Das Händlerinteressen ambivalent sein können ist keine neue Weisheit. Diese Ambivalenz aber einmal mess- und sichtbar zu machen ist spannend. Während ein Boulevard-Thema innerhalb von nicht einmal 24h über 800 Klicks brachte, erfreut sich ein Fachartikel gerade einmal 260 Klicks. Der Fachartikel wurde über mehrere Kanäle geteilt. Was hat das also zu bedeuten?
Amazon klickt gut
Diesen Satz hörte ich einmal von Amazon selbst. Damit war gemeint, dass Journalisten gerne über Amazon schreiben, weil solche Artikel gute Zahlen liefern. In den letzten Wochen war ‚von Floerke‘ und David Schirrmacher ein guter Klickbringer. Der Dauerbrenner der immer geht ist Christian Lutz Schoenberger, kurz CLS genannt. CLS ist wegen seiner oft betrügerisch und dilettantisch anmutenden ‚Tätigkeiten‘ latent ein emotionales Reizthema bei euch.
Auf der anderen Seite gibt es dann die extrem trockenen und teilweise abstrakten Sach- und Fachthemen. Diese Klickzahlen sind bescheiden. Um ganz ehrlich zu sein: Sie sind mies.
Ein am Sonntag auf Wortfilter veröffentlichter Artikel zum Thema ‚Wertschöpfungskettendiagramm‘ brachte ganz lahme 260 Klicks.
Und was lernen wir?
Onlinehändler haben kein Interesse an hochwertigem Sach-Content! Das wäre wahrscheinlich eine Schlussfolgerung die wenig Widerspruch erfahren würde. Aber sie ist falsch. Menschen sind zu allererst einmal emotionale Wesen und nicht rational gelenkt. Das bedeutet Emotionen sprechen uns an und berühren uns. Mehr als rationale Tatsachen und Fakten.
Entsprechend gehen wir alle eher steil, wenn wir klassischerweise emotionalen Themen begegnen als bei Sach- und Fach-Artikeln. Das ist so und eigentlich wissen wir das auch aus der Verbraucherpsychologie. Aber was wäre, wenn wir ein trockenes Sachthema emotionalisieren? Es klappt und das Klickverhalten geht durch die Decke.
Genau das zeigt der Artikel zum Gesellschaftsformwechsel von Plentymarkets. Eine an und für sich bedeutungslose News. Nur durch die emotionale Ansprache in der Überschrift hat sie zu ‚Klicks‘ geführt und eine Brand Awareness für Plentymarkets geschaffen.
Für uns – für mich – für euch
Nichts geht über Emotionen. Egal was wir machen ob Artikelbeschreibung oder Kommunikation trockener Inhalte, spielt es mit Emotionen. Eigentlich hätte ich das bereits wissen sollen-müssen. Aber für mich ist dieses Experiment ein untrügliches Indiz, dass Betriebsblindheit vor keinem Halt macht. Ich glaube, dass wir (und besonders ich) oft einen Fehler machen. Wir glauben Sachthemen sachlich präsentieren zu müssen. Das ist falsch.
Und es ist nicht einfach diese Herausforderung aufzulösen. Oder findet ihr genau diesen Artikel emotional?
Bild https://giphy.com
Bin bei dem Thema ja voll bei Dir. Das Beispiel plentymarkets zeigt jetzt aber erstmal nur, dass reisserische Artikel zu Klicks führen. Interessant wären bei diesem Beispiel noch die Verweildauer, als Indikator ob der Artikel auch gelesen wurde. Aber auch das erlaubt nur eine sehr bedingte Einschätzung, ob es genügt den Titel auf Bild-Zeitungs-Niveau (haben die Titel-Gestaltung perfektioniert) zu heben/senken oder auch der Artikel selbst emotional geschrieben sein muss. Und wenn ja, wie – polarisierend, emotional etc. pp.
Ahoi Peter, da hast du natürlich recht! – Ich habe die Verweildauer nun als letztes Bild mit eingeblendet. Diese ist absolut ok 🙂