Der Handelskrieg zwischen den USA und China zeigt weiter Wirkung – aber nicht überall negativ. Darüber berichtet scmp.com. In Yiwu, dem weltweit größten Großhandelsmarkt für Kleinteile und Konsumgüter, sind amerikanische Einkäufer inzwischen fast vollständig verschwunden.
Und doch bricht dort niemand in Panik aus.
Weniger US-Geschäft – aber kein Einbruch
Der Markt in Yiwu (Provinz Zhejiang) gilt als die globale Drehscheibe für Massenware – von Weihnachtskugeln über Haarbürsten bis zu Werkzeugen. Noch 2024 machten US-Kunden weniger als 15 % der Exporte aus, berichtet die chinesische Zollbehörde. Stattdessen dominieren heute arabische, russische und lateinamerikanische Stimmen die Gänge des riesigen Marktes.
Mit 83,6 Milliarden Yuan Exportvolumen (ca. 11,5 Mrd. US-Dollar) bleibt Yiwu wirtschaftlich stark – trotz oder gerade wegen der US-Zölle.
Neue Märkte statt Handelskrieg
Die Händler vor Ort reagieren pragmatisch auf die politischen Risiken:
Statt sich auf einen großen Markt zu verlassen, bauen sie aktiv ihre internationale Kundenbasis aus. Der Trend zeigt: Die Abhängigkeit vom US-Markt schwindet – zugunsten eines globaleren, diversifizierten Geschäftsmodells.
Viele Verkäufer berichten, dass sie heute stabiler dastehen als noch vor einigen Jahren, da sie nicht mehr vom Wohlwollen einzelner Großabnehmer abhängig sind. Kurz: Der Handelskrieg hat sie resilienter gemacht.
Fazit: Lokale Krise, globales Wachstum
Was als Strafmaßnahme gedacht war, zeigt unbeabsichtigte Effekte: Händler in Yiwu sind globaler, unabhängiger und anpassungsfähiger geworden.
Der Handelskrieg mag politisch weiter toben – aber die Weltwirtschaft organisiert sich längst neu. Wer im internationalen E-Commerce bestehen will, muss das verstehen – und strategisch reagieren.
Meinung:
Was wir aus Yiwu lernen können, ist die beeindruckende Anpassungsfähigkeit chinesischer Händler. Während man hierzulande oft noch eine Woche über Probleme diskutiert, haben Händler in China längst Lösungen gefunden – schnell, pragmatisch und ohne Drama.
Dieses „Machen“-Mindset fehlt vielen Unternehmern in Deutschland. Statt zaudern: ausprobieren, umstellen, anpassen. Wer im internationalen E-Commerce mithalten will, braucht genau diese Haltung.