GrĂŒne wollen Amazon verbieten, Retouren zu vernichten

Retourenvernichtung: Perversion der Ahnungslosigkeit, Frau Göring-Eckardt

GrĂŒnen-Fraktionschefin Göring-Eckardt wettert gegen hĂ€ufig zurĂŒckgesendete Waren und nennt diese Situation „eine Perversion der Wegwerfgesellschaft“. Ihre daraus abgeleiteten Forderungen sind falsch und zeugen von wenig Praxiskenntnis.

Das sind die Paketzahlen, Retouren & Relationen

In Deutschland sind 2017 laut Bundesverband Paket & Expresslogistik ĂŒber 4 Milliarden Pakete versendet worden. Bei einer laut ECC Köln durchschnittlichen Retourenquote von 5% wĂ€ren das rund 200 Millionen KundenrĂŒcksendungen pro Jahr. Dies sind in etwa auch den Zahlen, die in den Medien kommuniziert werden. Das entsprĂ€che dann einem Warenwert von circa 3,15 Milliarden Euro brutto (5% von 63 Milliarden Euro Brutto-Onlineumsatz).

Im Vergleich zu den jĂ€hrlich vernichteten Lebensmitteln ein sehr geringer Wert. Trockene Zahlen: 2012 wurden in Deutschland Lebensmittel im Wert von 21,6 Milliarden Euro vernichtet. (Quelle: Bundesministerium fĂŒr Lebensmittel, Landwirtschaft und Verbraucherschutz 2012)

Sind Retouren eine Herausforderung fĂŒr die HĂ€ndler?

Ja, das sind sie. Jeder HĂ€ndler, egal welcher GrĂ¶ĂŸenordnung, ist bemĂŒht, seine Retourenquote und die damit folgenden Kosten auf ein Minimum zu senken. Dazu greift er zu einer Vielzahl ihm zur VerfĂŒgung stehender Werkzeuge: Aufbereitung der Ware, Verzicht auf RĂŒckversand, Ausschluss von Retourenmissbrauch und als ‚Ultima Ratio‘ auch eine Vernichtung.

Amazon als Beispiel des Massenvernichters? Wirklich?

Der Handelsriese kam im vergangenen Jahr durch einen von Ver.di gepushten vermeintlichen Skandal in die Kritik. TatsĂ€chlich war dem nicht so. Wortfilter berichtete ĂŒber diesen Fall hier. Was nicht gesehen wird: Der Plattformbetreiber unternimmt unglaublich viel, um Ware eben nicht vernichten zu mĂŒssen, z. B. gibt es die sogenannten Warehouse Deals. Im Rahmen dieses Programms verwertet Amazon selbst B-Ware. Des Weiteren unterhĂ€lt der Riese eine eigene Verwertungsplattform, ĂŒber die HĂ€ndler Palettenware abnehmen können. Einer der grĂ¶ĂŸten Amazon-Retourenverwerter ist die Firma Avides, Mitglied der Frankfurter Gruppe. Und natĂŒrlich spendet das amerikanische Unternehmen auch Millionen an Warenwerten an die soziale Spendenvermittlungsplattform ‚Innatura‘. Zum guten Schluss wird somit nur circa 1% der Ware tatsĂ€chlich vernichtet. Hierzu ist Amazon durch verschiedene gesetzliche Anforderungen verpflichtet.

„‚Verbraucherschutz vs Umweltschutz. Ich bin gespannt, wie wir die zwei stĂ€rksten politischen Strömungen bei Retouren vereinen können. Es zeigt auf jeden Fall, dass der Onlinehandel ein wesentlicher Teil der Gesellschaft ist. Ich freue mich auf eine hoffentlich wenig populistische Diskussion. FĂŒr den Verbraucherschutz, fĂŒr den Umweltschutz und fĂŒr den Onlinehandel“‚ so Oliver Prothmann, PrĂ€sident des Bundesverband Onlinehandel (BVOH e.V.).

