Was passiert mit Taxdoo und Co.? Die Zukunft der Tax-Tech-Unternehmen im E-Commerce

Unternehmen wie Taxdoo haben in den vergangenen Jahren vielen E-Commerce-Händlern viel Arbeit abgenommen. Sie sorgen dafür, dass Umsatzsteuern in allen europäischen Ländern korrekt erfasst, berechnet und gemeldet werden. Ihre Stärke liegt in der hohen technischen Kompetenz: Sie verstehen es, die oft komplexen und unterschiedlich aufgebauten Berichte von Plattformen wie Amazon, eBay oder Kaufland auszulesen und zu verarbeiten. Ergänzt wird dies durch ein Netzwerk von Steuerberatern, die die ermittelten Zahlen zuverlässig bei den jeweiligen Finanzbehörden einreichen. Das Geschäftsmodell funktioniert – und Taxdoo ist ein Beispiel für den Erfolg solcher Lösungen.

Doch die europäische Politik treibt seit Jahren die Vereinheitlichung des Umsatzsteuersystems voran. Sollte dieses Ziel erreicht werden, könnte das Geschäftsmodell von Unternehmen wie Taxdoo disruptiert werden.



Europäische Pläne zur Harmonisierung der Umsatzsteuer

Die Europäische Union arbeitet seit Jahren intensiv daran, das Mehrwertsteuersystem in allen Mitgliedsstaaten zu vereinheitlichen. Ein zentrales Element ist die Ausweitung des sogenannten One-Stop-Shop (OSS), der es Händlern erlaubt, ihre Umsatzsteuer für grenzüberschreitende Verkäufe zentral in einem EU-Land zu melden und dort abzuführen. Perspektivisch soll der OSS zu einem umfassenden EU-weiten Meldesystem ausgebaut werden, das sämtliche Lieferungen und Dienstleistungen erfasst – unabhängig davon, in welchem Mitgliedsstaat der Verkauf erfolgt. Ziel ist es, dass Händler nicht mehr in jedem Land eine eigene Umsatzsteuernummer beantragen und separate Meldungen einreichen müssen. Stattdessen genügt eine zentrale Registrierung und digitale Meldung, die dann von den Finanzbehörden automatisch auf die jeweiligen Staaten verteilt wird.

Die EU verfolgt damit mehrere Ziele: Bürokratieabbau und Kostensenkung für Unternehmen, die Bekämpfung von Steuerbetrug und Karussellgeschäften sowie eine höhere Transparenz bei den Steuerflüssen. Darüber hinaus sollen neue digitale Schnittstellen geschaffen werden, die eine automatische Übermittlung von Daten aus Warenwirtschafts- und Buchhaltungssystemen an die Finanzverwaltungen ermöglichen. Händler würden dadurch künftig mit wenigen Klicks ihre gesamten steuerlichen Pflichten in der EU erfüllen können.


Konsequenzen für Taxdoo und ähnliche Anbieter

Für Unternehmen wie Taxdoo hat eine umfassende Vereinheitlichung des Umsatzsteuersystems existenzielle Folgen. Ihr Kerngeschäft – die länderspezifische Erfassung und Meldung von Umsatzsteuer – wird an Relevanz verlieren. Händler könnten die Meldung dann selbst digital und unkompliziert erledigen. Damit sinkt die Nachfrage nach den bisherigen Services.

Allerdings liegt in dieser Herausforderung auch eine Chance. Nur wenige Player im Markt werden die technische und organisatorische Stärke haben, rechtzeitig neue Geschäftsfelder zu erschließen.


Taxdoo 2.0: Vom Umsatzsteuer-Spezialisten zum digitalen Steuererlediger

Die logische Konsequenz: Unternehmen wie Taxdoo müssen ihr Portfolio erweitern. Statt ausschließlich Umsatzsteuer-Themen abzudecken, könnten sie den gesamten steuerlichen Prozess übernehmen – bis hin zu Buchhaltung und Jahresabschlüssen. Damit würden sie zur Art elektronischem Steuerberater. Dank KI und Automatisierung könnten Händler einfach ihre Belege und Kontoauszüge hochladen, und das System erledigt den Rest: von der Klassifizierung über die Verbuchung nach SKR 04 bis hin zur Erstellung von Jahresabschlüssen.


