Das Statistische Bundesamt liefert heute großartige Einblicke in das Kaufverhalten der deutschen Verbraucher. Betrachtet werden experimentelle Daten, die aus digitalen Kassensystemen gewonnen werden konnten. Nicht berücksichtigt wurden Onlineeinkäufe. Trotz dieser Einschränkungen lassen sich gute Thesen und Ableitungen aus den erhobenen Zahlen ableiten und formulieren. Zugespitzt: Bei der nächsten Krise braucht ihr Mehl, ganz viel Mehl.
Die in der Corona-Krise zeitweise stark erhöhte Nachfrage nach bestimmten Gütern des täglichen Bedarfs hat sich bis zur 20. Kalenderwoche unterschiedlich entwickelt. Wie eine neue Sonderauswertung experimenteller Daten des Statistischen Bundesamtes (Destatis) zeigt, lagen die Verkaufszahlen für ausgewählte Hygieneartikel und Lebensmittel in der 20. Kalenderwoche vom 11. bis zum 17. Mai 2020 in etwa auf dem Vorkrisenniveau, wenngleich noch immer Schwankungen bei einzelnen Gütern zu beobachten sind.
Der Absatz von alkoholischen Getränken war in der Corona-Krise bisher tendenziell unterdurchschnittlich im Vergleich zu den sechs Monaten von August 2019 bis Januar 2020. Dies liegt auch am stark überdurchschnittlichen Absatz alkoholischer Getränke in der Weihnachtszeit, der den gesamten Durchschnitt im Vergleichszeitraum nach oben zieht. Diese erhöhte Nachfrage nach Alkoholika zeigt sich auch vor Feiertagen seit Mitte März 2020: Die Verkaufszahlen von Spirituosen lagen kurz vor Karneval (17. bis 23. März), kurz vor Ostern (6. bis 12. April:) und aktuell in der abgelaufenen Woche vor Christi Himmelfahrt beziehungsweise dem „Vatertag“ (11. bis 17. Mai) über den Verkaufszahlen der Vorwochen.
Nachfrage nach Desinfektionsmitteln und Seife weiterhin hoch
Die Nachfrage nach Seife und Desinfektionsmitteln bleibt unterdessen überdurchschnittlich. Zwar lagen die Verkaufszahlen zuletzt nicht mehr auf so einem hohen Niveau wie im März, dennoch war der Absatz von Desinfektionsmitteln in der Woche vom 11. bis 17. Mai zweieinhalb Mal so hoch wie üblich (+152 %), während der Absatz von Seife um gut ein Drittel (+38 %) über dem Durchschnitt der sechs Monate von August 2019 bis Januar 2020 lag (4. bis 10. Mai: Desinfektionsmittel +57 %, Seife +25 %).
Rückläufiger Absatz von „Hamsterprodukten“
Der Absatz von Toilettenpapier lag erneut fast ein Drittel (-28 %) unter dem Durchschnittswert der Monate August 2019 bis Januar 2020 (4. bis 10. Mai: -19 %). Auch bei anderen Produkten ging die Nachfrage in der 20. Kalenderwoche deutlich zurück. So lag der Absatz von Teigwaren bei -30 % und der Absatz von passierten Tomaten bei -16 % (4. bis 10. Mai: Teigwaren -28 %, passierte Tomaten -12 %). Dies dürfte auf die infolge von „Hamsterkäufen“ resultierende gesättigte Nachfrage nach diesen Gütern zurückzuführen sein und kann als Indiz dafür gewertet werden, dass sich das Kaufverhalten der Verbraucherinnen und Verbraucher weiter normalisiert.
Methodischer Hinweis:
Die Angaben basieren auf neuen Datenquellen und Methoden. Ausgewertet wurden digital verfügbare Kassendaten, sogenannte Scannerdaten. Die zugrunde liegenden Daten basieren auf einer geringen Anzahl von Filialen aus dem gesamten Bundesgebiet. Sie sind daher eingeschränkt repräsentativ für das Kaufverhalten in Deutschland. Der Vergleichszeitraum orientiert sich an der Verfügbarkeit der neuen Datenquelle. Auswertungen dieser Art haben experimentellen Charakter und sind Teil eines Projektes im Bereich „Experimentelle Daten“, mit dem das Statistische Bundesamt neue Datenquellen und Methoden erprobt. Ausgewählte Projektergebnisse werden unter www.destatis.de/exdat vorgestellt.
(Quelle: Pressemitteilung Destatis)