China zwingt Amazon, eBay & Co. zur Steuertransparenz – was Händler jetzt wissen müssen

Man mag es kaum glauben, aber China legt seine eigenen Seller, die in der EU oder weltweit verkaufen, an die ganz kurze Steuerkette. Oder anders ausgedrückt: Den China-Buden geht es an den Kragen. Die Regierung macht jetzt ernst – und will am Erfolg der chinesischen Händler mitverdienen. Eine Entwicklung, die aus Sicht deutscher Onlinehändler mehr als nur zu begrüßen ist. Weiter so Xi Jinping (习近平). Du bist wahrlich ein „Mann des Volkes“ (人民的好儿子). Du wirst den „chinesischen Traum“ (中国梦, Zhōngguó mèng) – China zu alter Größe zurückzuführen verwirklichen.


China zieht die Steuerschrauben an

Chinas Regierung hat den internationalen Onlinehandel fest im Visier. Seit Oktober 2025 gelten neue Steuerregeln, die alle großen Plattformen – Amazon, eBay, Temu, SHEIN, AliExpress, Shopify, TikTok, Walmart, OTTO, Coupang, Newegg und viele andere – verpflichten, detaillierte Steuerdaten ihrer Händler an die chinesischen Finanzbehörden zu übermitteln, berichten chinesische Medien.

Die Maßnahme ist Teil einer breiten Compliance-Offensive: China will sicherstellen, dass sowohl Plattformen als auch Verkäufer ihre steuerlichen Pflichten vollständig erfüllen.


Neue Regeln für Internetplattformen

Die rechtliche Grundlage bilden zwei Dokumente:

  1. „Verordnung zur Übermittlung steuerrelevanter Informationen von Internetplattformen“ (verabschiedet am 20. Juni 2025),
  2. Bekanntmachung Nr. 15 der chinesischen Steuerbehörde (vom 26. Juni 2025).

Diese legen fest:

  • Jede Plattform, die in China tätig ist oder chinesische Verkäufer beherbergt, muss vierteljährlich Daten zu Händlern und Umsätzen melden.
  • Die Erstmeldung erfolgt im Oktober 2025 für den Zeitraum Juli–September 2025.
  • Anschließend sind Meldungen quartalsweise verpflichtend – jeweils bis zum Monatsende nach Quartalsabschluss.
  • Plattformen ohne eigene chinesische Gesellschaft müssen einen lokalen Vertreter oder Agenten benennen.

Wer, was und wie melden muss

Gemeldet werden müssen u. a.:

KategorieInhalt
IdentitätName, Unternehmensform, Registrierungsnummer
UmsatzdatenEinnahmen, Transaktionsvolumen, Verkaufsanzahl
GebührenProvisionshöhe, Service- und Listinggebühren
Exportdatentatsächlicher Auftraggeber, Exporthöhe

Besonders wichtig: Plattformen sind auch verantwortlich für die Richtigkeit der Händlerdaten – sie haften bei falschen Angaben mit.

In der Praxis betrifft das Millionen chinesischer Verkäufer, die über internationale Plattformen agieren. Der Staat will damit sicherstellen, dass alle Erlöse korrekt steuerlich erfasst werden.


Amazon und die großen Plattformen reagieren

Bereits am 13. Oktober 2025 hat Amazon seine Händler informiert, dass die erste Datenmeldung bis 31. Oktober 2025 erfolgen muss. Betroffen sind alle Aktivitäten aus Q3/2025 (Juli–September).

Andere Plattformen wie SHEIN, Temu oder AliExpress haben ihre Händler bereits im September benachrichtigt.

In der offiziellen Steuerplattformdatenbank sind inzwischen fast alle großen internationalen Anbieter gelistet – inklusive Amazon, eBay, Shopify, TikTok, OTTO, Coupang und Walmart.
Nur Amazon USA fehlt bislang.

Amazon nutzt für die offizielle Registrierung die Kanzlei Beijing Fenxun (Shanghai) als chinesischen Rechtsvertreter. Diese Kanzlei agiert als offizielle Kontaktstelle zwischen Amazon und der Steuerverwaltung.


Die neue Exportpflicht und Auftraggeberregel

Parallel zur Plattformmeldung hat die Steuerbehörde am 7. Juli 2025 die Bekanntmachung Nr. 17 veröffentlicht.

Diese verpflichtet alle Exportunternehmen, bei der Vorauszahlung der Körperschaftsteuer den tatsächlichen Auftraggeber (委托出口方) zu benennen.

Das betrifft:

  • Unternehmen, die über Marktplätze, Agenturen oder Handelsdienstleister exportieren,
  • ebenso wie Hersteller, die für Plattformverkäufer produzieren.

Fehlt diese Angabe, wird der Export steuerlich als Eigenhandel gewertet – das Unternehmen zahlt Steuern, als wäre es selbst Verkäufer.

Auch Amazon Haul, der chinesische Discount-Marktplatz, hat bereits Händler kontaktiert und verlangt Angaben zum „tatsächlichen Exporteur“.


Was das für Händler in Europa bedeutet

Auch wenn diese Regelungen formal chinesisches Recht betreffen, sind die Auswirkungen global spürbar.

  • Wer mit chinesischen Partnern oder Produzenten arbeitet, muss künftig nachweisen können, welche Umsätze und Aufträge in China steuerlich korrekt gemeldet wurden.
  • Bei unvollständigen Daten drohen steuerliche Nachforderungen, Bußgelder und Einfuhrverzögerungen.
  • Besonders gefährdet: Händler, die Dropshipping oder private Label-Modelle mit chinesischen Partnern betreiben.

China verfolgt hier eine klare Linie: Jeder Euro oder Yuan Umsatz soll steuerlich zugeordnet werden können – egal, ob im Inland oder über ausländische Plattformen generiert.


Einordnung

China zieht die regulatorischen Zügel im E-Commerce an. Endlich!
Mit den neuen Vorschriften zur Steuermeldung für Plattformen und der Exportauftraggeberpflicht baut die Regierung ein transparentes, staatlich kontrolliertes Datennetz für alle Handelsaktivitäten auf. Und schafft damit international ein Gleichgewicht. Das was wir Europäer nicht wirklich geschafft haben.

Für internationale Marktplätze wie Amazon oder eBay ist das ein massiver Eingriff – sie müssen künftig Steuerdaten in China offenlegen und ihre Händlerprozesse anpassen.
Für China-Händler bedeutet es: mehr Compliance, weniger Spielraum. Oder: Mehr Fairness im Onlinehandel

China etabliert damit erstmals ein Steuertransparenzsystem, das der EU-DAC7-Richtlinie ähnelt – allerdings mit deutlich schärferen Kontrollen und umfassender Datenerfassung. China kann es halt (sorry).

Der internationale E-Commerce wird damit ein Stück fairer – und China zeigt, dass es die globale Handelsordnung zunehmend selbst definiert und ernst nimmt.


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