Viele Händler hat es nicht interessiert oder sie gehen recht unspektakulär mit den angekündigten Erhöhungen der Provisionen und der Grundgebühr um. OTTO ist unbeliebt: Schlechtes Onboarding, unkomfortables Backend und Anbindung, hohe Retouren, geringe Umsätze sind einige Kritiken, welche von Händlern geäußert werden.
Kaum Unruhe
Die nun geforderten Veränderungen werden faktisch von den Händlern – entgegen der Medienmeinung – recht ruhig aufgenommen. Allerdings gibt es ja auch nur etwas über 6.500 gewerbliche OTTO Händler.
In der Wortfilter-Facebookgruppe gab es einen Ast mit 36 Kommentaren und einer Beitragsreichweite von 1.833. Im Sellerforum waren es sogar lediglich 27 Kommentare, der Beitrag wurde 2.529-mal aufgerufen. Das sind alles sehr maue Reaktionen.
OTTO, was machen?
Was ist nun die beste Strategie auf die Preiserhöhung zu reagieren? Die Antwort ist nicht schwer: Einfach einpreisen und gut ist. Bei den meisten Sellern spielt OTTO eine eher untergeordnete Rolle, so dass das >Experiment< des Einpreisens nicht allzu sehr auf die Jahresziele wirken sollte.
Zu OTTOs Gründen: ein bisschen Lüge schadet ja nicht
„Seit 2022 beobachten wir eine Tendenz zum Angebot immer günstigerer, wenig hochwertiger und nicht nachhaltiger Sortimente im Markt. Diese Entwicklung wirkt sich auch auf das Angebot unserer Plattform aus. So werden leider mittlerweile vermehrt Marktplatz-Produkte bei OTTO angeboten, die weder unseren Qualitätsansprüchen noch den Erwartungen der Kund:innen entsprechen, was eine Vielzahl entsprechend kritischer Rückmeldungen verdeutlicht“, schreibt OTTO. Und da soll dann eine Preiserhöhung helfen?
Natürlich nicht, denn die Sortimente verschwinden ja nicht, sie werden teurer, wenn Händler die Preiserhöhung 1-zu-1 weitergeben. Diese Begründung darf also getrost in das Reich der Mythen & Märchen gedacht werden. Was für ein >Bullshit<.
Nur: Auch über die wahren Gründe darf nur gerätselt werden. Aber OTTO verdient kein Geld. Also liegt es nahe, dass die Preise angehoben werden dort wo es geht. Marktplatzhändler scheinen hier die Kuh zu sein, die es zu melken gilt.
Die 2. Maßnahme gegen Händler
Bereits im März kündigte OTTO reihenweise und völlig überraschend – ohne Vorwarnung – Händlern die Zusammenarbeit auf. Wortfilter berichtete hier darüber. Irgendwie wäre DAS die richtige Reaktion darauf, wenn Seller keine ordentliche Performance zeigen. Preise anzuheben ist sicherlich nicht zielführend. Eine faire Kommunikation auf Augenhöhe wäre auch eine Idee. Aber eine so deutlich gelebte >Händler sind uns scheiß egal<-Haltung ist einfach unprofessionell und unterirdisch. Bah.
Sei es drum, OTTO ist eh egal, oder?
So ist es. OTTO liegt im Wortfilter Marktplatzranking abgeschlagen auf Platz 4, nach Seitenbesuchern. eBay liegt bei 150 Millionen Seitenbesuchern, OTTO bei gerade einmal 50 Millionen und hat gegenüber dem Vorjahr über 10 Millionen verloren. Kaufland hat sogar etwas (1 Mio.) zugelegt.
Das Ranking, der Besucherschund und die fehlenden Händler-Aufschreie passen also dazu, dass OTTO nicht der >Place to be< ist.
OTTO ist einfach unsympathisch & unfair
Deshalb sollte jeder Händler überlegen, ob es in die eigene Strategie und zu den eigenen Zielen passt mit einem solch unfairem Partner Geschäfte zu machen. Der Autor meint: Besser nicht.
Ich hatte mir von Otto mehr erhofft. Als Eigenmarke jedoch qualitativ im oberen Sektor und preislich im Mittelfeld, dachte ich, die enormen Investitionen in die Schnittstellenanbindung würden sich lohnen. Nicht nur, dass Otto mir für jeden Cent eine eigene Rechnung schreibt und dadurch ein enormer Aufwand entsteht, waren die Umsätze gelinde gesagt minimal. Ich gehe mit meinen qualitativ hochwertigen Produkten weg, setze auf Amazon und überlasse dieses Feld den Mitbewerbern, die qualitativ eher Schrott anbieten. Für mich ein kurzes, aber verlustreiches Geschäft.
Leider kann ich nicht mit meinem wirklichen Namen schreiben. Es ist unerträglich, wie Otto mit mir als Händler umgeht wenn ich einem Kunden mal seine Retoure (ruinierte Ware zurückgeschickt) nicht erstatte. Kein Regelfall sondern äusserst wenige pro Jahr. Da meldet sich dann der Händler-Eskalations-Service und der schreibt natürlich nicht “hallo guten tag” sondern gleich direkt “sie verstoßen nach §X, AbsatzY gegen bla bla bla. Wir erwarten von Ihnen (!) innerhalb 72 Stunden (!) wie sich auf diese Reklamation antworten: am besten durch Rückerstattung an den Käufer. Grüße – Deutscher Vorname vom Eskalationsteam. Usw usw. Und wenn man jetzt freundlich diesem “Team” mit “nein, zahle ich nicht” antwortet, geht der Ärger richtig los. Dann wird schonmal die Kommunikation zwischen uns (Händler) und dem Käufer über die Otto Mailadresse durchforstet und sich an einem leicht sarkastisch klingelnden Teil-Wort in einer Mail selektiv aufge***** um dieses dann als Erklärung herzunehmen “sie haben verstoßen (siehe oben) ….” und “wir erwarten von ihnen…”. Der letzte Laden!