Amazons Lieferdienst Amazon Flex ist ab sofort in Deutschland nicht mehr verfügbar. Die Landingpage leitet auf die allgemeinen Amazon-Jobangebote um, die das Unternehmen anbietet. Die Amazon Flex App ist im Apple Store nicht mehr auffindbar.

Keine Nachricht an die Fahrer

Der Lieferdienst war 2018 in Deutschland gestartet und richtete sich im wesentlichen an Soloselbständige, die einfach durch die Warenauslieferung Geld verdienen wollten. Benötigt wurde die App und eine Registrierung bei Amazon. Die Fahrer erhielten dann Routen zugeteilt. In dieser Facebook-Gruppe tauschen sich viele Flex-Fahrer aus. Da es noch keine offizielle Nachricht von Amazon gibt, sind viele Fahrer irritiert.

Auf Nachfrage sendet das Unternehmen ihren Fahrern dann diese Nachricht:

Amazon Flex

Ein Ex-Fahrer kommentiert Amazons Entscheidung: »In einer anderen Gruppe wurde diese Antwort von Amazon gepostet. Flex ist vorbei. Nicht die feine Art von Amazon. Aber kannste nichts machen.«

Erste Fahrer aus dem süddeutschen Raum bemerkten bereits Ende Mai einen massiven Rückgang der Aufträge (Blöcke) und mutmaßten, dass der Zustelldienst eingestellt werden könnte: »Wie sieht es bei Euch aus? Bekommt Ihr noch Blöcke? Hier in Nürnberg geht im Moment gar nichts mehr. Bin seit über 2 Jahren dabei, aber so war es noch nie. Ich habe den Eindruck, Flex wird langsam eingestellt. Die Subunternehmer können offensichtlich inzwischen alles übernehmen. Und bis Weihnachten zu warten, macht keinen Sinn! Was meint Ihr? Wie geht Ihr damit um? Gibt es Alternativen zu Flex?«, so der Fahrer Bernd N. in einer Facebook-Gruppe am 25. Mai 2022.

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Hintergründe sind unbekannt

Auf Wortfilters Anfrage hat Amazon sich bis zur Veröffentlichung des Beitrags nicht gemeldet. Daher können wir alle nur mutmaßen, warum das Programm in Deutschland eingestellt worden ist. Ein Grund mag der Verwaltungsaufwand sein oder auch mögliche Bewertungen, dass der Service in die Scheinselbständigkeit führt. Wir können nur in die Glaskugel schauen.

UPDATE: Unmittelbar nach Veröffentlichung dieses Beitrags, veröffentlichte Amazon selbst diesen Post auf aboutamazon.de: https://www.aboutamazon.de/news/unser-beitrag-fuer-unternehmer-innen/wir-bedanken-uns-bei-allen-ehemaligen-amazon-flex-delivery-partner-innen

2015 haben wir unser erstes Verteilzentrum in Olching bei München eröffnet. Aufgrund von Rückmeldungen von Kund:innen hatten wir den Bedarf an zusätzlichen Kapazitäten auf der letzten Meile erkannt. Angetrieben von unserem Fokus auf Kund:innen haben wir seitdem kontinuierlich investiert und ein Netz von mehr als 60 Verteilzentren in Deutschland aufgebaut. Wir haben weitere Innovationen entwickelt, um Kund:innen schnellere und flexiblere Zustellmöglichkeiten zu bieten.

Eine unserer Innovationen war das Amazon Flex Programm. Wir hatten es geschaffen, um den wachsenden Erwartungen von Kund:innen nach schnellen und flexiblen Lieferoptionen entgegenzukommen. Wie üblich, entwickeln wir kontinuierlich bestehende Programme weiter und evaluieren sie. Auf dieser Basis haben wir die schwierige Entscheidung getroffen, das Amazon Flex Programm in Deutschland nicht weiterzuführen und stattdessen auf die Zustellung durch bestehende Lieferunternehmen zu setzen. Wir danken den ehemaligen Amazon Flex Delivery Partner:innen, dass sie uns auf der Reise von Amazon Flex begleitet haben. Wir unterstützen sie aktiv dabei, andere Einkommensquellen zu erschließen: Es gibt Hunderte von offenen Stellen bei Amazon und ein breites Spektrum an Aufgaben, sowie die Möglichkeit, sich bei einem Lieferunternehmen als Zusteller:in zu bewerben oder selbst ein Lieferunternehmen zu gründen.

Diese Änderung wird keine Auswirkungen auf unser Lieferversprechen haben, da Amazon in den letzten Jahren investiert und sich ein Netz aus Verteilzentren und von Hunderten kleinen und mittelständischen Unternehmen entwickelt hat, die an Amazon Kund:innen zustellen. Dieses Netzwerk wird die vergleichsweise kleine Anzahl der Lieferungen von Amazon Flex übernehmen und dabei die Qualität beibehalten, die Kund:innen schätzen und auf die sie zählen.

Unter www.amazon.jobs/stellen finden ehemalige Amazon Flex Lieferpartner:innen eine Übersicht offener Stellen. Zudem qualifizieren sich alle ehemaligen Amazon Flex Lieferpartner:innen für eine freiwillige Unterstützungszahlung, sofern sie in den letzten vier Monaten für Amazon Flex Pakete geliefert haben.

Wir bedanken uns bei allen Flex Lieferpartner:innen für ihren Einsatz. (Quelle: aboutamazon.de)

Was passiert mit den Fahrern?

Die meisten Fahrer waren zufrieden mit der Auftragslage und der Bezahlung. Sie schauen sich jetzt nach anderen Lieferdiensten um. Ein Fahrer schreibt:

»Bin in Mannheim bei Amazon. Habe eine reservierten gehabt für Freitag, das wars. Ich mache aktuell nebenbei Flaschenpost (Getränkelieferung). Die ersten 3 Monate 12.70 €/h und danach 12 €/h + Bonus bis zu 3 €/h je nachdem, wie du arbeitest. Ist aber als Arbeitnehmer dafür halt auch ohne Unkosten wie Fahrzeug etc. Nebenher fahre ich noch Pizza aus und ich muss sagen, da geben die Kunden mittlerweile wieder gut Trinkgeld. Habe im Schnitt so in 6 Stunden allein 25-30 € Trinkgeld. Also kaufkräftig sind die Menschen noch bzw. nicht so sparsam bei Bestellungen«, schreibt Ex-Amazon-Flex-Fahrer Alexander L.