Ab dem 7. August 2025 gilt ein neuer Importzoll in den USA von 15 % für eine Reihe europäischer Waren. Das sind nicht die ursprünglich angedrohten 30 % gegenüber der EU — aber auch nicht “ohne Folgen”. Diese Realität trifft die Marge und Wettbewerbsfähigkeit deutscher Einzelhändler. Der Direkt-Export in die USA ist teurer und komplexer geworden, insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen. Dennoch ist das kein Grund, auf einen Markt mit einem Volumen von über 1,19 Billionen US-Dollar zu verzichten.
Heute besprechen wir, wie deutsche Unternehmen in der neuen Zollpolitik über Wasser bleiben, Risiken minimieren und wettbewerbsfähige Preise für eine erfolgreiche Präsenz jenseits des Atlantiks sichern.
1. Warum zieht der US-Markt deutsche Einzelhändler weiterhin an?
In den letzten zehn Jahren ist der US-Markt rasant gewachsen. Schauen Sie sich die Zahlen an:
- Der E-Commerce-Markt der USA erreichte 2024 1,19 Billionen US-Dollar. Laut Prognosen wächst er bis 2029 auf 1,88 Billionen US-Dollar.
- 288,45 Millionen Amerikaner kaufen online — das sind über 81% der Gesamtbevölkerung der USA (ca. 332 Mio.).
- In den USA sind 50 % aller E-Commerce-Webseiten weltweit ansässig.
- Der Marketplace Amazon USA macht rund 40% aller Online-Verkäufe des Landes aus.
Doch wichtiger als die Größe ist das Konsumverhalten: Amerikaner kaufen oft impulsiv, bleiben Marken treu, die “Probleme lösen”, und sind bereit, für Bequemlichkeit zu zahlen. Deutsche Qualität funktioniert hier wirklich — wenn sie richtig positioniert wird.
2. Fünf „Fallen“ beim US-Markt
Die 15-Prozent-Zollgebühr ist längst nicht die einzige Hürde beim problemlosen Einstieg in den US-Markt. Die USA bestehen aus 50 separaten Jurisdiktionen mit eigenen Steuern und Regeln. Und wenn Sie nicht zu den 23 % der Unternehmen gehören wollen, die sich schon im ersten Jahr nach Markteintritt wieder zurückziehen, sollten Sie frühzeitig alle möglichen „Tretminen“ abschätzen.
2.1 Hoher Wettbewerb
Je grösser und lukrativer der Markt, desto größer der Wettbewerb. In den USA dominieren mächtige Player mit riesigen Marketingbudgets und eigenen Logistiknetzen. Selbst in Nischenkategorien treffen Sie auf Dutzende vergleichbarer Angebote – mit denen es schwer ist zu konkurrieren. Ein gutes Produkt allein reicht nicht — eine durchdachte Strategie ist nötig.
2.2 Komplexes Steuersystem
Im Gegensatz zur EU gibt es in den USA keine einheitliche Mehrwertsteuer (VAT). Jeder Bundesstaat hat eigene Steuersätze und Regeln. Hinzu kommt die Pflicht zur Steuerregistrierung und Abgabe von Meldungen in mehreren Jurisdiktionen — eine erhebliche Belastung für die Buchhaltung.
2.3 Konsumentenunterschiede
Amerikaner kaufen anders als Deutsche. Sie bewerten Qualität, Verpackung, Marke, sogar Farben und Größen anders. Was in Deutschland gut läuft, kann in den USA unerkannt bleiben. Daher ist es wichtig, Sortiment, Marketing, Verpackung und After-Sales an amerikanische Käufer anzupassen, bevor Sie starten.
2.4 Hohe Versicherungsprämien
Ein weiterer Kostenblock, der beim Einstieg in den US-Markt nicht ignoriert werden darf: die Versicherung. Die Produkthaftung in den USA ist höher als in Europa. Man kann verklagt werden, selbst wenn der Käufer ein Produkt unsachgemäß benutzt hat. Um sich vor enormen Kosten im Schadensfall zu schützen, sollte eine Versicherung im Budget einkalkuliert werden.
2.5 Teure Logistik
Die USA belegen weltweit Rang 3 nach Fläche. Die Entfernung von Miami nach Seattle beträgt ca. 3 300 km — weiter als von Berlin nach Istanbul. Das ist einer der ersten Faktoren, die die Logistik in den USA verteuern. Wenn man dazu noch die hohen Erwartungen der amerikanischen Konsumenten an schnelle und kostenlose Lieferung addiert, kommt eine beträchtliche Summe zusammen. Im Durchschnitt kostet die Ausführung einer Bestellung ca. 8,50 US-Dollar, davon sind 88 % Versandkosten. Für ein Start-Up oder kleines Unternehmen, das erst in den Markt eintritt, kann diese Belastung erheblich sein.