Auswirkungen auf Steuerberater und Buchhaltungsdienste

Die Verlierer dieser Entwicklung wären klassische Steuerberater und Buchhaltungsservices. Schon heute ermöglichen OCR-Technologien und KI-Systeme die automatische Erfassung und Kategorisierung von Belegen. Damit entfällt ein Großteil der Arbeit, die bisher Steuerfachangestellte übernommen haben. Steuerberater selbst werden gezwungen, sich auf ihre Kernaufgabe zu konzentrieren: die Beratung. Routinearbeiten in der Buchhaltung hingegen werden durch Systeme wie die von Taxdoo ersetzt.


Das Ende der Steuerberaterknappheit?

Branchenvertreter warnen seit Jahren vor einer drohenden Steuerberaterknappheit. Tatsächlich könnte sich das Problem mit dem Eintritt von Tech-Unternehmen in den Buchhaltungsmarkt lösen. Automatisierte Systeme erlauben es, dass weniger Steuerberater mehr Mandanten betreuen können, weil Routineprozesse digitalisiert werden. Der Beruf könnte sich also grundlegend wandeln – vom Buchhalter zum echten Berater.


Konsolidierung des Marktes

Parallel dazu wird das Fremdbesitzverbot für Steuerkanzleien zunehmend aufgeweicht. Private-Equity-Gesellschaften steigen ein und treiben die Konsolidierung voran. Kanzleien werden größer, technikaffiner und wettbewerbsfähiger. Das erhöht den Druck auf kleinere Anbieter, innovative Lösungen wie die von Taxdoo einzusetzen.


Stimmen von Steuerberatern

Schon im Vorfeld des diesjährigen Taxdoo-Partnertreffens war ein Rumoren aus der Steuerberater-Community zu vernehmen, das sich nach der Veranstaltung durch Gespräche, die Wortfilter führte, weiter bestätigte. Unter den Partnern machte sich Unmut breit, da sich Taxdoo zunehmend von einem reinen Tool für die Umsatzsteuerautomatisierung zu einer umfassenden ERP- und Steuerlösung für Online-Händler entwickelt. Mehrere Steuerberater äußerten die Befürchtung, dass Taxdoo mit dieser strategischen Neuausrichtung direkt in ihr Kerngeschäft vordringt. Die Erweiterung des Geschäftsmodells wird von einigen als Versuch gesehen, eine Komplettlösung anzubieten, die den Steuerberater potenziell überflüssig machen könnte. Diese Entwicklung empfinden viele der anwesenden Kanzleien als direkte Bedrohung für ihr eigenes Geschäftsmodell, was zu deutlicher Kritik und einer angespannten Stimmung führte.


Händler profitieren – die Branche steht vor einem Umbruch

Wir stehen vor einem tiefgreifenden Wandel im Steuerwesen für den Onlinehandel. Taxdoo und ähnliche Unternehmen werden sich neu erfinden müssen – als umfassende digitale Steuererlediger. Händler profitieren in jedem Fall: Die Kosten für Steuer- und Buchhaltungsleistungen dürften deutlich sinken. Für Steuerberater dagegen bedeutet diese Entwicklung einen Paradigmenwechsel – weg von manueller Bearbeitung hin zu strategischer Beratung.


Geschäftsentwicklung der Taxdoo GmbH

Deutsche‑Startups.de berichtete im Mai 2025 über den Jahresabschluss 2023 der Taxdoo GmbH. Demnach konnte das Unternehmen seinen Umsatz 2023 um 25 % auf 12,1 Mio. € steigern. Gleichzeitig sank der Jahresfehlbetrag (Nettoverlust) deutlich von –16,2 Mio. € im Jahr 2022 auf –6,2 Mio. € deutsche-startups.de. Im Juli 2025 bestätigte Taxdoo‑Mitgründer Roger Gothmann diese Zahlen in einem Interview und nannte außerdem den Betrag des von Taxdoo abgewickelten Handelsvolumens (GMV) – mehr als 10 Mrd. € – sowie die frisch erworbene Buchhaltungsfirma accountDigital.

