Weniger Kontrollen? Für uns kleine Händler ist das kein Segen – sondern ein Risiko

Stell dir vor, du bist ein kleiner Onlinehändler. Du rechnest jeden Monat akribisch deine Umsatzsteuer aus, schickst brav deine Unterlagen an den Steuerberater – und trotzdem hast du immer dieses flaue Gefühl im Magen: Was, wenn doch mal eine Betriebsprüfung kommt und irgendwas nicht passt?

Jetzt erfährst du: Die Zahl der Prüfungen bei Kleinstunternehmen ist in den letzten Jahren dramatisch gesunken, so die SZ. Durchschnittlich wirst du als Kleinstunternehmer nur alle 150 Jahre geprüft. Klingt nach Entspannung? Nein, für uns ist das kein Grund zum Jubeln.


Weniger Prüfungen bedeuten mehr Unsicherheit

Weniger Kontrollen heißt nicht, dass das Risiko weg ist. Im Gegenteil: Es bedeutet, dass dieses Risiko dauerhaft wie ein Damoklesschwert über dir hängt.
Denn wenn es dich doch trifft, kann das schnell existenzbedrohend werden.

Und die öffentliche Wahrnehmung? Die Politik und Teile der Medien lassen durchblicken, als würden Kleinstunternehmer die seltenen Kontrollen ausnutzen, um bewusst Steuern zu hinterziehen.
Auf die Idee, dass es in den allermeisten Fällen ganz andere Ursachen gibt – schlechte oder falsche steuerliche Beratung, Unwissenheit oder schlicht Sorglosigkeit – kommt kaum jemand.


Häufigere Prüfungen bedeuten Klarheit und Sicherheit

Das mag provokant klingen, aber ich sage es klar: Mehr Prüfungen würden uns kleinen Händlern helfen.
Warum?

  • Fehler werden früher erkannt und korrigiert – bevor sie existenzgefährdend werden.
  • Bessere Planbarkeit: Wer weiß, dass alle paar Jahre geprüft wird, kann sein Geschäft und seine Investitionen auf sicherem Fundament planen.
  • Weniger Insolvenzrisiko: Viele Betriebe gehen erst nach einer Betriebsprüfung unter, weil sich Fehler über Jahre summieren. Würde man früher prüfen, könnten diese Firmen überleben.

Schwarze Schafe gehören aussortiert

Ja, es gibt sie: Händler, die ganz bewusst tricksen. Die ihre Steuern nicht zahlen, falsche Rechnungen schreiben oder Umsätze verschwinden lassen.
Und seien wir ehrlich: Diese Leute sind uns ehrlichen Unternehmern immer überlegen. Sie haben geringere Kosten, können billiger anbieten, mehr Marketing machen – und sie wissen, dass ihre Chance, erwischt zu werden, lächerlich klein ist.

Häufigere Prüfungen würden diese „Wettbewerbsvorteile“ deutlich reduzieren. Wer betrügt, fliegt schneller auf – und das ist gut so. Es würde den fairen Wettbewerb stärken und uns Ehrliche endlich entlasten.


Das Märchen vom Bürokratieabbau

Politiker reden gerne vom „Bürokratieabbau“ und verkaufen weniger Prüfungen als Entlastung. In Wahrheit ist das Augenwischerei.
Entlastung gäbe es nur dann, wenn die Steuererklärung tatsächlich „auf einem Bierdeckel“ Platz hätte – ohne komplexe Formulare, ohne ständig wechselnde Vorschriften, ohne Auslegungschaos.
Solange das nicht der Fall ist, sind seltene Prüfungen kein Vorteil, sondern ein Risiko, das uns kleinteilig und unvorbereitet trifft.


Mein Fazit

Weniger Prüfungen bei Kleinstunternehmen sind kein Geschenk, sondern ein Bumerang. Sie erhöhen das Risiko, verschieben Probleme nach hinten und bevorteilen die Falschen.

Was wir brauchen, ist nicht weniger Kontrolle, sondern mehr – und zwar fair, planbar und transparent.
Nur so können wir kleine Händler mit Sicherheit investieren, langfristig planen und im Wettbewerb bestehen.

Bis dahin bleibt es wie so oft: Die Ehrlichen zahlen drauf, die Unehrlichen lachen sich ins Fäustchen – und die Politik erzählt uns, das sei zu unserem Vorteil.


FAQ: Weniger Betriebsprüfungen bei Kleinstunternehmen

Ist seltener geprüft werden gut für mich?
Kurzfristig fühlt es sich nach Entlastung an. Faktisch erhöht es das Risiko, weil Fehler sich über Jahre aufsummieren und dann teuer werden.
Warum gelten Kleinstunternehmen als „verdächtig“?
Politik/Öffentlichkeit unterstellen oft Vorsatz. Tatsächlich sind Ursachen meist: schlechte Beratung, Unwissenheit, Sorglosigkeit – kein Vorsatz.
Würden häufigere Prüfungen wirklich helfen?
Ja. Fehler werden früh entdeckt, Planungssicherheit steigt, Insolvenzrisiken sinken. Außerdem verlieren schwarze Schafe ihren Vorteil.
Was kann ich selbst tun?
Ordentliche Buchführung, sauberes Umsatzsteuer-Setup, regelmäßige Selbstchecks, Steuerberater-Briefings, lückenloses Beleg- & Trackingmanagement. Praxis: Einmal jährlich interner „Mini-Audit“ mit Checkliste.
Wann machen weniger Prüfungen Sinn?
Erst, wenn die Steuererklärung wirklich radikal vereinfacht ist – sprich: „Bierdeckel“-Niveau. Vorher ist „weniger Kontrolle“ nur Risikoaufschub.

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