3. US-Steuerregulierung: Was muss man wissen?
Das amerikanische Steuersystem folgt dem Prinzip „Teile und herrsche“. Unternehmen müssen nicht nur die Bundessteuer, sondern auch die Anforderungen jedes einzelnen Bundesstaats berücksichtigen. Im Jahr 2025 beträgt der Bundesunternehmenssteuersatz 21 %. Je nach Jurisdiktion wird zusätzlich eine Landessteuer bis zu 12 % fällig.
Günstige US-Bundesstaaten für Online-Geschäfte laut Omnisend (Plattform für E-Mail- und SMS-Marketing):
| Bundesstaat | Körperschaftssteuersatz | Umsatzsteuer |
| Wyoming | 0 % | 5,56 % |
| New Hampshire | 7,5 % | 0 % |
| South Dakota | 0 % | 6,11 % |
| North Dakota | 4,31 % | 7,08 % |
| Delaware | 8,84 % | 0 % |
| Idaho | 5,7 % | 6,03 % |
Was müssen deutsche Händler sonst noch wissen?
- Wenn Sie direkt an amerikanische Kunden verkaufen und Ihr Umsatz in einem Bundesstaat eine bestimmte Schwelle überschreitet, sind Sie verpflichtet, sich in diesem Bundesstaat als Steuerzahler zu registrieren und Umsatzsteuer zu erheben.
- Dieses Prinzip nennt man Nexus (Verbindung zur Jurisdiktion) — und es gilt auch ohne Lager oder Büro vor Ort. Wenn Ihre Firma in Delaware registriert ist, aber Ihre Waren in einem Lager in Texas lagern — zahlen Sie texanische Steuern.
- Die Meldung muss jeweils separat für jeden Bundesstaat erfolgen, zu unterschiedlichen Zeiten und in unterschiedlichen Formaten.
Dieses Vorgehen erschwert die Finanzplanung — vor allem wenn Sie gleich in mehreren Staaten aktiv sein wollen. Wichtig ist, die Steuerbelastung frühzeitig einzuschätzen und die Steuerberechnung im Onlineshop oder über Marktplätze korrekt einzurichten.
Viele Unternehmer wählen eine Steuerplanungsstrategie: Sie gründen eine LLC in einem Staat ohne Einkommenssteuer (z. B. South Dakota, Wyoming, Florida, Texas, Washington, Nevada oder Alaska) und führen die operative Tätigkeit dort, wo es wirtschaftlich sinnvoll ist.
4. Importregeln in die USA für europäische Lieferanten
4.1 Pflicht zur Registrierung bei der U.S. Customs and Border Protection (CBP)
Beim Import in die USA muss der Importeur bei der CBP registriert sein – haben Sie keine juristische Person in den USA, benötigen Sie einen Zollbroker oder einen residenten Importeur, der in Ihrem Namen fungiert.
4.2 Zertifizierungsanforderungen
Jeder Warenkategorie sind spezifische Genehmigungen zugeordnet:
- Food and Drug Administration (FDA) – Lebensmittel, Kosmetik, Medizinprodukte, Waren mit Lebensmittelkontakt
- Federal Communications Commission (FCC) – Elektronik, Funkgeräte, Radiowellentechnik
- Environmental Protection Agency (EPA) – Chemikalien, Pestizide, Waren mit Umweltangaben
- Consumer Product Safety Commission (CPSC) – Kinderprodukte, Spielzeug, Autositze, Kinderbekleidung
- Underwriters Laboratories (UL) – elektrische Geräte mit Sicherheitsnachweis
4.3 Klassifizierung gemäß HTS
Jede importierte Ware muss gemäß dem Harmonisierten Zolltarif (HTS) klassifiziert werden. Eine falsche Klassifizierung kann zu Strafen und Verzögerungen beim Zoll führen.
4.4 Steuern und Zollgebühren
- Für Waren aus Deutschland gilt weiterhin die de minimis-Regel: zollfreier Import von Sendungen bis zu 800 US-Dollar.
- Überschreitet eine Partie diesen Wert (bis zu 2.500 US-Dollar) gelten die Standardzollsätze – abhängig von Warenart, Ursprung und Handelsabkommen. Die aktuellen Sätze sind im US-HTS System einsehbar.
- Überschreitet eine Partie diesen Wert (bis zu 2.500 US-Dollar) gelten die Standardzollsätze – abhängig von Warenart, Ursprung und Handelsabkommen. Die aktuellen Sätze sind im US-HTS System einsehbar.
- Für Waren über 2.500 US-Dollar ist eine Zollbürgschaft („bond“) erforderlich.
- Ein entscheidender Punkt: die tatsächliche deutsche Herkunft. Der US-Zoll überprüft den Ursprung sehr genau.
