Wer sich nicht daran erinnert: Lesara war ein Onlinehändler, der stark wegen seiner geschönten Zahlen und unlauteren Geschäftspraktiken in der Kritik stand. 2019 musste er die Pforten schließen. Eine Ähnlichkeit zum Amazon FBA-Aufkäufer ›Branded‹ scheint es, zumindest was die Zahlen angeht, zu geben. Der Thrasio-Klon agiert – wahrscheinlich bewusst – mit sehr aufgehübschten Umsätzen und Journalisten fallen darauf rein.
In seiner Pressemeldung bemüht sich der französische Aufkäufer große Umsatzzahlen bekanntzugeben. Der mit illustren Gründern aus dem Boden gestampfte nennt 150 Mio. US$ Außenumsatz. Businessinsider und Gründerszene machen daraus dann auch direkt einmal 150 Mio. US$ (120 Mio. €) Umsatz (!). Das ist falsch und wahrscheinlich von ›Branded‹ genau so gewollt, um bei den großen der Branche, also Thrasio oder BBG, mitspielen zu können. Nur seriös ist das nicht!
Was ist ein Außenumsatz? So werden die Umsätze bezeichnet, die ein Unternehmen mit Externen erzielt. Also sind das die, in denen die Umsatzsteuern und Retouren noch nicht abgezogen sind. Beispiel eBay: Verkauft ein Händler Artikel für 100 Euro und die Plattform erhebt 10% Gebühr, liegt der Außenumsatz für diese Transaktion bei 100 Euro, der Umsatz bei 10 Eur. Steuern und mögliche Retouren sind nicht rausgerechnet. Ergo: Dieser Umsatz ist IMMER der höchste und dient oft dazu, ein Unternehmen größer erscheinen zu lassen, als es ist. Von dieser Möglichkeit machte Lesara exzessiv gebrauch. ›Branded‹ scheinbar auch?
Und was ist nun der Umsatz bzw. Erlös? In Deutschland und Europa werden damit meist die Netto-Verkaufserlöse bezeichnet. Also das, was ein Unternehmen in einer Zeitperiode nach Retouren und ohne Umsatzsteuern erwirtschaftet hat. Diese Angabe ist seriöser und naturgemäß kleiner als der Außenumsatz. Gerade die Kategorien ›Home‹, ›Livestyle‹ & ›Leisure‹ sind ja für hohe Retourenquoten bekannt.
Äpfel mit Birnen Vergleich … Aber warum? Da darf man kolportieren, dass die Bude versucht, sich ein wenig größer zu machen. Unterstellen wir einmal, dass in deren Hauptkategorien 25% der Käufer ihre Ware zurücksenden und dass sie durchschnittlich 20% Verkaufssteuern zu zahlen haben. Dann schrumpfen die 150 Mio. US$ schnell auf mickrige 90 Mio. US$ oder 74 Mio. € zusammen. Das liest sich nicht so schön.
Und seriös ist es obendrein nicht. Da darf vermutet werden, dass sich das Unternehmen bewusst dieser Zahl bedient. Wie der Artikel auf Gründerszene und Businessinsider zeigt, scheint das auch zu klappen. Denn da wird aus dem Außenumsatz der Umsatz. Da hätten sich die Journalisten mal nicht an der Nase rumführen lassen sollen.
Aus Händlersicht stellt sich die Frage, ob ihr Teil einer solchen Luftpumpen-Story sein wollt? Und was ist, wenn das so endet wie Lesasara und die Bude zu Grabe getragen wird, wenn ihr noch in der Earn-out-Phase seid? Passiert ist das ja schon, wie ihr hier nachlesen könnt.
Fazit: Augen auf beim Käsekauf! Prüft eure Partner und hinterfragt deren Storys. Nicht alles ist Gold, was glänzt. Zumindest bei ›Branded‹ nicht.
Da liegst du leider falsch, in deinem Beispiel über einen Verkauf auf Ebay liegt der Brutto-Innenumsatz des Händlers nicht bei 10€ sondern bei 90€. Der Innenumsatz bezeichnet den Umsatz nach Abzug sämtlicher Provisionen externer Verkaufskanäle.
ich glaube auch nicht den Innenumsatz vs. Aussenumsatz erklärt zu haben 🙂
Nein, natürlich nicht:
>>liegt der Außenumsatz für diese Transaktion bei 100 Euro, der Innenumsatz bei 10.<<