Noch ein Hinweis auf einen Fehler der Medien. Im Amazon-HĂ€ndlervertrag findet sich eine kleine Ungenauigkeit in der Übersetzung. Dort wird das Englische â€șverwertenâ€č leider mit â€șvernichtenâ€č ĂŒbersetzt, sodass medial die Fehlinterpretation stattfindet, HĂ€ndler können Amazon mit der Vernichtung der Ware beauftragen. Vielmehr ist damit die Verwertung gemeint. Und so wird es auch praktiziert: Der Marktplatzbetreiber verĂ€ußert, also verwertet, die Ware!

Fazit: Amazon als Beispiel anzufĂŒhren ist sachlich falsch. Den Onlinehandel zu verteufeln ist zu kurz gedacht. Jeder OnlinehĂ€ndler freut sich ĂŒber eine Reduzierung der RĂŒcksendequoten.

Was fordert nun die Fraktionsvorsitzende konkret?

In einem 3-Punkte-Plan stellen die GrĂŒnen folgende Forderungen auf: „Erstens: Dem Onlinehandel wird verboten, neuwertige Produkte, die zurĂŒckkommen, zu vernichten.“ Zweitens sollten zurĂŒckgeschickte Produkte, die nicht mehr in den Verkauf können, verschenkt werden, etwa ĂŒber SozialkaufhĂ€user. Drittens mĂŒssten die Rohstoffe zurĂŒck in den Wertstoffkreislauf.

Einigkeit? Ja, ein wenig!

Wahrscheinlich sind sich Onlinehandel und Göring-Eckardt darin einig, dass beide gerne die RĂŒcksendungen reduzieren möchten. Aber auch die Vernichtungspraxis ist dem Handel nicht genehm, denn Vernichtung, also Entsorgung, kostet Geld.

Dann hört es auch schon auf mit der Einigkeit. Der 3-Punkte-Plan ist realitÀtsfern und löst nicht die ursÀchlichen Herausforderungen. Diese sind weit gefÀcherter und multidimensional.

Was kann denn tatsÀchlich getan werden? Eine Handvoll Ideen:

  • Eine Aufstockung des Personals bei den Zoll- und Überwachungsbehörden wĂŒrde eine Flut an Fake-Produkten, FĂ€lschungen und unsicheren Waren erst gar nicht in den Handel kommen lassen. Denn laut Gesetz mĂŒssen diese ‘Neuwaren’ ja vernichtet werden.
  • Der Retourenmissbrauch muss durch GesetzesĂ€nderung eingedĂ€mmt werden. Verbraucher mĂŒssen fĂŒr den RĂŒckversand der Ware bezahlen.
  • Plattformen haben fĂŒr das Inverkehrbringen unsicherer Produkte und fĂŒr die Verletzung von Registrierungspflichten zu haften.
  • Waren-Spenden mĂŒssen zu Steuererleichterung fĂŒhren und gehören von der Umsatzsteuer befreit.

Fazit: Eine Aufstockung der personellen Ressourcen staatlicher Behörden, eine Reduktion von MissbrauchsfĂ€llen und eine BegĂŒnstigung von Spenden sind die richtigen Wege, die gegangen werden sollten.

Perversion der Ahnungslosigkeit

Ihr 3-Punkte-Plan, liebe Frau Göring-Eckardt, ist so weit von der Umsetzbarkeit entfernt, wie die Erde von der Sonne. Warum? Sie verkennen die gegenwĂ€rtige Gesetzeslage. FĂ€lschungen mĂŒssen vernichtet werden.

Sprecht mit uns, eBay, dem BVOH und HĂ€ndlern ĂŒber das Thema

Hygieneartikel gehören aus gesundheitlichen GrĂŒnden nicht mehr in den Warenverkehr. Wer will schon eine zurĂŒckgeschickte ZahnbĂŒrste? Und ja, Rohstoffe gehören zurĂŒck in den Kreislauf. Genau das praktizieren alle HĂ€ndler, wenn sie die Ware einem Recycling-Unternehmen ĂŒbergeben, und zahlen sogar viel Geld dafĂŒr!

Fazit: Ihr 3-Punkte-Plan pervertiert zur Ahnungslosigkeit. Aber sowas von!

