Lego vs. Irgendwen: Was hättet ihr besser machen können?

In der Lego-Szene wird immer heiß die Beschlagnahme eines Containers mit Nachahmersteinen diskutiert. Lego hat alles richtig gemacht und ärgert den betroffenen Händler erfolgreich und kostenintensiv. Was Lego und der Zoll da gemacht haben, hat die Ex-Zöllnerin Francine Dammholz ausführlich hier beschrieben.

Die Waffen, die Lego eingesetzt hat, sind rechtlich einwandfrei und aus Perspektive des Steineherstellers war es auch unternehmerische Pflicht, sich so zu wehren. Das es nun einen kleinen Steine-Dealer trifft, liegt ja schon fast in der Natur der Sache. Etwas Neues zu positionieren beginnt meistens erstmal sehr klein. Moralisch ist das auch noch nicht einmal verwerflich. Im Gegenteil. Durch etliche Community-Member wird das nur leider sehr populistisch gebashed.

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Okay, aber solche Maßnahmen können ja auch euch treffen. Schnell. Und dann wird es teuer, zumindest dann, wenn bei euch auch ein ganzer Container betroffen ist.

Was hat also ›Johann‹, so nennen wir ihn mal, mit beim Lego-Qman-Import falsch gemacht?

Grundsätzlich sollte sich jeder Händler, der sich auf ›dünnem Eis‹ bewegt aller möglichen Risiken bewusst sein. Ist euch also klar, dass Lego nicht lange fackelt, dann sollten die Warnglocken laut läuten. Bei euch. Hier wäre es also wichtig gewesen, sich die Frage zu stellen, welche Risiken beim Import passieren können. Ja, die Antwort wäre gewesen: Die Lieferung kann beschlagnahmt werden. Offensichtlich hat der Johann sich diese Frage nicht gestellt. Ihr solltet das zukünftig machen.

Hätte der Johann Lego richtig ärgern können? Und wäre seine Ware dann angekommen?

Da gibt es dann zwei Möglichkeiten. Erst einmal eine kleinere Testsendung kommen lassen, um zu schauen, was mit dieser passiert. Das kann gut gehen. Schicker ist es aber, von vorneherein solche EU-Eintrittsstaaten zu wählen, die eine sehr lasche Zollkontrolle haben. Um zu erfahren welche das sind, hilft ein Anruf bei einem Patentanwalt. Bulgarien und Litauen sind dann die Favoriten. Ergo: Lasst die Ware nicht über Deutschland oder Holland in den EU-Raum, sondern ganz entspannt über Staaten, die recht lasch das Copis (ZGR) benutzen.

»Hätte der Steinehändler ein anderes Land gewählt, hätte er sehr wahrscheinlich keine Herausforderung gehabt. Das kann ich aus meiner eigenen Erfahrung sagen. Bei einigen EU Ländern ist eine Einfuhrkontrolle faktisch nicht existent«, so ein Kölner Patenanwalt.

Mit einer ordentlichen Betrachtung und Bewertung des Gegners Lego und einer anständigen Risikoanalyse wären die Chancen hoch gewesen, dass Johann wahrscheinlich bereits ›out of stock‹ wäre und Legos Rechtsverdreher sich grämen würde.

Und die Learnings?

Wenn ihr bei den Großen mitspielen wollt, dann denkt vorher nach. Sprich: versetzt euch in die Position eures Gegners und denkt wie er. Versucht euch selbst zu schlagen. Das ist so ähnlich wie Schach spielen gegen sich selbst. Macht nur mehr Spaß.

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Dieses Mindset und die Auflösung hätten euch wahrscheinlich vor großem Ärger bewahrt. Jonny auch, hätte er denn darüber nachgedacht.

Dieser Beitrag wurde am von unter Onlinehandel veröffentlicht.

Über Mark Steier

Mark Steier war von 2001 bis 2012 aktiver und größter eBay Händler in Deutschland und wurde mehrfach mit dem Platin-Powerseller-Award ausgezeichnet. Er hat mit eBay zusammen etliche heutige Funktionen für eBay Motors entwickelt. Ende 2012 zog sich Mark Steier aus dem aktiven eBay Geschäft zurück und lebt nun als Privatier in der Südwestpfalz. Seit 2015 betreibt und betreut Mark wortfilter.de. Zudem ist er regelmäßig auf Veranstaltungen anzutreffen, wo er rund ums das Thema Onlinehandel spricht. Aktuelle Informationen und Austausch mit anderen Onlinehändlern findest du in der Wortfilter-Gruppe bei Facebook.

