2,3 Milliarden Euro darf Alibaba als Strafe wegen wettbewerbswidrigem Verhalten bezahlen. Das hört sich viel an, dürfte aber aufgrund der sprudelnden Gewinne des ›chinesischen Amazons‹ ein Klacks sein. Angeblich soll Alibaba seine Marktmacht missbraucht haben, indem der Konzern Dritthändlern untersagte, auch auf anderen Plattformen ihre Waren anzubieten. Tatsächlich wird kolportiert, dass diese Maßnahme eine weitere Konsequenz wegen Jack Mas Kritik am chinesischen Finanzsystem ist.

Wer hat die Hosen in China an?

Nun hat sich Alibaba mit einem Brief an seine Händler, Kunden und die Community gewendet. In diesem drückt der Plattformenbetreiber demütig aus, dass man die Entscheidung akzeptieren wird. Das Unternehmen betont die konstruktive Zusammenarbeit mit der chinesischen Marktüberwachungsbehörde (SAMR).

»Die heute verhängte Strafe diente dazu, Unternehmen wie das unsere zu alarmieren und zu katalysieren. Es spiegelt die nachdenklichen und normativen Erwartungen der Regulierungsbehörden an die Entwicklung unserer Branche wider. Dies ist eine wichtige Maßnahme zur Gewährleistung eines fairen Marktwettbewerbs und der Qualitätsentwicklung der Volkswirtschaften von Internetplattformen«, so der Internetkonzern in seinem Brief.

Jedoch nutzt Alibaba diese Mitteilung auch, um herauszustellen, warum Plattformen wie Tmall oder Taobao wichtig sowohl für die chinesische Volkswirtschaft als auch kleine Händler sind: »[…] Das Plattformmodell senkte die Kosten für die Gründung und Geschäftstätigkeit, verbesserte die Effizienz und verbesserte die Verbreitung wirtschaftlicher Aktivitäten

Den vollständigen Wortlaut des Alibaba-Briefs an seine Kunden könnt ihr hier nachlesen. Wer diese Stellungnahme zur verhängten Strafe liest, dem wird klar: Alibaba kuscht, aber so was von. Vor allem zeigt das Verhalten der chinesischen Regierung aber auch das von Alibaba, wer am längeren Hebel sitzt. Das ist mehr als eindeutig die chinesische Regierung!

Die Allmacht der chinesischen Regierung

Weder Konzerngröße noch Prominenz helfen. Wer die Politik kritisiert, bekommt ganz kräftig eins auf die Finger gehauen. Wir erinnern uns daran: Jack Ma war wochenlang nicht sichtbar, der Börsengang der Ant Group wurde abgesagt und nun die verhängte Rekordstrafe. Das lässt nur einen Schluss zu: In China ist die Regierung allmächtig. Das unterstreicht die an Gesichtsverlust grenzende öffentliche Stellungnahme der Alibaba Group.

China vs. den Rest der Welt

Auch wenn wir alle mitunter dazu neigen, die Schnelligkeit, die kompromisslosen Reaktionen und das äußerst pragmatische Vorgehen Chinas z. B. in Afrika zu verklären, dürfen wir nicht vergessen, zu welchem Preis das passiert. Ängstlich sollte uns machen, dass wir in der westlichen Hemisphäre mit unseren demokratischen und freiheitlichen Werten scheinbar noch keine wirkliche Antwort auf die wachsende globale Dominanz Chinas gefunden haben.