in Europa mit 32 USD leicht kleiner sind als in den USA (36 USD), lohnt sich der Markt – vorerst.


Fazit: Vom Boom zur Bruchlandung – und zurück?

Temu steht an einem Scheideweg. Der einstige US-Raketenstart ist in nur einem Monat zum Absturz geworden. Während das Unternehmen noch an einem neuen Modell für den amerikanischen Markt bastelt, versucht es, in Europa verlorenes Wachstum zu kompensieren.

Doch auch dort droht Gegenwind. Die regulatorischen Grauzonen, die Temus Geschäftsmodell befeuerten, könnten sich bald schließen – auch in der EU. Langfristiger Erfolg wird davon abhängen, ob Temu sein Geschäftsmodell stabilisieren und die Kontrolle über die gesamte Wertschöpfungskette gewinnen kann.


Wortfilter Facebook Community Gruppe
Komm in die Wortfilter Community auf Facebook und diskutiere mit

➡️Melde dich zum wöchentlichen Newsletter an!⬅️