14 Gedanken zu „Lego vs. Irgendwen: Was hättet ihr besser machen können?

  1. Timo Walter

    Unfassbar schlecht, dieser Artikel. Jonny ist seit Jahren Importeur von Qman, der Legostein an sich ist nicht geschützt und der Import legal. Was Lego beanstandet hat, sind die in den Sets enthaltenen Figuren, die allerdings kaum der Lego-Figur ähneln, bis auf die Tatsache, dass beide einem Menschen nachempfunden sind. Bisher dachte niemand, dass dies ein Problem sei – auch Jonny nicht. Lego sieht einfach die Monopolstellung in Gefahr und schießt gegen alles, was möglich ist. Sie behaupten Jonny hätte es besser machen können, indem er erstmal einen kleinen Probe-Container losschickt. Das macht allerdings keinen Sinn, wenn man seit Jahren problemlos große Container importieren konnte. Das ist, wie eine Lebensmittelunverträglichkeit, die mein Körper plötzlich entwickelt hat und Sie meinen, ich hätte erstmal ein kleines Stück probieren sollen, obwohl ich das Lebensmittel bisher problemlos essen konnte. Das ist nicht fair und das ärgert mich maßlos, da Sie sich offenbar nicht ausreichend informiert haben und nun einfach jemanden anschießen. Bitte schreiben Sie gerne weiter, aber informieren Sie sich vorher umfassend, damit Ihre Artikel fundiert sind.

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  2. Marcel.s

    Hallo Arne R.

    Sie liegen falsch und die Logik in Ihrer Argumentation ist auch nicht nachvollziehbar.
    Nur weil etwas an der “Tagesordnung ist” heisst dies noch lange nicht, dass es auch richtig ist!

    Irgendwo kann ich Sie auch verstehen, denn natürlich möchte man ungern zugeben oder sich
    eingestehen, dass das eigene tägliche Handeln und auch der wirtschaftliche
    Erfolg, ggf. nur auf der Innovationskraft und den Ideen von anderen Menschen/Unternehmen beruht.

    Vor diesem Hintergrund kann ich auch verstehen , dass Sie redliches “ehrbares” kaufmännisches Handeln & nachhaltigen Wettbewerb anders interpretieren als ich und sich gewisse Zustände in diesem Land schönreden….

    Für mich sind Tesla, Porsche, Mercedes-Benz , Audi, VW, Fiat , Renault akzeptable Wettbewerber untereinander,
    ja und es wir hier auch in ordentlichem Umfang auch untereinander kopiert und gegeneinander mit harten Bandagen agiert;
    ABER wer HAUPTSÄCHLICH ggf. ausschließlich sein wirtschaftliches Handeln/Erfolg darauf auslegt
    andere Innovationen & Geschäftsideen zu kopieren, derjenige ist für mich sicherlich kein “ehrbarer” Kaufmann.

    Das alle zusammen mit Ihrem Handeln / Einkaufspolitik auch noch meistens eine Regierung unterstützt, die nachweislich Demokratie
    mit Füssen tritt und andere Menschen ins KZ steckt, wäre noch eine ganz andere Diskussion wert. (Nachweis u.a.: https://www.bild.de/politik/ausland/politik-ausland/orange-uniformen-chinas-uiguren-sklaven-sogar-vom-all-aus-zu-sehen-73833876.bild.html).

    In diesem Sinne: Geiz ist Geil und ES LEBE DER WELTWEITE WETTBEWERB, die Globalisierung und noch mehr Containerimporte, bitte!

    Antworten
    1. Mark Steier Beitragsautor

      Es geht hier ausdrücklich NICHT um das Patentrecht. Ich glaube ihr müsst verstehen, dass hier verschiedene rechtsgebiete berührt sind. Der Fehler der tatsächlich gemacht worden ist, ist der, dass er sich offensichtlich nicht über die Risiken informiert hat.

      Antworten
  3. Herbert

    Super Tipp: Markenrechtlich problematische Produkte oder Fälschungen über ander EU-Länder importieren.
    Gehts noch??
    Nur weil man zunächst nicht erwischt wird, heisst das übrigens noch lange nicht, dass der Verkäufer safe ist.
    Zudem kann der Markeninhaber nach Markengesetz auch den erzielten Gewinn herausverlangen.
    Eigentlich sollte der Tipp daher lauten: Finger davon lassen.

    Antworten
      1. Herbert

        Er nutzt seine Möglichkeiten, er missbraucht sie nicht. Wäre es Mißbrauch, wurde die Rechtsprechung dazwischengehen. Vielen fällt es schwer, einzusehen, dass man nicht alles einfach plagieren kann.

  4. Arne Rehse

    Hallo Herr Steier,
    das sind ja “mutige Aussagen” die Sie da machen.
    Erfahrene Rechtsamwälte sehen das etwas anders (siehe z.B. YouTube.de https://www.youtube.com/watch?v=iGSwxmxE5pE).
    Lego geht hier “auf ganz dünnes Eis”.
    An solchen Aktionen sind schon andere Firmen gescheitert (Vorwerk, MBT, Jack Wolfskin u.a.). Auch diese Unternehmen haben geglaubt, den Wettbewerb mit Rechtsanwälten in die Knie zu zwingen. Erreicht haben sie damit meist das Gegenteil. z.B. hat Vorwerk seinen Marktanteil bei Staubsaugern von ca. 30% in 1996 auf 5% in 2019 “gesteigert, MBT ist pleite (?) und Jack Wolfeskin muste sich bei seinen Kunden entschuldigen um grösseren Schaden zu verhindern….
    Fakt ist, laufen Patente ab, etabliert sich der Wettbewerb. Dann kann man seine Marktstellung nur verteidigen, wenn man schneller und besser auf Trends reagiert, und Rechtsmittel nur da einsetzt, wo wirklich gegen Rechte verstoßen wird. Alles ander fällt einem irgendwann immer auf die Füße ! Nun hat “Jonny” kostenlose Werbung, steigert seinen Bekanntheitsgrad und wird den Container-Verlust daraufhin verschmerzen können. Viel mehr Menschen als vorher wissen nun, das es “Nachahmerprodukte” gibt und werden sich das ansehen. Lego Lego kann hier nichts gewinnen, nur schneller verlieren!