Umsatz‑ und Ergebnisentwicklung (Auszug)

JahrUmsatz (Mio. €)Jahresüberschuss / Jahresfehlbetrag (Mio. €)Quelle & Hinweise
2019n/a (Umsatzerlöse nicht veröffentlicht)+0,346 Mio. € Jahresüberschuss; Verlustvortrag 0,170 Mio. €Das Startup‑Porträt bei deutsche‑startups.de weist für 2019 einen Jahresüberschuss von 345.626 €, einen Verlustvortrag von 170.229 € und durchschnittlich 14 Beschäftigte aus deutsche-startups.de.
20229,6 Mio. € Umsatz–16,2 Mio. € JahresfehlbetragIm #StartupTicker von deutsche‑startups.de wird der Umsatz 2022 mit 9,6 Mio. € und der Jahresfehlbetrag mit –16,2 Mio. € angegeben deutsche-startups.de.
202312,1 Mio. € Umsatz (≈ +25 % gegenüber 2022)–6,2 Mio. € JahresfehlbetragLaut dem StartupTicker konnte Taxdoo 2023 seine Verluste deutlich reduzieren; der Umsatz stieg auf 12,1 Mio. € und der Jahresfehlbetrag sank auf –6,2 Mio. € deutsche-startups.de.
2024 (Prognose)ca. 12,7–13,3 Mio. € Umsatz (5–10 % Wachstum erwartet)≈ –6 Mio. € Jahresfehlbetrag erwartetIm Jahresabschluss 2023 rechnet das Unternehmen für 2024 mit einer Umsatzsteigerung von 5–10 %; aufgrund weiterer Investitionen wird für 2024 erneut ein negatives Ergebnis in ähnlicher Größenordnung wie 2023 erwartet deutsche-startups.de.

Hinweis: Taxdoo gibt keine detaillierten Umsatzzahlen für 2020 und 2021 bekannt. Medienberichte sprachen damals lediglich von einem „mittleren siebenstelligen Umsatz“. Ab 2022 liegen konkrete Werte aus dem Jahresabschluss vor.

Umsatz-/Ertrags-Diagramm

Die folgende Grafik stellt die verfügbaren Umsatz‑ und Ergebniszahlen der Taxdoo GmbH dar. Für 2019 wurde der Umsatz im Diagramm als „N/A“ gekennzeichnet, da dazu keine Angaben vorliegen.

Geschäftsentwicklung der Taxdoo GmbH

Interpretation der Zahlen

  • Wachstum: Nach einem noch überschaubaren Umsatz im Jahr 2019 konnte Taxdoo seine Umsatzerlöse bis 2023 auf 12,1 Mio. € steigern. Von 2022 auf 2023 betrug das Umsatzwachstum rund 25 % deutsche-startups.de.
  • Verluste sinken: Trotz deutlicher Umsatzsteigerung schrieb Taxdoo 2022 und 2023 Verluste. Der Jahresfehlbetrag wurde allerdings massiv reduziert – von –16,2 Mio. € (2022) auf –6,2 Mio. € (2023) deutsche-startups.de. Für 2024 erwartet das Unternehmen weiterhin ein negatives Ergebnis, das aber auf dem Niveau des Jahres 2023 bleiben soll deutsche-startups.de.
  • E-Commerce‑Volumen: Laut Interview mit Gründer Roger Gothmann wickelt Taxdoo über seine Plattform E‑Commerce‑Transaktionen im Volumen von über 10 Mrd. € ab deutsche-startups.de. Diese Zahl beschreibt das durch Taxdoo verarbeitete Handelsvolumen (GMV).

Die Daten zeigen, dass Taxdoo trotz hoher Investitionen auf Wachstumskurs ist. Der starke Umsatzanstieg und die sinkenden Verluste lassen auf einen positiven Trend schließen. Da Taxdoo jedoch weiterhin investiert, sind auch in den kommenden Jahren noch Fehlbeträge möglich. Die Zahlen und Interpretation wurden durch ChatGPT Agenten erstellt.


Wortfilter Facebook Community Gruppe
Komm in die Wortfilter Community auf Facebook und diskutiere mit

➡️Melde dich zum wöchentlichen Newsletter an!⬅️