Onlinehandel ist eine der modernsten und flexibelsten Branchen, doch eines fällt auf: Frauen sind als Händlerinnen immer noch unterrepräsentiert. Der E-Commerce bietet eigentlich ideale Voraussetzungen für alle, die unternehmerisch tätig sein wollen – und doch bleiben Frauen in dieser Branche oft in der zweiten Reihe. Der Weltfrauentag ist daher nicht nur ein symbolischer Tag, sondern eine Gelegenheit, um uns bewusst zu machen, dass wir immer noch in alten Strukturen und Stereotypen feststecken.

Wo bleiben die Frauen im Onlinehandel?

Wenn man auf Marktplätzen wie Amazon, eBay oder Kaufland Marketplace unterwegs ist oder sich auf E-Commerce-Veranstaltungen umschaut, fällt eines auf: Frauen sind in der Minderheit. Es gibt einige erfolgreiche Händlerinnen, aber die Zahlen zeigen, dass die Selbstständigkeit im Onlinehandel weiterhin männlich dominiert ist.

Laut dem KfW-Gründungsmonitor 2024 lag der Anteil der Frauen an allen Existenzgründungen in Deutschland bei rund 40 %. Das klingt auf den ersten Blick gar nicht so schlecht, doch bei den größeren und wachstumsstarken Unternehmen liegt der Frauenanteil noch niedriger. Nur etwa 16 % der Startups werden von Frauen gegründet.

Warum ist das so? Die Gründe sind vielschichtig:

  • Stereotype Rollenbilder: Frauen wird oft nicht die gleiche wirtschaftliche Risikobereitschaft zugeschrieben wie Männern.
  • Weniger Zugang zu Kapital: Studien zeigen, dass Frauen schwerer an Finanzierungen und Fördermittel kommen.
  • Fehlende Vorbilder: Es gibt zu wenige prominente Händlerinnen, die sichtbar als Unternehmerinnen im E-Commerce auftreten.
  • Netzwerke und Mentoring: Die meisten Netzwerke im Onlinehandel sind nach wie vor männerdominiert.

Der Onlinehandel ist eine der besten Möglichkeiten für Frauen, sich selbstständig zu machen, weil er ortsunabhängig, flexibel und skalierbar ist. Dennoch entscheiden sich viel zu wenige Frauen für diesen Schritt.

Die Gender Pay Gap gibt es auch im E-Commerce

Frauen verdienen im Durchschnitt 18 % weniger als Männer – das ist die sogenannte Gender Pay Gap. In vielen traditionellen Branchen kann das durch Faktoren wie Teilzeitarbeit oder Elternzeit erklärt werden, doch auch in der Selbstständigkeit gibt es ein geschlechtsspezifisches Einkommensgefälle.

Warum?

  • Frauen setzen oft niedrigere Preise für ihre Produkte an.
  • Sie verkaufen eher in niedrigmargigen Branchen wie Mode oder Handarbeit, während Männer häufiger in margenstarken Bereichen wie Elektronik oder Werkzeug aktiv sind.
  • Frauen wachsen langsamer, weil sie weniger Kapital und weniger große Netzwerke haben.

Das Problem: Die Branche entwickelt sich rasant weiter, und wer nicht schnell skaliert, bleibt irgendwann zurück. Frauen im Onlinehandel brauchen mehr Unterstützung und Förderung, um diese strukturellen Nachteile auszugleichen.

Sexismus im E-Commerce: Frauen haben es auf Veranstaltungen schwerer

Wer als Frau auf einer E-Commerce-Messe oder Konferenz war, hat es vielleicht selbst erlebt: Sexistische Sprüche, respektlose Kommentare oder schlichtweg das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden.

Viele Händlerinnen berichten, dass sie auf Veranstaltungen anders angesprochen werden als ihre männlichen Kollegen:

  • „Bist du die Assistentin von jemandem?“
  • „Machst du nur Deko oder betreibst du wirklich einen Shop?“
  • „Wow, eine Frau, die sich mit Amazon auskennt! Das ist ja mal was Neues!“

Das sind keine Einzelfälle, sondern Realität. Frauen müssen oft mehr leisten, um als ernstzunehmende Unternehmerinnen wahrgenommen zu werden. Und das hat Folgen: Manche meiden Veranstaltungen komplett oder nehmen weniger aktiv an Netzwerken teil – und das bedeutet wiederum weniger Chancen für Wachstum und Sichtbarkeit.

Mehr weibliche Führungskräfte im E-Commerce: Warum das wichtig ist

Es gibt unzählige Studien, die zeigen, dass diverse Teams erfolgreicher sind. Unternehmen mit einer ausgewogenen Geschlechterverteilung haben:

  • Bessere wirtschaftliche Ergebnisse
  • Höhere Innovationskraft
  • Zufriedenere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

Trotzdem sind Frauen in Führungspositionen im Onlinehandel rar. Die meisten größeren E-Commerce-Unternehmen haben männlich dominierte Führungsetagen, und auch in den großen Marktplätzen wie Amazon oder eBay ist der Frauenanteil in den höchsten Positionen gering.

Mehr weibliche Führungskräfte wären nicht nur für Frauen ein Gewinn, sondern auch für die gesamte Branche. Diversität bringt neue Perspektiven, neue Märkte und bessere Entscheidungen.

Was muss sich ändern?

Es gibt keine schnelle Lösung, aber es gibt konkrete Schritte, um den Anteil von Frauen im Onlinehandel zu erhöhen:

Mehr Vorbilder sichtbar machen: Erfolgreiche Händlerinnen sollten mehr in den Vordergrund treten – sei es als Speakerinnen auf Veranstaltungen oder in der Berichterstattung.
Zugang zu Kapital verbessern: Spezielle Förderprogramme für weibliche Gründerinnen können helfen, finanzielle Hürden zu senken.
Mentoring-Programme aufbauen: Frauen brauchen Netzwerke, die sie gezielt unterstützen und in denen sie sich austauschen können.
Stereotypen aufbrechen: Es muss normal werden, dass Frauen Shops betreiben, Teams führen und in allen Branchen erfolgreich verkaufen – nicht nur in „typisch weiblichen“ Bereichen.
Respekt auf Veranstaltungen einfordern: Veranstalter müssen klar machen, dass Sexismus und Respektlosigkeit keinen Platz im E-Commerce haben.

Fazit: Der Weltfrauentag ist mehr als ein Symbol

Manche sagen: „Wozu brauchen wir überhaupt noch einen Weltfrauentag?“ Die Antwort ist einfach: Weil wir immer noch nicht da sind, wo wir sein sollten.

Es gibt zu wenige Frauen im E-Commerce. Es gibt immer noch eine Gender Pay Gap. Frauen werden auf Veranstaltungen immer noch nicht ernst genommen.

Der Weltfrauentag ist eine Erinnerung daran, dass wir alle – Frauen und Männer – noch Arbeit vor uns haben, um Chancengleichheit herzustellen. Und der Onlinehandel kann eine Vorreiterrolle übernehmen: Er bietet die perfekte Plattform, um Unternehmertum für alle zugänglich zu machen. Jetzt müssen nur noch mehr Frauen die Chance bekommen, mitzumachen, erfolgreich zu sein und sichtbar zu werden. 🚀👩‍💻