8 Gedanken zu „Retourenvernichtung: Perversion der Ahnungslosigkeit, Frau Göring-Eckardt“

  1. nadann

    Der Gedanke ist schon sinnvoll. Dass die Zahlen, die eigentlich ein alter Hut sind, so gepusht worden sind, dĂŒrfte mit einer Vorliebe der Medien fĂŒr eine gewisse Partei zusammenhĂ€ngen. Sieht mal den Abfall, der auf BĂŒrgersteige geworfen wird, dann dĂŒrfte die Menge deutlich ĂŒber der von entsorgten Retouren liegen.

    Wir haben einen Anteil von deutlich unter 1% an Retouren insgesamt, bei Amazon natĂŒrlich mehr, weil das ZurĂŒcksenden nach der Meinung von Amazon Teil des Einkaufserlebnisses ist.

    Generell sollte darauf geachtet werden, dass man als HĂ€ndler zuverlĂ€ssig agiert, sprich die richtige Ware und QualitĂ€t, so dass hier keine RĂŒcksendegrĂŒnde vorliegen können. Hier wĂ€re insbesondere der Marktplatzbetreiber Amazon gefordert, endlich die Informationen, die er den KĂ€ufern zeigt, nachhaltig zu berichtigen. Die HĂ€ndler können das sicher nicht.

    Dann ist aber auch der sogenannte Verbraucher gefordert, mal vorher zu ĂŒberlegen. ob man Artikel XY wirklich will oder man nur zum Spass bestellt. Oder muss es sein, vor Weihnachten zu bestellen, und nach Weihnachten, wenn die Reduzierungen kommen “umzutauschen”?

    Wenn wir, um beim Thema Umwelt und Wiederverwertung zu bleiben, bei unserem Papierentsprger sind, dann fĂ€llt schon auch, dass viele Verbraucher das Thema Umwelt nicht so ganz verinnerlicht haben: in den öffentlichen Papiercontainern dĂŒrfte so ziemlich alles landen, was man nicht mehr braucht.

    Zu Frau G-E zurĂŒck: sie hat wieder einmal die Medien hinter sich, da das beliebte Feindbild Amazon genutzt worden ist. Der Ansatz dĂŒrfte richtig sein, der Weg wird letztendlich aber nur ĂŒber ein Umdenken der Verbraucher / KĂ€ufer erfolgreich sein.

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  2. Mark Steier Beitragsautor

    Mark Steier ‌68‌, das ist die Zahl der befragten OnlinehĂ€ndler aus der Bamberger-Studie die von Politik und Medien zitiert wird. 68 um es noch einmal laut zu schreiben📍

    đŸ„¶Erschreckend und ernĂŒchternd, dass eine Studie bei der gerade einmal 68đŸ§Ÿâ€â™€ïž von knapp 1 Millionen OnlinehĂ€ndlerbefragt worden sind, soviel Impact erzeugt. Dazu noch ein von der ver.di lancierter NICHT-Skandal und schon hĂŒpfen die Politiker im Kreis.

    🆘DAS beunruhigt mich⛔

    ▶ https://www.facebook.com/mark.steier.bloggt/photos/a.726879200791717/1860064737473152/

    ▶(Quelle: https://www.uni-bamberg.de/
/retourenmanagement-2019/)

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  3. Adrian

    Ich kann sowohl der Sichtweisen von Mark Steier als der von Stefan Grimm punktuell etwas abgewinnen. Jedoch kommt mir hier die Verantwortung der Endverbraucher viel zu kurz.

    Sich als restposten.de hinzustellen und zum Thema Verbraucherverhalten im Bereich RĂŒcksendung zu urteilen, fĂ€llt leicht, handelt man doch ausschließlich B2B, oder? Wie steht es um die Erfahrungen im EndkundengeschĂ€ft?

    Die GrĂŒnde fĂŒr RĂŒcksendungen sind ja nach Produktbereich sicherlich ganz unterschiedlich gelagert. In unserem Bereich (technische Produkte) haben wir einen RĂŒcksendequote von unter 5%. Von diesen RĂŒcksendung sind nachweislich, ablesbar an den von Kunden genannten GrĂŒnden, mehr als 80% von Kunden selbst verursacht, weil diese immer weniger gewillt sind, sich VOR dem Kauf mit den Produktdetails zu beschĂ€ftigen und zudem Auswahlbestellungen stark zunehmen. Insbesondere, wenn Kunden an Programmen wie PRIME von Amazon oder PLUS von Ebay teilnehmen, Versand und RĂŒcksendung kostenlos ist ist hier fast gleichbedeutend mit vollkommener “Blind-Bestellung”. Nicht lesen, einfach bestellen. Im Bekleidungssektor wird regelmĂ€ĂŸig nach WunschgrĂ¶ĂŸe bestellt oder wie verrĂŒckt zur Auswahl, weil man sich vorher nicht sicher ist, ob man ein Kleid in Schwarz oder Weiß tragen möchte. Ernsthaft?

