Nachdem vor einigen Wochen zahlreiche Händler vor der Zentrale von Temu (PDD) wegen schlechter Konditionen demonstriert hatten, beugt sich die Plattform nun den Protesten. Insgesamt erstattet der Mutterkonzern den Händlern mehr als 1,4 Milliarden US-Dollar an Gebühren. Dieses Verhalten halte ich auch für europäische Verkäufer für wichtig, da Temu auch europäische Verkäufer auf der Plattform haben möchte.
Macht es Sinn auf Temu zu verkaufen?
Darüber diskutierten Malte Karstan für die Berlin Brands Group und Mark Steier in diesem BBG Wissen Talk.
Die Macht der Händler in China
Ein Streitpunkt waren die technischen Servicegebühren, im Wesentlichen Verkaufsprovisionen, die Pinduoduo den Händlern für die Nutzung der Plattform berechnet. Die Unzufriedenheit rührte daher, dass diese Gebühren auch bei stornierten Bestellungen nicht erstattet wurden.
Nach einer jüngsten Richtlinienänderung hat Pinduoduo jedoch damit begonnen, den Händlern, die an bestimmten Werbeaktionen teilgenommen haben, einige Servicegebühren zurückzuzahlen. Zudem wurde die Gebührenstruktur angepasst, sodass Verkäufer dieselben Gebühren zahlen müssen, unabhängig davon, ob ein Kunde direkt bezahlt oder die „Jetzt kaufen, später bezahlen“-Option wählt.
Zuvor veranstalteten Hunderte chinesischer Temu-Lieferanten vor dem PDD-Büro in Guangzhou, der Hauptstadt der ostchinesischen Provinz Guangdong, einen Protest und sprachen sich gegen unangemessene Plattformrichtlinien aus.
Diese Änderungen erfolgen kurz vor Inkrafttreten neuer Vorschriften für fairen Wettbewerb in der Internetbranche in China, die Plattformbetreiber dazu verpflichten, angemessene und faire Servicegebühren festzulegen.
Eine Blaupause für deutsche und europäische Händler?
Proteste gegen Unternehmen wie Amazon & Co. können Aufmerksamkeit erregen, werden aber nur dann erfolgreich sein, wenn sie von anderen Aktionen begleitet werden und strategisch gut geplant sind. Die Forderungen sollten realistisch und nicht überzogen sein.
In der Realität werden solche Proteste an der Geschlossenheit der Händler und an der Formulierung eines Forderungspapiers scheitern.
Es ist schon ein gutes Zeichen, dass Temu auf die Protests seiner Händler reagiert und die Gebührenstrukturen geändert hat. Klar, die ursprüngliche Praxis, Gebühren bei stornierten Bestellungen zu behalten, war nicht die feinste Art. Diese Kehrtwende könnte auch für andere Märkte ein Beispiel sein, wie man auf Händler hört. Aber ganz ehrlich, solche Proteste bringen meistens nur was, wenn die Leute gut organisiert sind und ihre Forderungen Hand und Fuß haben.
Aber Temu, Shein, Wish & Co sind ja generell kritisch zu sehen. Wer sich da näher reinfuchsen will, ist bei MrWissen2Go gut aufgehoben: https://www.youtube.com/watch?v=Dmhm8dTn2nY&t=74s