    Und schlau ist er auch ! Er bat im Netz um “Spenden”, damit er weitere Derivate importieren kann, und diese dann Kinderheimen schenken will.
    Geplant waren € 35.000 als Ziel, bekommen hat er € 325.000,-.
    Mal sehen ob Lego es wagt auch diese Container zu blocken.
    Dann bin ich mal auf die Reaktion der “Fan-Gemeinde” und die Konsequenzen für Lego gespannt …..
    Arne R.

    Antworten
    1. Mark Steier Beitragsautor

      Nun ja, da meine Lebensgefährtin selbst Rechtsanwältin für Marken- und Urheberrecht ist, ist meine Aussage weder mutig noch sonst was UND sie unterscheidet sich nicht von Christians Aussage. Zunächst geht es doch erst einmal darum, dass hier die Möglichkeiten des Zoll (ZGR-online) schlicht >missbraucht< werden, also Lego hier alle seine Möglichkeiten ausnutzt. Und das kann ich verstehen, denn sie haben den Markt ja erst geschaffen und möchten ihn nun verteidigen. tatsächlich reden wir hier auch nicht von einem kleinen Steinedealer, sondern von einem Generalimporteur. BEIDE nutzen bzw. spielen ihre Möglichkeiten voll aus. Das er mit Spenden versucht - sehr populistisch - sich >fame< einzukaufen, naja, da darf man durchaus geteilter Meinung sein. Wer am ende des Tages die Nase vorne haben wird, wir wissen es NOCH nicht.... UND genau darum geht es. Nur auf Lego einzuprügeln ist sicherlich falsch.

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    2. Marcel.S

      Naja, der deutsche Staat sollte vielleicht wirklich mal anfangen zu überlegen,
      ob jeder Art gewerblichen Tätigkeit, d.h.unkontrollierte Gewerbezulassungen,
      volkswirtschaftlich & sozialpolitisch Sinn machen. Vielleicht wäre es besser die
      Eigenschaften des “ehrbaren Kaufmanns” genauer unter die Lupe
      zu nehmen, bevor man einen Gewerbeschein erteilt…

      Auf diese kaufmännischen Eintagsfliegen – man könnte sie auch böswillig Zecken nennen – die nur existieren können in dem sie Innovationen / Geschäftsideen anderer kopieren, kann man gesellschaftlich & volkswirtschaftlich doch wirklich verzichten.
      Hier wird mit Sicherheit mehr zerstört als sinnvolles für die Gesellschaft geschaffen, sei denn man erachtet “Geiz ist geil Preise”
      und billigstes einkaufen in Asien als gesellschaftlich nachhaltig & sinnvoll.

      Antworten
      1. Arne Rehse

        Hallo Marcel S.,
        das sich der Monopolist ärgert, wenn er Wettbewerb bekommt ist verständlich. Aber was hat das mit dem “ehrbaren Kaufmann” zu tun ? Nichts !
        Das kopieren von Innovationen / Geschäftsideen ist an der Tagesordnung, seit es Handel gibt !
        Der Otto-Motor wurde nach Auslaufen der Patente weltweit kopiert, wenn das, nach Ihrer Meinung “unanständig” ist gäbe es nur EINEN HERSTELLE für Autos ! Wollen Sie das wirklich ???
        Wettbewerb, innerhalb des rechtlichen Rahmens, schafft Innovation ! Wer sich dem nicht stellen will, soll (und wird) seinen Laden früher oder später zu machen !
        Wettbewerb zerstört nichts,
        “Geiz ist geil” ist in unserer Gesellschaft nun einmal eine angesagte Handlungsweise. Das kann man gut oder schlecht finden, egal, es ist eine Tatsache, der sich Unternehmen stellen müssen.
        Es geht hier auch nicht darum Lego zu zerstören, sondern um die Vielfalt der Angebote zu erhöhen. Ist das für den geneigten Verbraucher den so schlecht ?

        Ach übrigens, die Spendenaktion hat bis gestern € 475.000,- erbracht (10 40’HQ-Container). Das ist auch ein Statement des Marktes !!

        Und Lego muste von ca. 13.300 “illegal” importierten Sets 11.200 freigeben, weil sie keine Rechte verletzen, und für den Rest haben sie sich 10 Tage Sonderfrist vom Zoll einräumen lassen, weil sie wohl noch nicht wissen, wie sie argumentieren wollen. Das hat mit der Handlungsweise eines “ehrbaren Kaufmanns” NICHTS zu tun !
        Arne R.

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