Es gibt kaum ein Händlergespräch, in dem nicht die Lieferproblematiken thematisiert werden. Insoweit ist es nicht verwunderlich, dass nun das ifo Institut die Wahrnehmung durch eine eigene Umfrage bestätigen kann. Über 73% aller Einzelhändler stellten im Februar fest, dass bestellte Ware nicht geliefert werden konnte. Interessant ist hier auch die Betrachtung der besonders betroffenen Branchen..
Probleme, die wir noch lange haben werden
Die Lieferprobleme im Einzelhandel haben sich wieder verstärkt. 76,3 Prozent der Einzelhändler sagten im Februar, dass nicht alle bestellten Waren geliefert werden konnten. Im Januar waren es noch 57,1 Prozent. Das geht aus einer Umfrage des Ifo-Instituts hervor. »Die Entspannung im Januar war nicht nachhaltig«, sagt der Leiter der ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. »Vereinzelte Lücken in den Regalen bleiben somit vorerst bestehen.«
Deutlich mehr Supermärkte als noch im Vormonat klagten über Versorgungsengpässe: Der Anteil stieg von 18,4 auf 60,5 Prozent. Angespannt bleibt die Lage bei den Händlern von Spielwaren, Fahrrädern und Automobilen. Jeweils rund 95 Prozent berichteten von Lieferproblemen. Auch im Möbelhandel hat sich die Lage wieder verschlechtert. Der Anteil stieg von 66,6 auf 90 Prozent.
»Der Handel muss sich gegenwärtig vielen Herausforderungen stellen. Auf der einen Seite verbessern sich die Aussichten mit Blick auf die Lockerungen der Covid-Einschränkungen. Auf der anderen Seite belasten die Lieferengpässe und die Inflation die Lage«, sagt Wohlrabe.
Keine einfache Ursachenfindung
Die Ursachen sind vielfältig. Es sind die Containerpreise, die Containerungleichverteilung, aber auch die gestiegenen Rohmaterialpreise. Die Energiekosten genauso wie reduzierte Kapazitäten in den Fabriken. Es ist sehr viel Sand im Getriebe und an vielen Stellen ist unser Wirtschaftskreislauf aus dem Takt geraten. Falsch wäre es, monokausale Ursachenfindung zu betreiben. Es ist nicht ›der eine‹ Grund, weswegen wir unsere Ware nicht bekommen. Leider.
Einordnung
Keine Ware, kein Umsatz. So einfach lautet die Formel. Das bedeutet, viele Händler werden sich umstellen müssen. Entweder sie passen ihre Kosten den veränderten Umständen an, oder sie erweitern ihr Sortiment bzw. wechseln auf andere Bezugsquellen. Aber auch eine Preisanhebung kann passieren. Das würde bedeuten, dass sich mittelfristig die inflationäre Situation nicht wesentlich entspannen dürfte.
Habt ihr also Prognosen bei euren Banken oder im Rahmen eines Verkaufsprozesses abgegeben, dann solltet ihr diese schleunigst korrigieren bzw. das Gespräch mit euren Partnern suchen. Aktuell kennt der Autor nicht nur einen Händler, der im Kontext von Kreditlinienverhandlungen oder in der Due Diligence hier seine Zahlen anpassen muss.