UPDATE: Der Artikel wurde von der t3n.de offline genommen Bekanntermaßen nennt Amazon keine genauen Zahlen zu ihren Handelsumsätzen, daher sind vor allem die Marketplace-Umsätze eine Unbekannte, an der sich schon mancher die Zähne ausgebissen hat. Andererseits ermöglicht dies, dass sich jeder diese Zahlen zurechtschnitzen kann, wie er es gerade möchte und braucht. Die einen machen es um mehr Kunden zu gewinnen, die anderen um Aufmerksamkeit zu bekommen. Was aber nun t3n geritten hat, ist mir ein Rätsel.
Amazon hat in Deutschland jetzt einen Marktanteil von 77 Prozent, sagt t3n
t3n hat sich – wie bereits schon letztes Jahr – mit Amazons Bilanz auseinandergesetzt und versuchte herauszufinden, wie hoch wohl Amazons Handelsumsatz insgesamt sei. Daraus wollte man ableiten, wie einflussreich Amazon am deutschen E-Commerce-Markt wohl sein mag. War t3ns Rechenschiebekunst schon letztes Jahr gewagt, haben sie dieses Jahr vollends in den Sack gehauen.
So erreicht Amazon laut t3n jetzt sage und schreibe 77% Marktanteil in Deutschland. Nach 53% im Vorjahr. Leute, geht’s noch? Es muss Euch doch selbst auffallen, dass dies gar nicht sein kann. Ich könnte ja nun versuchen, den Fehler in der t3n’schen Rechnung zu finden. Ist mir aber ehrlich gesagt zu mühsam.
Machen wir es doch einfacher. Beim gesamten E-Commerce-Umsatz in Deutschland bezieht sich t3n auf die Prognose vom HDE in Höhe von 53,4 Milliarden netto. Die merken wir uns mal. Amazons Marktplatzumsatz gesamt (Eigenhandel + Marketplace-Händler) lag angeblich bei 41,41 Milliarden Euro. Das verführte t3n zum reißerischen Titel ›Amazons Marktanteil am deutschen Onlinehandel mit Waren: 77 Prozent‹.
Soweit so gut, aber leider total falsch
Denn das würde bedeuten, dass für alle anderen Marktteilnehmer nur noch 23% vom Kuchen übrigbleiben würden. Und 23% von 53,4 Milliarden sind ›round about‹ 12 Milliarden Euro.
Diese verbleibenden 12 Mrd. Euro reichen aber nicht einmal für Deutschlands Top-100-Shops (ohne Amazon). Denn alleine die machen, laut der alljährlichen EHI-Studie schon fast 22 Milliarden Euro Umsatz. Geschenkt, dass dabei auch keine Marktplatzumsätze enthalten sind, wie man der Erhebungsmethodik des EHI entnehmen kann. Ist aber egal, denn auch wenn die Marktplatzumsätze drin wären, hätten wir mit t3ns 77% Amazon-Anteil bereits über 100 % des E-Commerce-Gesamtumsatzes erreicht. Selbst wenn man annimmt, dass in der Rechnung deren im Ausland erzielten Umsätze enthalten sind … Alles egal, da es einfach nicht stimmen kann.
Auf der Strecke bleiben auf jeden Fall, alle Shop-Betreiber, die nicht in der Top-100-Liste enthalten sind, also mal schnell ein paar zehntausend Händler, genauso wie der gesamte eBay-Umsatz. Alleine dieser liegt aber bei schätzungsweise knapp zehn Milliarden Euro.
Aber nicht nur zigtausende Onlineshops machen laut t3n also unwissend keinen Umsatz, auch die ganzen Shop-Systeme müssten bald pleite sein. Klar, wenn deren Händlerkunden kein Geld verdienen, gibt es niemanden, der für deren Systeme bezahlen kann. Shopware, ePages, Gambio – und wie sie alle heißen – sind also pleite. Auch die anderen Lösungsanbieter, wie Trusted Shops oder Händlerbund, werden bald Insolvenz anmelden müssen. Und der ganze Rattenschwanz an Agenturen, Tool-Anbieter usw. – alle pleite.
Lange Rede, kurzer Sinn – beinahe die gesamte E-Commerce-Branche, außer Amazon natürlich und deren Dienstleister, geht den Bach runter. Oder mit blumigeren Worten: Wir sind voll im Arsch!
Disclaimer: Es ist total egal, ob die Erhebung des EHI für die Top-100-Shops stimmt oder nicht. Auch ob dort vielleicht noch Auslandsumsätze versteckt sind. Denn dann nehmen wir halt nur die eBay-Umsätze und sagen wir mal Otto. Dann habe ich auch schon wieder 100% vom E-Commerce-Umsatz, alle anderen 998 der Top-1000-Shops dürften allerdings keinen Umsatz machen. Auch kein Zalando. Die anderen zigtausend Shop-Betreiber eh nicht. Für die ist so oder so nichts mehr vom E-Commerce-Umsatz übrig.
Bildquelle: utopia88 @ bigstockphoto & https://www.shopanbieter.de/14299-einspruch-ihr-seid-alle-pleite-und-wisst-es-nicht
Kommentar Mark Steier
Peters Ausführungen schließe ich mich voll und ganz an. Es ist traurig das gute Medien und Blogger wie t3n, exiting commerce und auch carpathia sich so sehr an dem Zahlenwerk von Amazon verheben.
Erst ein mal 5 ****** für diesen Artikel *grins
Vielleicht hat ein Praktikant die Berechnungen bei t3n vorgenommen ? Egal ….
Eine Frage stellt sich mir jedoch seit einiger Zeit: Sind wir bald wirklich pleite, ohne es jetzt bereits zu wissen?
Warum senken immer mehr Shopbetreiber aus Deutschland ihre Preise um teilweise mehr als 50%?
In meiner Branche verkaufen die Mitbewerber weit “unter dem vorherigen” Preis… da ergeben meine Hochrechnungen, dass diese bald pleite sein werden…..weil sie im Irrglauben sind, dass sie MEHR verkaufen, weil sie BILLIGER sind und sich permanent unterbieten….
Der Markt ist in vielen Bereichen mehr als nur gesättigt!
Schlussendlich verkaufen die Preis – Niedrigsten bei diesem Preisdumping bald vielleicht mehr, haben unterm Strich aber weniger.
Ein Unternehmen, welches der Regelbesteuerung unterliegt, kann da nicht mithalten! Ich arbeite mich halb tot derzeitig und um mich herum werden nur die Preise gesenkt, jeder will der Billigste sein…. Warum ?
Gut laufende Artikel werden aufgrund von Beobachtern, Rezensionen und Verkaufszahlen öffentlich dargestellt, auch den Mitbewerbern. Dieses öffnet Tür und Tor für eine gute Auskundschaftung der Konkurrenz…., ja auch der Plattform !!!
Ich würde niemals auf Amazon verkaufen, sorry
Deren Preiskampf ist nun auch bei eBay & Co gestrandet….der Horror