Wird der Marktplatz nun zu einem Drogenumschlagplatz? Pünktlich zur Legalisierung von Cannabis hat auch eBay seine Policy angepasst. In einer Verkäufernews vom 1. April 2024 heisst es “[…] unter folgenden Bedingungen ist der Handel mit Cannabis gestattet […]”. Auf Nachfrage antwortete die Pressesprecherin ungewohnt offen. Aber – Händler aufgepasst – es gibt einige Fallstricke, die zu beachten sind. Deshalb zuerst das rechtliche:
Gras zu besitzen und anzubauen ist jetzt legal, aber…
Es gibt bei der Weitergabe, also z.B. dem Verkauf von Gras Herausforderungen, die zu beachten sind. Der Gesetzgeber sieht vor, dass es nicht gestattet ist mit Cannabis zu handeln. Mit einem ganz einfachen Trick ist dieses Verbot zu umgehen. Und das macht eBay sich zu nutzen.
Cannabis: In Vereinen ist die Weitergabe gestattet
Eine Ausnahme sind Vereine bzw. sogenannte Social Clubs. Mitglieder dürfen pro Monat maximal 50g erhalten. Jede Person darf nur in einem Cannabis Social Club Mitglied sein. Damit ist dem regen Handel Tür & Tor geöffnet. Das erkannten auch die Plattformen. Nur Amazon und Kaufland möchten nicht mitziehen.
So soll die Abgabe von Cannabis ganz legal über die Marktplätze erfolgen
Vereinsmitgliedschaften kosten Geld. Und es gibt Aufnahmegebühren. Damit gibt es zwei Möglichkeiten das Abgabeverbot zu umgehen. Auf den Marktplätzen können also Vereinsplätze gehandelt werden.
25g feinstes Gras kosten circa 125€. Damit würde eine Halb-Monats-Mitgliedschaft entsprechend 129,99€ kosten, der Versand darf ja nicht vergessen werden. Das ist für die Marktplätze ein sehr lukratives Geschäft. Ebay wird 20% Provision für den Verkauf erheben. OTTO hat noch keine Provision bekannt gegeben. Sowohl für OTTO wie auch für eBay dürfte dieses GMV den bekannten Umsatzrückgang der letzten Quartale ausbremsen.
Dr. Dirk Weber, General Counsel eBay.de sagt “Wir haben die Möglichkeiten Cannabis auf unserem Marktplatz anzubieten genau geprüft und wir sind zu dem Entschluss gekommen, dass dies rechtskonform möglich ist. Wer eBays DNA kennt, weiß, dass wir auch schnell umsetzen können. Uns ist es daher eine große Freude unseren Käuferinnen und Käufern so schnell eine Lösung anzubieten. eBay ist es wichtig, dass auch Verbraucher:innen in strukturschwachen Gebieten von der Gesetztes Änderung profitieren können. Wir stellen so die Versorgung sicher.”
Als Anbieter dürfen also nur Vereine auftreten. Diese werden durch das eBay Compliance Team geprüft. Wie OTTO diese Herausforderungen meistern möchte ist unbekannt. Das Unternehmen ist ja für seine langsame Umsetzungsgeschwindigkeit bekannt.
Frank Surholt, Pressesprecher bei OTTO äußerte sich gewohnt knapp und wage: ” Wir kommen zu dem gleichen Schluss wie unser Marktbegleiter eBay, dass eine Weitergabe von Cannabis Produkten legal möglich ist. Und natürlich möchten wir unseren Kunden und Partnern auch die Möglichkeit bieten über OTTO.de Cannabis zu beziehen. Wir arbeiten mit Hochdruck an der Möglichkeit, dass sich zugelassene Vereine auf unserer Plattform registrieren können.”
Auf Kaufland und Amazon wird es in Zukunft wohl kein Gras zu kaufen geben. Beide Plattformvertreter haben sich in ungewohnt deutlicher Art und Weise gegen den Handel bzw. die Abgabe ausgesprochen.
“Für uns kommt es nicht in Frage die Möglichkeit zur Abgabe von Cannabis Produkten über unsere Plattform zu schaffen. Wir haben das Thema intensiv und wohlwollend diskutiert. Jedoch sind wir zum Entschluss gekommen, dass der Handel mit diesen Produkten nicht den Werten unseres Unternehmens entspricht. Das letzte Wort bei dieser Entscheidung hatte unser Eigentümer Dieter Schwarz.”, so Dr. Gerald Schönbucher CEO Kaufland e-commerce und Vorstand Schwarz Digits.
Auch bei Amazon ist die Absage sehr deutlich. Hier darf wegen der leicht mitschwingenden Arroganz geschmunzelt werden.
“Wir erteilen der Abgabe von Cannabis über unsere Plattform eine klare Absage. Als Marktführer müssen wir nicht jede Entwicklung mitgehen. Gerne überlassen wir dieses Geschäft unseren Mitbewerbern. Wir freuen uns für diese und deren zusätzlichen Umsätze.”, berichtet Christian Blum, Pressevertreter bei Amazon auf Nachfrage von Wortfilter.
Es ist zu erwarten, dass noch eine Menge Nischenplattformen auftauchen, die in der Abgabe nun ein neues Geschäftsmodell sehen. Abzuwarten bleibt wie gut und reibungslos eBay die neuen Prozesse nun abbilden wird.
Kommentar
Natürlich kann trefflich über Sinn oder Unsinn einer Cannabis Legalisierung diskutiert werden, aber es ist zu begrüßen, dass die Marktplätze zum 1. April bereits eine Lösung parat haben. Ganz vorne präsentiert sich eBay einmal wieder als Partner der Händler. Durch die schnelle Reaktion von eBay wird natürlich auch der unkontrollierte und möglicherweise nicht rechtskonforme Handel mit Cannabis eingedämmt. Ob und wann OTTO so weit ist steht in den Sternen.
(Dieser Beitrag war der Aprilscherz 2024)
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