- Importieren Sie eine Sendung aus China unter 800 US-Dollar, kann sie dennoch unter zusätzliche Zölle fallen – insbesondere bei Kleidung, Haushaltsgeräten, Elektronik, Accessoires und vielen Konsumgütern. Die USA haben auch die Kontrolle über kleinere Sendungen verstärkt, insbesondere im Direktvertrieb (DTC). Die Ware kann einer selektiven Prüfung unterliegen und zurückgehalten werden.
Tipp: Unwissenheit kann dazu führen, dass Ware an der Grenze angehalten oder retourniert wird. Beim ersten Import in die USA empfiehlt sich die Zusammenarbeit mit einem erfahrenen Expediteur.
Die Experten von Fulfillment‑Box kennen die aktuellen Änderungen im Zollrecht und helfen Ihnen, unangenehme Überraschungen an der Grenze zu vermeiden. Wir unterstützen bei der Organisation der Lieferung aus Deutschland, anderen EU-Ländern und China nach Amerika.
Wir transportieren nicht nur, wir übernehmen die gesamte Lieferkette. Nach erfolgreichem Zoll‐Durchgang sorgen wir für:
- Lagerung in unseren US-Lagerhäusern an Schlüsselstandorten
- Auftragsabwicklung
- Lieferung an Endkunden
- Rücksendungsbearbeitung
Ein einziger Vertrag mit Fulfillment-Box deckt den gesamten Weg der Ware vom europäischen oder chinesischen Lieferanten bis zum amerikanischen Käufer ab.
5. Wie minimieren Sie Risiken unter der neuen Zollpolitik?
Unter den neuen Zollbarrieren von 2025 ist der Preis für Fehler kritisch hoch geworden. Ein falscher Schritt kann den vielversprechenden Export in eine finanzielle Katastrophe verwandeln. Wie gehen Sie vorsichtig vor, um Kosten zu senken und Flexibilität zu erhalten?
5.1 Überstürzen Sie nicht den Warenimport — testen Sie die Nachfrage
Angesichts hoher Zölle birgt der „Masseneinstieg“ ein Risiko, insbesondere zu Beginn. Der neue Zoll kann die Nachfrage nach importierten Waren negativ beeinflussen. Was bis August 2025 gut lief, läuft nicht zwangsläufig mit den gleichen Mengen weiter.
Fulfillment-Box bietet eine Infrastruktur für den sicheren und kontrollierten Markteintritt: Senden Sie eine kleine Testlieferung zu einem unserer Lager – z. B. in Los Angeles, Houston oder New York. So können Sie die Nachfrage in Schlüsselregionen der USA prüfen, ohne die ganze Charge zu verzollen oder in Infrastruktur, lokale Software und neue Partner zu investieren.
Dieser Ansatz ermöglicht:
- Herauszufinden, welche Regionen am vielversprechendsten sind – ohne hohe Investitionen
- Sortiment und Preis an lokales Kaufverhalten anzupassen
- Logistikprozesse mit kleinen Mengen zu erproben
5.2 Agieren Sie wie ein lokaler Anbieter
Wenn Sie den Markt analysiert haben und zur Skalierung bereit sind, optimieren Sie Ihre Logistik. Importieren und lagern Sie Ware in unseren US-Lagerhäusern. Von dort ist alles einfach: Sie führen lokale Lieferungen durch – ohne internationale Sammel- oder Zollgebühren.
Vorteile dieses Ansatzes:
- Einmalige Zollmeldung und einmalige Zollgebührenzahlung
- Lagerung näher beim Endkunden und schnellere Lieferung
- Reduzierte Kosten für Versand und Rücksendung
- Höheres Vertrauen seitens amerikanischer Käufer
- Flexibilität: schnelle Umlagerung zwischen Regionen bei Nachfrageverschiebung
Flexibilität: schnelle Umlagerung zwischen Regionen bei Nachfrageverschiebung
Die neuen Handelsbarrieren von 2025 verlangen von europäischen Unternehmen ein deutlich höheres Maß an Vorbereitung und Flexibilität als früher. Seien Sie bereit, dass Zölle die gesamte Exportstruktur betreffen: von Preisgestaltung und Logistik über Marketing bis zur Lagerstrategie. Wenn Ihnen die Aufgabe überwältigend erscheint, versuchen Sie nicht, alles allein zu lösen. Binden Sie Partner ein, die die lokale Besonderheit verstehen und operative Risiken übernehmen können.
Amerika bleibt nach wie vor der profitabelste Markt der Welt. Ja, die Eintrittsbarriere ist höher geworden — sowohl finanziell als auch organisatorisch. Und diejenigen, die sich anpassen können, werden weiterhin einen zahlungsfähigen Markt mit hoher Marge besetzen.
Die Frage ist: Sind Sie bereit, in Ihre Wege der Anpassung zu investieren — oder beobachten Sie lieber von der Seitenlinie, wie Ihre Wettbewerber den Markt übernehmen?

Denis Grenz
Leiter des Fulfillment-Box-Lagers in Bremen