    Ist man als HĂ€ndler dann gewillt, Retourenwaren als solche anzubieten, droht einem spĂ€testens mit ungerechtfertigten Bewertungen der nĂ€chste Schaden, weil der angegebene Kratzer auf einem AV Receiver doch etwas tiefer ist als gedacht oder beschrieben. GĂ€be es hier mehr Schutz fĂŒr HĂ€ndler, die Portale schwĂ€cheln hier alle, gĂ€be es hier mehr umsetzbare AnsĂ€tze und man könnte noch deutlich mehr Wert aus Retourenwaren abschöpfen.

    Auch die hier eigentlich nicht “verkehrsfĂ€higen” Waren und/oder ProduktfĂ€lschungen etc. wĂŒrden stark abnehmen, wenn Kunden rein aufgrund von Preisfragen nicht mehr bei Firmen wie SHENZENHUIPFUI & CO. bestellen wĂŒrden. Der Verbraucher schreit ja förmlich danach solchen Waren zu erlangen.

    Der Kunde MUSS mehr Verantwortung tragen, damit wĂ€re ein großer Teil unnötiger Retouren vom Tisch. Seit Jahren aber geht der Weg in die komplett andere Richtung. VerbraucherschĂŒtzer wollen immer mehr Schutz, noch mehr Buttons, noch mehr Kennzeichnungen, immer mehr immer mehr. Auf dass niemand auf den Gedanken mehr kommen dĂŒrfte, dass auch der Verbraucher noch ein geringes Maß an Verantwortung fĂŒr sein Handeln ĂŒbernehmen sollte.

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    1. Peter

      Viele HĂ€ndler könnten auch bessere QualitĂ€t anbieten, dann brĂ€uchte der Kunde auch weniger zurĂŒcksenden. Den Kunden pauschal als Buhmann hier abzustempelt ist unseriös. Als Kunde schicke ich Ware nur(!) zurĂŒck wenn sie der Produktbeschreibung nicht entspricht oder die QualitĂ€t mangelhaft ist. Was kann ich hier als Kunde nun besser machen ?
      Kleiner Auszug meiner letzten 10 Bestellungen:
      – Y-Anschluss fĂŒr Waschmaschine – auf dem Bild mit Dichtring – geliefert ohne – Artikel so unbrauchbar da undicht
      – 12V Akku fĂŒr USV – Akku war nicht neu sondern refurbished (allerdings als Nagelneu deklariert) – zum Preis eines echten neuen Akkus
      – USB HDD-Adapter – 220V Netzteil mit abgebrochenden Pins an der 220V-Seite – Schrott
      – Raspberry Pie 3+ – Verpackung Mangelhaft – Pins verbogen

      So, also als Kunde hat man es auch nicht leicht, wenn VK meinen einfach ihren “Schrott” ungeprĂŒft so auf den Kunden loszulassen. Ich muss fĂŒr mein Geld auch arbeiten und möchte es an “Idioten-VerkĂ€ufer” nicht verschenken.

      Nur als kleiner Auszug zum Nachdenken
.

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  4. Stefan Grimm

    Was fĂŒr ein Sturm der EntrĂŒstung, statt dem positiven Vorstoß mit Respekt zu begegnen und Wege zu finden, wie die Standpunkte zu einem tragfĂ€higen Konsens gebracht werden können.

    1. Fake und unsichere Produkte (hÀufig von VerkÀufern aus DrittlÀndern)
    Es steht doch außer Frage, dass Fakeprodukte und unsichere Verbraucherprodukte, die gegen gewerbliche Schutzrechte Dritter verstoßen, nicht im Sozialkaufhaus landen sollen. Jetzt bleibt hier doch mal bitte schlich und auf dem Teppich. Der Vorstoß betrifft die anderen Waren.

