Zoll auf Messen: Wenn Bestellen zur Falle wird
Du kennst das: Messen sind für dich als Händler eine wichtige Gelegenheit, neue Lieferanten kennenzulernen, Kontakte zu knüpfen – und natürlich auch Ware zu ordern. Nicht umsonst spricht man bei Fachmessen oft von Ordermessen.
Doch genau hier lauert eine Gefahr, die viele unterschätzen: Produktpiraterie. Und wenn du auf der Messe unwissentlich Plagiate bestellst, kann das nicht nur teuer, sondern auch rechtlich brisant werden. Du erhältst am Ende Plagiate. In vielen Fällen kontrolliert der Zoll die Hallen – gemeinsam mit Rechteinhabern, Markenanwälten und Ermittlern. Und sie greifen durch.
Aktueller Fall: ISH in Frankfurt – fast 500 Plagiate sichergestellt
Auf der Internationalen Sanitär- und Heizungsmesse (ISH) 2025 in Frankfurt hat das Hauptzollamt Darmstadt bei einer groß angelegten Kontrolle fast 500 potenzielle Plagiate beschlagnahmt – darunter:
- Nachgemachte Produkte wie Pumpen, Handbrausen, Duschköpfe, Wasserhähne und Auszugsarmaturen
- Über 450 Kataloge, in denen diese Produkte abgebildet waren
- 40 physische Ausstellungsstücke direkt am Stand
Ergebnis: 14 Ermittlungsverfahren gegen Aussteller, überwiegend aus China und der Türkei. Und: Sicherheitsleistungen von 11.500 Euro, die sofort vor Ort erhoben wurden. Die beschlagnahmten Produkte werden vernichtet.
Warum das auch für dich als Händler gefährlich werden kann
Die häufigste Annahme lautet: „Ich habe die Produkte ja nicht selbst gefälscht – also bin ich auf der sicheren Seite.“
Falsch. Auch der Import, das Bewerben oder der Handel mit Produkten, die Schutzrechte verletzen, kann für dich straf- und zivilrechtliche Konsequenzen haben.
Wenn du also auf einer Messe Ware bestellst – etwa anhand eines Katalogs oder eines ausgestellten Musters – und diese stellt sich später als Plagiat heraus, hast du unter Umständen ein ernsthaftes Problem:
- Deine Lieferung kann beim Zoll gestoppt und vernichtet werden
- Du kannst abgemahnt oder verklagt werden
- Es drohen Bußgelder und Schadenersatzforderungen
Und selbst, wenn du „nur“ informelles Interesse gezeigt hast, könnten deine Kontaktdaten durch beschlagnahmte Kataloge oder Gespräche mit Messeausstellern in Ermittlungsakten landen.
Woran erkennst du riskante Anbieter?
Es gibt kein sicheres Rezept – aber typische Warnsignale:
- Ungewöhnlich günstige Preise, die nicht zur Qualität oder Marke passen
- Anbieter, die keine gültige CE-Kennzeichnung, Produktdokumentation oder Konformitätserklärungen vorlegen
- Anbieter, die nur bar oder in Vorkasse abrechnen wollen
- Kataloge oder Produktblätter ohne rechtliche Hinweise, z. B. Markenrechte
- Dir kommen die Produkte und deren Design bekannt vor
Wenn du solche Signale auf einer Messe bemerkst: lieber Abstand nehmen und in Ruhe prüfen.
Wie kannst du dich schützen?
✅ Vorher informieren: Wer sind die Aussteller? Gibt es bekannte Probleme mit Markenrechten?
✅ Nachweise verlangen: CE-Dokumentation, Ursprungsangaben, Markeneigentum – all das sollte jeder seriöse Anbieter vorlegen können. Aber das hilft alleine nicht. Besser: Nicht direkt auf Messen bestellen
✅ Bei Unsicherheit Kontakt mit Rechteinhabern aufnehmen: Wenn du ein Produkt siehst, das „zu gut aussieht, um wahr zu sein“ – erkundige dich direkt bei der Originalmarke.
✅ Keine schriftlichen Orders unterschreiben, solange du die Rechtslage nicht geprüft hast.
✅ Fotos machen und dokumentieren, falls du später einen Anbieter melden willst.
Fazit: Ordermesse ist nicht gleich Bestellfreigabe
Messen sind eine großartige Gelegenheit – keine Frage. Aber sie sind kein rechtsfreier Raum. Der Fall der ISH in Frankfurt zeigt, dass der Zoll inzwischen mit hohem Aufwand und klarer Strategie gegen Produktpiraterie auf Messen vorgeht.
Wenn du auf Nummer sicher gehen willst, solltest du dir als Händler vor jeder Bestellung auf der Messe auch die rechtliche Seite anschauen – nicht erst, wenn der Zoll dein Paket aus dem Verkehr zieht.