300 Millionen Euro strafrechtlich relevantes Steuervolumen durch Influencer – Alarm für Plattformen und Content-Creators
Ein Datenpaket mit 6.000 Influencer-Profilen, ein potenzieller Steuerschaden von 300 Millionen Euro, hunderte Ermittlungsverfahren – das ist keine Szene aus einem Netflix-Thriller, sondern Realität in Nordrhein-Westfalen. Die dortige Steuerfahndung hat mit dem Landesamt zur Bekämpfung der Finanzkriminalität (LBF NRW) ein bundesweit einmaliges Kompetenzzentrum aufgebaut. Jetzt rollt es professionellen Steuerbetrüger:innen im Netz das Feld von hinten auf.
Die Zahlen wirken auf den ersten Blick überzogen: 300 Millionen Euro, verteilt auf 6.000 Influencer? Das entspricht einem steuerlich relevanten Volumen von rund 50.000 Euro pro Kopf – absolut plausibel. Denn: Viele professionelle Content-Creator generieren monatlich Einnahmen im fünfstelligen Bereich. Und gerade kleinere Influencer im Erotikbereich, im Lifestyle-Sektor oder auf Videoplattformen wie Twitch, TikTok oder YouTube fliegen steuerlich unter dem Radar. Absichtsvoll.
OnlyFans & Co.: Steuerfreie Zone?
Das Problem: Viele Plattformen leisten keinen echten Beitrag zur steuerlichen Aufklärung. YouPorn, OnlyFans oder auch TastySlips erfassen teils kaum steuerlich relevante Daten, von einem ernstzunehmenden KYC-Prozess (Know Your Customer) ganz zu schweigen. Das macht es leicht, Einkünfte zu verschleiern. Nutzer:innen werden oft nicht einmal darüber informiert, dass sie unter Umständen ein Gewerbe anmelden oder Einnahmen versteuern müssen.
Die großen Tech-Plattformen wie Meta, Google, Amazon oder eBay sind da etwas weiter: Sie erfassen zumindest rudimentär Daten zu Auszahlungen, oft auch zur Identität. Aber geben sie diese Daten auch im Rahmen von DAC7 weiter? Nur OnlyFans weist seine Nutzer aktuell explizit auf die Übermittlung im Rahmen von DAC7 hin. Der Rest hält sich bedeckt.
Was ist DAC7?
Die DAC7-Richtlinie verpflichtet Plattformbetreiber seit Anfang 2023, Informationen über aktive Anbieter (Verkäufer:innen, Creator, Dienstleister) an die Steuerbehörden zu melden. Dazu zählen Identitätsdaten, Steuer-IDs, Umsätze und Auszahlungsinformationen. Ziel: Steuerbetrug verhindern, Transparenz schaffen. In der Praxis allerdings klemmt es.
NRW geht voran – und andere Bundesländer werden folgen
Das Influencer-Team des LBF NRW hat mit kriminalistischem Feingefühl, Social-Media-Know-how und Überwachungsmethoden eine neue Qualität in die Steuerverfolgung gebracht. Auch temporäre Inhalte (z. B. Instagram Stories) werden dokumentiert und für die Beweisführung gesichert. Wer seine Einnahmen über Affiliate-Links, Direktvermarktung, Abos oder sogar Trinkgeldmodelle verschleiert, lebt inzwischen gefährlich.
Die meisten Ermittlungsverfahren laufen aktuell gegen Influencer:innen mit offiziellen Wohnsitzen in NRW, viele davon an Briefkastenadressen in Dubai. Rund 200 Strafverfahren sind derzeit anhängig, mit teils sechsstelligen Nachzahlungen. Besonders brisant: Der Anteil an Wiederholungstätern ist hoch. Wer einmal mit Steuertricks Erfolg hatte, riskiert offenbar gerne mehr.
Was Influencer jetzt tun sollten
Die gute Nachricht: Wer sich rechtzeitig bewegt, kann straffrei bleiben. Denn die Selbstanzeige ist weiterhin ein rechtskonformer Ausweg. Wer seine Einnahmen der letzten Jahre korrekt nachmeldet, Steuern nachzahlt und Reue zeigt, kann einem Strafverfahren entgehen. Dafür braucht es allerdings professionelle Hilfe – idealerweise von einem Steuerberater mit Digitalbranchen-Erfahrung.
Wer jetzt weitermacht wie bisher, riskiert nicht nur hohe Nachzahlungen, sondern auch Hausdurchsuchungen, Kontopfändungen und in letzter Konsequenz Haft. Gerade Influencer:innen mit Zahlungsflüssen aus dem Ausland sollten sich intensiv mit DAC7, KYC und den steuerlichen Meldepflichten vertraut machen.
Fazit: Das Thema ist real – und die Zahlen sind plausibel
Ein Steuervolumen von 300 Millionen Euro auf 6.000 Personen erscheint erschreckend hoch, ist aber angesichts der realen Einkommensstrukturen absolut nachvollziehbar. Viele Plattformen tun viel zu wenig, um ihre Nutzer über steuerliche Pflichten aufzuklären. Die Verantwortung trägt aber am Ende jede:r selbst.
Wer jetzt noch glaubt, das Finanzamt sieht die eigene Seite nicht – der irrt. Und zwar gewaltig.
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