    2. Amazon wird nicht verteufelt, mit einer rechtlichen Handlungsverpflichtung können Warenströme aber gelenkt werden
    Wenn Amazon Ware so konsequent und gut aufbereitet, wie alles behaupten, dann wird der Konzern von den Neuregelungen ja kaum oder nur unwesentlich betroffen sein. Wenn Amazon als Fulfillment Anbieter aber rechtlich verpflichtet wird, fĂŒr die Wiederverwendung von Waren zu sorgen, egal ob fĂŒr die eigenen oder die der Marketplace Teilnehmer, dann werden vor allem den VerkĂ€ufern aus den DrittlĂ€ndern die Handlungsoptionen genommen. Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass dann Retour-, PrĂŒfungs-, und Entsorgungskosten ĂŒber einen ZurĂŒckbehalt der Verkaufserlöse abgesichert werden. Das schĂŒtzt und nutzt jedem ordentlich arbeitenden HĂ€ndler der Branche.

    3. WarenqualitÀt und Produktmanagement werden wieder wichtiger
    Der Trend zu Billig-, oder Wegwerfproduktion wird eingedĂ€mmt, wenn Hersteller und Importeure mehr Verantwortung fĂŒr das ĂŒbernehmen mĂŒssen, was Sie produzieren lassen, oder in unseren Wirtschaftsraum holen. Wenn fĂŒr Produkte PrĂŒfungs- und EntsorgungsgebĂŒhren anfallen, dann werden EinkĂ€ufer hoffentlich mehr Wert auf ProduktqualitĂ€t, Reparaturfreundlichkeit und lĂ€ngere Lebensdauern legen. Wie viele GerĂ€te mit Akkubetrieb lassen keinen Wechsel des Akkus zu? Von der Fahrradlampe bis zum Staubsauger – Akku defekt und das ganze GerĂ€t muss entsorgt werden. Sobald die Entsorgung und PrĂŒfung mehr kostet, dann wird es hoffentlich mehr schlaue Produkte geben, in denen Akkus, Motoren und Leuchtmittel getauscht werden können.

    4. Kostenpflichtigkeit fĂŒr Retouren
    Na das ist ja ein ganz leichter Weg, Schublade auf, alle Verbraucher rein, die Schuldigen sind gefunden! Das Eine hat nichts mit dem Anderen zu tun. Markige Werbeversprechen, schlechte GrĂ¶ĂŸen, minderwertige ProduktqualitĂ€t, Produktionsfehler und zig andere vernĂŒnftige GrĂŒnde können Retouren veranlassen. NatĂŒrlich gibt es Verbraucher, die ihre Rechte ausnutzen, denen sollte an anderer Stelle mit anderen Mitteln begegnet werden, Retouren kostenpflichtig zu machen, ist sehr hĂ€ndlerfreundlich, aber unserer Bewertung nach keine Lösung.

    5. Plattform Haftung
    NatĂŒrlich wieder die Plattformen, neben den Verbrauchern der zweite Universalschuldige. Aber bitte wer verkauft denn da ĂŒber die Plattform – das sind Hersteller und HĂ€ndler, die schleusen teilweise unsichere Produkte in den Warenkreislauf. Sowohl aus Unkenntnis, als auch aus einem kriminellen Antrieb. NatĂŒrlich sollen Plattformen sich nicht einfach rausreden können, sollen Plattformen bei Kenntnis von VerstĂ¶ĂŸen unverzĂŒglich handeln mĂŒssen, aber jetzt auch noch fĂŒr die Verantwortung fĂŒr den Importeur/Hersteller ĂŒbernehmen und das fĂŒr tausende bzw. Millionen verschiedene Produkte? Am besten nehmen wir DHL als ErfĂŒllungsgehilfen direkt noch mit in Sippenhaftung.

