AUTODOC bleibt auf Erfolgskurs: Vom eBay-Seller zum europäischen Marktplatz-Champion

AUTODOC liefert auch 2025 starke Zahlen. Im ersten Halbjahr steigert der Berliner Onlinehändler für Kfz-Ersatzteile und Zubehör Umsatz und Gewinn zweistellig – und zeigt dabei vor allem zwei Dinge: Die strategische Transformation zum Marktplatz ist voll im Gang und Werkstätten rücken stärker in den Fokus. Damit gelingt AUTODOC etwas, woran andere große Teilehändler bislang scheiterten.

Vom eBay-Seller zum Milliardenkonzern

AUTODOC begann 2008 wie viele Teilehändler: als klassischer eBay-Seller. Gründer Alexej Erdle, Max Wegner und Vitalij Kungel erkannten früh, wie sich die Plattform für Reichweite und schnelles Wachstum nutzen ließ. Während andere Player wie ATP Autoteile oder Bandel ebenfalls beachtliche Umsatzgrößen erreichten – beide liegen mittlerweile über 100 Mio. Euro –, schaffte es AUTODOC, in eine ganz andere Dimension vorzustoßen: 2024 lag der Umsatz bereits bei 1,6 Mrd. Euro.

Das Geheimnis: Ein Mix aus aggressivem Wachstum, cleverem Pricing, konsequenter Internationalisierung und einer ständigen Weiterentwicklung des Geschäftsmodells. Was als reiner ebay-Shop begann, ist heute eine europaweite Plattform mit B2B-Geschäft, Eigenmarken und – neu – einem Marktplatz.

Halbjahreszahlen 2025: Starker Anstieg trotz schwieriger Rahmenbedingungen

Im ersten Halbjahr 2025 wuchs der Umsatz um 18,5 % auf 889,6 Mio. Euro. Das EBITDA stieg um 12,5 % auf 80,9 Mio. Euro. Besonders auffällig: Das B2B-Segment explodierte mit einem Plus von 144 %. Wachstumstreiber waren u. a. das neue Lager in Belgien sowie der Rollout des B2B-Angebots in mehreren Ländern.

Die wichtigsten Märkte: Frankreich (+28,6 %) und Spanien/Portugal (+28,8 %) legten überdurchschnittlich zu.

Kundenzahlen: 8,8 Mio. aktive Kunden (+1 Mio. YoY), 9,4 Mio. Bestellungen im ersten Halbjahr, Warenkörbe im Schnitt 94,4 € (Vorjahr 91,1 €).

AUTODOC wird Marktplatz

Der vielleicht wichtigste Schritt: Mit dem Start des AUTODOC Marketplace in Frankreich im Februar 2025 (und anschließend in weiteren EU-Ländern) entwickelt sich der Shop vom reinen Händler zum Plattformbetreiber. Drittanbieter können ihre Produkte direkt auf autodoc.de listen und Millionen Kunden erreichen.

Das ist clever: So wächst das Sortiment ohne eigene Lagerkosten, das Geschäftsmodell wird skalierbarer, und AUTODOC positioniert sich strategisch ähnlich wie Amazon oder eBay – allerdings in einer Nische, die sie selbst dominieren.

Werkstattgeschäft im Fokus: B2B-Strategie trägt Früchte

Parallel entdeckt AUTODOC das Werkstatt- und Profi-Geschäft für sich. Mit dem neuen Angebot AUTODOC PRO, der Eigenmarke goCORE und einer klaren Ansprache an Werkstätten wird der B2B-Sektor systematisch ausgebaut. Der Umsatzsprung von +144 % zeigt: Diese Richtung ist richtig.

Gerade hier unterscheidet sich AUTODOC von den Wettbewerbern. Während ATP oder Bandel kaum in den Werkstattmarkt hineinwachsen, baut AUTODOC konsequent Infrastruktur auf: ein hybrides Lager in Belgien, eine Eigenmarke speziell für Profis, und Services, die klar auf B2B zugeschnitten sind.

Vergleich mit den Wettbewerbern

  • AUTODOC: 1,6 Mrd. € Umsatz 2024, +18,5 % im ersten Halbjahr 2025, Marktplatz-Strategie, B2B-Fokus, Expansion in Europa.
  • ATP Autoteile: >100 Mio. € Umsatz, gute Marktposition, aber kein Vergleich zur Größe von AUTODOC.
  • Bandel: ebenfalls >100 Mio. € Umsatz, bleibt aber hinter den Skaleneffekten von AUTODOC zurück.

And the winner is: Unter den großen eBay-geborenen Autoteile-Sellern ist AUTODOC der eindeutige Gewinner.

Autodoc Halbjahreszahlen 2025
KennzahlH1 2024H1 2025Veränderung
Umsatzerlöse751,0 Mio. €889,6 Mio. €+18,5 %
Bruttogewinn317,0 Mio. €378,1 Mio. €+19,3 %
Bereinigtes EBITDA71,9 Mio. €80,9 Mio. €+12,5 %
EBITDA-Marge9,6 %9,1 %-0,5 Pp
Jahresüberschuss16,9 Mio. €24,4 Mio. €+44,3 %
Free Cashflow128,5 Mio. €71,3 Mio. €-44,5 %
Liquide Mittel107,9 Mio. €136,2 Mio. €+26,2 %
Bestellungen8,3 Mio.9,4 Mio.+13,3 %
Aktive Kunden7,8 Mio.8,8 Mio.+12,8 %
Ø Warenkorb91,1 €94,4 €+3,6 %

AUTODOC baut seinen Vorsprung aus, aber…

AUTODOC hat gezeigt, dass man auch aus einer eBay-DNA ein Milliardenunternehmen aufbauen kann. Mit der Plattform-Strategie (Marktplatz) und der Fokussierung auf B2B/Werkstätten wird der Vorsprung gegenüber Wettbewerbern weiter vergrößert. Klar ist: AUTODOC ist inzwischen mehr als ein Händler – es ist ein europäischer Player mit Plattform-Ambitionen.

Die Pressemitteilung liest sich schon ganz schön nach „ich mache einen auf ganz dicke Hose“. Das ist ja auch in Ordnung, weil die Zahlen gut sind. Aber der Grund dürfte auch sein den 4. Versuch eines IPOs zu starten. Und das recht bald.


Mehrfach gescheiterte Börsengänge: AUTODOCs Achillesferse

So stark die operative Entwicklung von AUTODOC ist, so schwach verlief bislang die Kapitalmarktstrategie. Bereits mehrfach versuchte das Unternehmen, an die Börse zu gehen – und scheiterte jedes Mal. 2021 wurde der erste geplante IPO kurzfristig abgesagt, später folgten weitere Anläufe, die ebenfalls nicht umgesetzt wurden. Gründe lagen in einem schwierigen Kapitalmarktumfeld, aber auch in Zweifeln an der Profitabilität und der klaren Governance-Struktur von AUTODOC. Für ein Unternehmen mit Milliardenumsatz, das sich als europäische Plattform positionieren will, ist das ein Malus: Während Wettbewerber über frisches Kapital und Börsennotierung Vertrauen und Reichweite gewinnen, bleibt AUTODOC bislang privat finanziert. Ob es den Berlinern gelingt, diese Achillesferse zu überwinden und einen erfolgreichen IPO nachzuholen, bleibt offen – und könnte entscheidend sein, um die nächste Wachstumsstufe zu zünden.


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