Dass Amazon die globale Logistik für sich selbst und seine Seller löst, ist ein alter Hut. Bereits 2014 startete das Projekt Dragon Boat. Für Händler eine gute Lösung, ihre Ware aus Asien direkt in das FBA-Lager zu verbringen. Amazons globales Logistiknetzwerk besteht aus Frachtflugzeugen und Seeschiffen, die von Partnerunternehmen im Luft- und Seetransport betrieben werden. Das ist etwas anderes als Amazon Air. Der Handelsblatt-Bericht ist vor diesem Hintergrund anders zu bewerten.
»Man nimmt die Logistik in die eigene Hand und vereinfacht die Lieferkette der Händler. Durch das Projekt Dragon Boat, den möglichen Einsatz eigener Seefrachter und auch durch ein Engagement in der Frachtluftfahrt«, war 2016 hier zu lesen.
Dragon Boat ist jetzt Teil von Amazon Global Logistics
Vor 6 Jahren war bereits abzusehen, wohin sich Amazon bewegen wird. Die Bestrebungen von Amazon, ihren Händlern eine einfache Lösung für den Transport ihrer Ware aus Asien anzubieten, ist bei weitem nicht neu. Jedoch scheint sie aktuell und aufgrund der angespannten Frachtraten neu betrachtet zu werden.
Amazon löst die Herausforderungen fair. Für Händler!
Auch der Alleskönner aus Seattle ist vor den stark gestiegenen Frachtraten nicht geschützt. Kostete der 40HQ noch vor 3 bis 4 Jahren zwischen 1.100 bis 1.700 US$, muss auch Amazon nun 6.000 bis 7.000 US$ den Händlern berechnen. Aber: Das ist ein völlig anderes Niveau, als das, was derzeit auf den Frachtbörsen ausgerufen wird. Da stehen die Preise bei 10.000 bis 17.000 US$.
Für die Onlinehändler ist das hervorragend, für kleinere Spediteure aber eher nicht. Ihr Geschäftsmodell, auf dem Spot-Markt Ressourcen einzukaufen, funktioniert in Zeiten von knappem Frachtraum nicht. Unabhängig, ob es nun Amazon Global Logistics gibt oder nicht.
Nutzt das Angebot, es ist gut!
»Das Amazon-Angebot ist ein No-Brainer und jeder Händler sollte es nutzen«, so Francine Dammholz gegenüber Wortfilter. Francine erklärt euch hier, wie ihr das Amazon Global Logistics Programm ohne Risiko für euch nutzen könnt.
Kritik an der bisherigen Berichterstattung der Medien
Leider berichten alle Medien hier falsch und populistisch. Amazon steigt weder in den Frachtmarkt neu ein noch sehen wir hier Dumping-Preise. Das Unternehmen setzt eine bereits vor 8 Jahren festgelegte Strategie weiter fort, um die Logistikkette vollständig abzubilden. Die Besonderheiten sind, dass jetzt die Frachtaufträge einfach über das Seller Central abzubilden sind. Ein durch die Berichterstattung implizierter und jetzt geschehener Wettbewerbsangriff findet nicht statt. Das ist eine Fehlinterpretation. Ursächlich wird hier die Unkenntnis über das bisherige Dragon-Boat-Projekt sein.
Von Dumping-Preisen kann bei Amazons Angeboten nicht die Rede sein, im Gegenteil. Auch die Amazon-Angebote sind um ein Vielfaches teurer geworden. Medial werden hier jedoch unterschiedliche Geschäftsmodelle miteinander verglichen. Ein Kleinstspediteur, der einen Container an Seller verkauft und sich auf dem Spot-Markt versorgt, ist nicht vergleichbar mit einem Unternehmen, welches langfristig ganze Frachtschiffe ausbucht.
Amazon gibt hier fairerweise Skaleneffekte aus der Konsolidierung von Frachtraum an die Seller weiter. Vor allem zeigt die Preismöglichkeit aber auch auf, welche Ineffizienz in der Frachtbranche bisher festzustellen war.
Handelsblatt, t3n und auch ONH greifen diese Aspekte leider nicht oder nicht umfänglich auf, sondern stützen sich auf die falschen News, dass Amazon erst jetzt in das Frachtgeschäft einsteigt und der Markteintritt aggressiv mit Dumping-Preisen passiere. Das füttert auf populistische Art und Weise das Bild des ›bösen Konzerns‹. Es wird mehr als unzureichend wertgeschätzt, dass der Plattformbetreiber sein Programm nun für alle Marktteilnehmer geöffnet hat, und zwar in einer Zeit, in der es der Handel am nötigsten braucht.
Die Stilblüten falscher Berichterstattung
Mit Aluhut bewaffnet tritt dann auch so mancher Händler und Dienstleister in den Ring, um die kruden Allmachtsphantasien zu befeuern: »Na ja. So weiß dann Amazon gleich, wo die Produzenten sitzen und wer es ist, gleich mit Ansprechpartner. Noch einfacher kann man es denen nicht machen«, schreibt ein Marktteilnehmer in der Wortfilter-Gruppe als Kommentar zum Handelsblatt-Artikel. Ein anderer sieht gleichfalls ein Ausspionieren: »Na ja, aber wenn Amazon dann deine EK-Preise kennt und den Hersteller, brauch Amazon ja nur abwarten, wie der Artikel ankommt und wie die Bewertungen sind. Dann kann Amazon direkt selber die Bestellung machen. Hatte uns Amazon vor langer langer Zeit schon angeboten und wir habend dankend abgelehnt.«
Es ist bemerkenswert, wie einfältig so mancher Händler versucht, sich seine Realität zu erklären! Auch bemerkenswert, dass hier wieder nur der Neid spricht, denn eines ist uns allen klar, nämlich, bei wem wir einkaufen und warum.