Das ARD Politik Magazin Kontraste sendet heute einen Beitrag über den Umsatzsteuerbetrug durch asiatische Online-Händler auf den großen Plattformen eBay und Amazon. Letzte Woche war ich zu einem ausführlichen Interview im Berliner ARD Hauptstadt-Studio. Während des Interviews zeigte ich u.a. live die Umsatz-Auswertung eines chinesischen Händlers und verdeutlichte den entstandenen wirtschaftlichen und steuerlichen Schaden. Die Sendung wird am 23.02.2017 und 21:45Uhr ausgestrahlt. Hier nun die Ankündigung von ARD und rbb:
Viele asiatische Online-Händler zahlen keine Umsatzsteuer
Deutschland entgehen Hunderte Millionen Euro Umsatzsteuern: Online-Händler, speziell aus dem asiatischen Raum, die über Amazon dun Ebay verkaufen, zahlen nach rbb-Recherchen nicht. Zuständig für China ist das Finanzamt in Berlin-Neukölln.
Online-Händler speziell aus dem asiatischen Raum hinterziehen offenbar in erheblichem Umfang Umsatzsteuern. Nach Recherchen des ARD-Politikmagazins Kontraste handelt es sich dabei vor allem um Anbieter, die ihre Produkte über die Plattformen Amazon und Ebay vertreiben.
Rund 800 Millionen Euro Verlust
Der Finanzanalyst und Betreiber eines Branchendienstes für E-commerce, Mark Steier, schätzt den Schaden für den deutschen Fiskus bezogen auf die beiden großen Marktplätze auf rund 800 Millionen Euro pro Jahr. Nach seinen Recherchen sind 99, 8 Prozent der chinesischen Händler, die in Deutschland ihre Ware lagern und anbieten, steuerlich gar nicht angemeldet und haben auch keine Umsatzsteueridentifikationsnummer beantragt.
Neuköllner Finanzamt für China zuständig
Die deutschen Finanzämter haben die Zuständigkeit für den Online-Handel bundesweit aufgeteilt. Für die in Bezug auf die Hinterziehung von Umsatzsteuern besonders auffälligen chinesischen Händler ist das Berliner Finanzamt Neukölln zuständig.
Berlins Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen (SPD) fordert deshalb jetzt mehr Transparenz im Online-Handel: “Wir wollen gerne von den Plattformbetreibern die Informationen über die Firmen haben, die auf den Plattformen anbieten”. Zu einem transparenten Wirtschaftssystem und zu einem gerechten Wirtschaftssystem gehöre es dazu, dass Unternehmen Steuern zahlten, fügte er hinzu.
600 Jahre der Online-Entwicklung hinterher
Thomas Eigenthaler, Bundesvorsitzender der Deutschen Steuergewerkschaft, beklagt in der Kontraste-Sendung die fehlenden Ressourcen der deutschen Finanzämter, um die Steuerhinterziehung im Online-Handel wirkungsvoll zu bekämpfen: “Nach meiner festen Überzeugung laufen die 600 deutschen Finanzämter dieser gesamten Online-Entwicklung vermutlich um Jahre hinterher.” (Quelle: Ankündigung auf rbb-online.de und presseportal.de)
Link zur Sendung & zur Mediathek
Hier der Link zur Sendung. Wer den Beitrag verpasst, kann ihn später in der Mediathek anschauen.
[BTW: Der Titel “Finanzanalyst” ist wohl medialer Kreativität geschuldet. Ich selber nannte mich Marktplatzkenner bzw. Marktplatzexperte]
Obwohl bereits ein alter Hut ist das Thema durchaus noch aktuell. Habe seit längerem mal wieder eine umfangreiche Bestellung bei Amazon losgelassen, und zwar über meinen gewerblichen Firmenaccount. Das meiste ist administrativ in Ordnung, teilweise Amazon-Rechnungen mit FR- oder PL-Umsatzsteuer-ID-Nummer, und auch einige Chinesen mit deutscher oder polnischer ID-Nummer. Allerdings sind zwei Chinesen dabei, bei denen es keine Rechnung sondern nur eine “Quittung” gibt, natürlich ohne Umsatzsteuer und ohne ID-Nummer. Versand wie alle anderen auch von Amazon aus einem Lager innerhalb der EU. Dass Amazon den Wisch “Quittung” und nicht “Rechnung” nennt zeigt deutlich, dass man die offensichtliche Steuerhinterziehung nicht nur kennt, sondern auch bewusst unterstützt. Hinzu kommt, dass ich diese Einkäufe steuerlich nicht geltend machen kann, denn jeder Prüfer wird mir diese “Quittungen” um die Ohren hauen….!
Nach 2 Stunden Internetrecherche weiss ich immer noch nicht was ich zun habe, weder in Richtung Amazon selber, noch in Sachen Meldunge an Steuerbehörde(n).
Hier der aktuelle Link zum Beitrag:
https://www.rbb-online.de/kontraste/archiv/kontraste-vom-23-02-2017/amazon-bundesregierung-verzichtet-auf-hunderte-millionen-euro.html
(Lässt sich per Handy / Chrome auch per Chromecast am TV ansehen)
…ich danke dir für den aktuellen Link (y) 🙂 LG Mark
Hallo Herr Steier,
als Ebay aber vor allem Amazonhändler sind mir die chinesischen Händler mit ihren i.d.R. ilegalen 19%-UMST-Preisvorsprung schon lange ein Dorn im Auge. Und dazu kommen ja, wie Sie auch schreiben noch das Drücken um Verpackungslizenzen, Gewährleistung … .
Frage: Welche Angriffspunkte gibt es um das zu unterbinden? Als einzelner Händler? Für den OnlineHandelsVerband? Sammelklage?
Beste Grüße – Dirk Jahn
Mediathek: Leider kann dieser Beitrag aus rechtl. Gründen nicht im Internet gezeigt werden 🙁
Die Mediathek kann diesen Beitrag “aus rechtlichen Gründen” nicht abspielen… Gibt es irgendwo eine andere Quelle?
Ich habe eben schon mit der ARD telefoniert. Der Beitrag wird im Laufe des Vormittages verfügbar sein. Es wurde dann lediglich eine Szene ersetzt.
Ich habe eben schon mit dem rbb telefoniert. Der Beitrag wird im Laufe des Vormittages verfügbar sein. Es wurde dann lediglich eine Szene ersetzt.
Und den Beitrag können Sie aus irgendwelchen fadenscheinigen Gründen auch nicht online zeigen.
Genau DAFÜR zahlt man doch gerne die Haushaltsabgabe, nech? 😛
Das angegebene Datum ist falsch 23.02.2017
Ganz lieben Dank für den Hinweis, ist geändert! 🙂 (y)