Die Handelszahlen für den April sehen schlecht aus. Der Onlinehandel erzielte im April 2022 gegenüber dem Vormonat zwar ein Plus in Höhe von 5,4 %, aber im Vergleich zum Vorjahr büßt der Internethandel deutliche 9,6 % (!) an Umsatz ein.
Größter Umsatzeinbruch seit Datenerhebung
»Der Einzelhandel mit Lebensmitteln verzeichnete im April 2022 im Vergleich zum Vormonat einen realen Umsatzrückgang von 7,7 %. Dabei handelte es sich um den größten Umsatzeinbruch gegenüber dem Vormonat seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 1994. Gegenüber dem Vorjahresmonat April 2021 sank der Umsatz um 6,5 %. Diese Entwicklung ist vermutlich den deutlich gestiegenen Preisen für Lebensmittel geschuldet (+8,6 % zum Vorjahresmonat)«, so das Statistische Bundesamt.
Schwieriger Vergleich zum Vorjahreszeitraum
»Der Einzelhandel mit Nicht-Lebensmitteln, der im Vergleich zum von Lockdown-Maßnahmen geprägten Vorjahresmonat zwar ein Umsatzplus von real 7,2 % erzielen konnte, verzeichnete im April 2022 gegenüber dem Vormonat einen realen Umsatzrückgang von 4,4 %. Sowohl der Handel mit Textilien, Bekleidung, Schuhen und Lederwaren als auch die Waren- und Verkaufshäuser verbuchten ein deutliches Minus von 4,3 % beziehungsweise 7,0 % (+123,4 % beziehungsweise +37,1 % zum Vorjahresmonat)«, berichtet die Behörde.
Zusammenfassung: Die Teuerungsrate ist deutlich zu erkennen
»Die Einzelhandelsunternehmen in Deutschland haben im April 2022 nach vorläufigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) kalender- und saisonbereinigt real (preisbereinigt) 5,4 % und nominal (nicht preisbereinigt) 4,7 % weniger umgesetzt als im März 2022. Damit erreichte der reale Umsatz den tiefsten Stand seit Februar 2021. Im Vergleich zum Vorjahresmonat April 2021 verzeichnete der Einzelhandel im April 2022 ein reales Umsatzminus von 0,4 % und einen nominalen Zuwachs von 6,2 %. Die Differenz zwischen den nominalen und realen Ergebnissen spiegelt die hohen Preissteigerungen im Einzelhandel wider«, ist in der Mitteilung des Amts zu lesen
Der HDE berichtet von schlechten Zahlen im stationären Handel
»Der Einzelhandel bleibt im Krisenmodus. Während die Pandemie noch nicht vorbei ist, stellen die wirtschaftlichen Auswirkungen des russischen Krieges in der Ukraine die Branche vor zusätzliche Herausforderungen«, so HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Trotz leichter Erholungseffekte und des Wegfalls vieler Corona-Maßnahmen seien bislang weder die Umsätze noch die Kundenfrequenzen im Handel auf ihr Vorkrisenniveau zurückgekehrt. Aus der in der Vorwoche (KW 20) durchgeführten HDE-Umfrage geht hervor, dass die Umsätze im stationären Non-Food-Handel zuletzt durchschnittlich 13 % unter dem Vorkrisenniveau aus dem Jahr 2019 lagen. Die Frequenzen blieben in Non-Food-Geschäften 21 % hinter dem Vorkrisenniveau zurück. Ebenfalls groß ist die Betroffenheit demnach weiterhin im innerstädtischen Handel, der im Vergleich zum Jahr 2019 Umsatzeinbußen in Höhe von 20 % verzeichnete. Die Frequenzen in den Innenstädten erreichten in der Vorwoche nur 80 % des Vorkrisenniveaus.
Einordnung: Onlinehandel -9,6 %
Das Handelsumfeld ist schlecht. Die Preise steigen. Wir sehen uns alle einer Multi-Krisen-Situation ausgesetzt. Diese erfolgreich zu meistern dürfte das Credo der kommenden Quartale sein. Nicht wenige Händler sorgen sich, überhaupt die Umsätze von 2019 zu erreichen.
TIL: #eCommerce in 🇩🇪#Germany shrank by 15% in Q1.
Tough times. If you’re not losing revenue, you’re OK. If you’re growing double digits: You’re doing GREAT! $YOU $ZAL pic.twitter.com/pgtX1gnnec
— Philipp Kloeckner (@pip_net) May 24, 2022
Nicht wenige Experten sagen einen starken Rückgang für dieses Jahr voraus. Andere üben sich wiederum in einer recht unrealen Prognose, wie Jochen Krisch auf seinem Blog:
Diese Prognose ist durch kein weiteres Zahlenwerk gestützt. Schon bemerkenswert, wie gut Jochens Glaskugel hier nicht zu funktionieren scheint.
Den drohenden Umsatzrückgang müssen sich alle Handelsunternehmen stellen. Jeder Unternehmer sollte sich dringend eine Strategie zurechtlegen. Es ist nicht weit hergeholt auch an eine lang anhaltende und weit wirkende Krise zu denken. Richtet euer Geschäft danach aus.