    Nein ganz ehrlich, die Verantwortung liegt beim Inverkehrbringer der Ware, der muss seine Produkte sicher machen.
    Das PhĂ€nomen mit tausenden VerkĂ€ufern mit Sitz in DrittlĂ€ndern, das erst ĂŒber den E-Commerce, Amazon oder Whish in einer solchen Dimension möglich wurde, muss aber natĂŒrlich von der Politik erfasst werden. Produktsicherheit und die Marktaufsicht mĂŒssen europĂ€isch aufgestellt und natĂŒrlich mit Ressourcen, Rechten und wirksamen Sanktionsmöglichkeiten ausgestattet werden. Hier sind die Neuregelungen auf dem Weg, die dann natĂŒrlich auch europĂ€isch umgesetzt werden mĂŒssen.

    6. Warenspenden steuerlich nicht mehr benachteiligen
    Auch mit dem sinnvollen Instrument der Warenspende muss mit Bedacht umgegangen werden. Statt seine Waren zu entsorgen, sortieren und zu recyclen, spendet der HĂ€ndler die Retourpaletten oder WarenĂŒberhĂ€nge einfach und nutzt die neue Regelung ganz leicht aus? Wer darf denn dann solche Spenden erhalten? In welchen Mengen und wie hat er dies zu bearbeiten? Wie bei jeder gut gemeinten Regelung muss leider an die “ganz schlauen” gedacht werden, die diese Systeme lediglich zum eigenen Vorteil ausnutzen, Insolvenzen produzieren und Berge von Retouren und MĂŒll hinterlassen. Darf ich meine Retourpaletten dann auch nach Mali oder Bangladesh “spenden” und wird “spenden” dann zum neuen und viel netteren Begriff fĂŒr die gewissenlose Entsorgung von ungewollten Waren?

    7. Organisierte Warenvernichtung von Neuwaren aus preispolitischen GrĂŒnden
    Dieses Thema ist noch gar nicht nĂ€her beleuchtet worden. Wo sind alle die ÜberhĂ€nge aus ungenauen Vertriebsplanungen? Warum werden vor allem Textilien, aber auch Werkzeug und Technik zerstört, statt diese in einen Graumarkt zu lassen – natĂŒrlich nur weil preispolitische GrĂŒnde und das Markenimage mehr wiegen, als die jeweilige Verantwortung fĂŒr diese Welt.

    Ganz ehrlich, wir sind oft einer Meinung Mark Steier, aber dieser Artikel greift zu kurz. Die Herausforderungen sind viel detaillierter und bieten je nach möglicher Ausgestaltung, leider ein hohes Potential des Missbrauchs.

    Außerdem sind viele HĂ€ndler im Import und der Warenbeschaffung/Entwicklung leider doch nicht so professionell, wie dies nötig wĂ€re, das zeigen z.B. die Rapex Meldungen immer sehr deutlich. Importeur in die EU zu werden sollt eine Fachkunde-PrĂŒfung und regelmĂ€ĂŸige Schulungen bedingen. Wenn Du Importagenturen einmal befragen wĂŒrdest, mit wie viel Know How sich HĂ€ndler in das Private Label und ImortgeschĂ€ft stĂŒrzen, dann wĂ€ren wir wahrscheinlich ziemlich erschreckt.

    Am 18.06.2019 sind wir wieder im Bundesumweltministerium eingeladen zur Konferenz “Herausforderungen des Onlinehandels fĂŒr Umwelt- und Verbraucherschutz” und uns dort besonders zum Thema “Zerstörung neuwertiger und nicht verkehrsfĂ€higer Ware” einbringen. Wir freuen uns auf einen differenzierten Diskurs, unter anderem mit StaatssekretĂ€r Jochen Flachsbarth vom BMU.

    Beste GrĂŒĂŸe
    Stefan Grimm
    RESTPOSTEN.de

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  5. Frank

    Zu vernichtende Ware duerfte tatsaechlich hauptsaechlich “nicht verkehrsfaehige” Ware sein – Hygieneartikel, Produktfaelschungen, Markenrechtsverstoesse, nicht-CE-konforme Geraete imd augenscheinlich defekte Artikel.
    Eine Retoure alleine ist ja nicht wertlos, von daher werden die Haendler alles daran setzen, diesen Wert als Einnahme zu erzielen (statt wegzuwerfen).
    Waere interessant zu wissen, inwieweit Frau G-E dann die Produkthaftung oder Rechtskosten uebernehmen moechte, wenn die Haendler gezwungen werden, diese Ware doch in Verkehr zu bringen.

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