Jochen Krisch ist Veranstalter der K5 Future Retail Conference Berlin, Branchenanalyst und Blogger auf excitingcommerce.de. Er gilt als einer der führenden Meinungsmacher in unserer Branche. Was sich auch in der digitalen Handelsszene tut – Jochen entgeht einfach nichts. Vergangenes Jahr startete er MORE Mobile Events mit Meetups in München, Zürich und demnächst auch in Köln. Zeit einmal zu fragen, was dahinter steckt.
Mark: Jochen, eigentlich nehme ich dich als bissigen Zahlen-Junkie-Analyst mit selektiver Handelsmodellphobie war. Du bist jetzt auf den mobilen Zug aufgesprungen und mit deinem Meetup-Format sehr nah an der Praxis und Umsetzbarkeit. Warum? Welche Ziele verfolgst du damit?
Jochen: Die Frage, die mich momentan umtreibt, ist: Wie wird der Handel 2025 aussehen? Denn spätestens dann wird Mobile dominieren. Wie kann sich der Handel darauf einstellen? Was funktioniert weiter und was nicht? Und welche neuen Möglichkeiten tun sich auf?
Mark: Wer sollte an den Meetups teilnehmen? Was ist deine Zielgruppe? Hast du einen Link zu den Terminen?
Jochen: Alle, die offen sind für Neues und sich gerne mit anderen austauschen wollen. In den Meetups können wir ein bisschen zurück zu den Wurzeln gehen und in kleineren Runden die Themen diskutieren, die anderswo unter den Tisch fallen. Inhaltlich versuche ich einen Mix hinzubekommen aus Erfahrungen aus der Praxis – und aus weiterführenden Vorträgen. Ein Ziel ist es, dass die Meetups regional stattfinden, gerne auch in kleineren Städten. Wir freuen uns daher über regionale Partner, die als Gastgeber fungieren möchten. Mehr zum Thema Mobile Retail und den MORE Meetups unter http://mobileretail.de bzw. http://more.excitingcommerce.com.
Mark: Sind die Meetups ein Format, aus denen du auch selbst lernen möchtest?
Jochen: Unbedingt, das spielt immer mit rein. Ich verstehe mich generell als Lernender in einer sich schnell wandelnden Branche und versuche zu helfen, die Branche besser zu vernetzen. Speziell die Mobile-Welt und die E-Commerce-Welt sind noch nicht wirklich verzahnt. Auch das ist etwas, was ich im Rahmen der Meetups ändern möchte.
Mark: Was möchtest du an Wissen dort vermitteln?
Jochen: In erster Linie möchte ich ein Bewusstsein dafür schaffen, dass das zweite Mobile-Jahrzehnt wenig bis nichts mit dem ersten zu tun hat. Außerdem will ich die Chancen aufzeigen, die sich jetzt bieten, wo wirklich alle fast nur noch ihr Smartphone nutzen, um online zu shoppen. Für den E-Commerce bedeutet das eine gewaltige Umstellung, aber eine, die durchaus Vorteile hat: Denn er kann jetzt sehr viel näher am Nutzer/Kunden agieren und mit mobilen Services und Anwendungen punkten, was bisher so nicht immer möglich war.
Mark: Du turnst ja eher mit den Großen der Branche. Glaubst du auch kleinere Händler können von deinem Format profitieren?
Jochen: In erster Linie turne ich mit denen, die mit der Zeit gehen und offen sind für Neues. Größe ist außerdem relativ. Auch mit About You oder Zalando habe ich mich schon befasst, da waren sie noch winzig klein. Reizvoll und spannend finde ich immer die, die neue Wege gehen und sich so neue Märkte und Möglichkeiten erschließen. Letztlich ist das keine Frage der Größe, sondern der Einstellung.
Mark: Und wenn wir schon dabei sind. Große haben ja zumindest die Ressource, eigene Apps oder mobile durchgestylte Auftritte hinzulegen. Wie beurteilst du die Chancen der kleineren und Kleinsthändler?
Jochen: Eine meiner Hypothesen ist (Stichwort: zweites Mobile-Jahrzehnt), dass jetzt erst die Tools und die Möglichkeiten entstehen, die es auch Kleineren erlauben, mobile mitzuspielen. Hierauf wird auch ein Fokus liegen. Wir sehen ja jetzt, wie nach den Marktplatzhändlern die Instagram- und Social-Media-Händler (zumeist noch “Influencer” genannt) kommen. Hier entstehen Tools, die natürlich auch andere nutzen können.
Mark: Wer sollte ihnen als Retter zur Seite springen? Sind da nicht die ERP-Anbieter und Shopsystemhersteller gefragt? Oder landen diese Händler in den Fängen von Agenturen?
Jochen: Mit den Rettern ist das immer so eine Sache. Denn das sind ja meistens die, die nur abkassieren wollen. Spannender ist, wer dem Handel jetzt Schützenhilfe leisten kann bzw. wer als Sprungbrett dienen kann, um sich a) neu zu erfinden und b) den Umstieg zu erleichtern. Am liebsten sind mir die, die gemeinsam mit dem Handel am selben Strang ziehen.
Mark: Du bist ja auch Veranstalter der K5 dieses Jahr. Was erwartet uns da? Viel mobiles Wissen? Und sag mal bitte, warum auch für kleinere Händler die K5 gut ist?
Jochen: Motto der K5 sind die kommenden 10 Jahre, die noch mal Einiges an Umwälzungen bringen werden (angefangen von der Mobile-Revolution bis hin zum Vormarsch der Chinesen). Auf diese Entwicklungen muss sich klein wie groß einstellen. Insofern mache ich da keinen Unterschied. Programmseitig sind wir auf der K5 inzwischen so breit aufgestellt, dass von der Masterclass bis zu vielerlei Fachvorträgen jeder etwas finden sollte.
Das Besondere an der K5 ist ja, dass wir als komplett unabhängige Branchenveranstaltung niemandem nach dem Mund reden müssen. Wer sich also relativ ungeschminkt ein Bild davon machen will, was die Zukunft bringt und wie er/sie profitieren kann, wird auf der K5 (am 26./27. Mai in Berlin) reichlich Anregungen bekommen. Wer hingegen vor allem Trost und Zuspruch braucht und lediglich Beruhigungspillen sucht, ist sicherlich auf anderen Veranstaltungen besser aufgehoben, die sich darauf spezialisiert haben.
Mark: Jochen, ganz lieben Dank, dass du dir die Zeit für das Interview genommen hast.