Das Bundeskartellamt möchte wissen, wie ihr als Händler prüft, ob eure Kunden Bonität haben, damit ihnen bspw. der Kauf auf Rechnung angeboten wird. Die Arbeitsthese der Behörde ist, dass Verbraucher von Händlern unzureichend über die Prüfmethoden informiert werden.
Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes: »Vielen Verbraucherinnen und Verbrauchern ist nicht bewusst, dass ihre Bonität beim Onlineshopping unter Zuhilfenahme sogenannter Score-Werte geprüft wird, vor allem beim beliebten ›Kauf auf Rechnung‹. In unserer Sektoruntersuchung werden wir untersuchen, ob und in welcher Form die Onlinehändler hierüber informieren, wie die Prüfungen ablaufen und welche Kriterien der Bonitätsprüfung eigentlich zugrunde liegen. Dabei beziehen wir Unternehmen ein, die für das Scoring relevant sein könnten, z. B. auch Wirtschaftsauskunfteien, die mit der Erstellung von Score-Werten einen wesentlichen Faktor für die Bonitätsprüfungen an die Onlinehändler zuliefern.«
Bonitätsprüfungen dienen der Risikominimierung und sollen Vertragspartnern Aufschluss darüber geben, ob eine Person ihren Zahlungsverpflichtungen nachkommen kann. Grundlage für Bonitätsprüfungen bilden dabei häufig individuelle Score-Werte, die von Wirtschaftsauskunfteien unter Berücksichtigung personenbezogener Daten ermittelt werden und ausdrücken, mit welcher Wahrscheinlichkeit eine Käuferin oder ein Käufer die Rechnung bezahlen wird. Die Durchführung von Bonitätsprüfungen ist an enge datenschutzrechtliche Voraussetzungen, wie z. B. eine freiwillige Einwilligung der betroffenen Person, in die Datenverarbeitung geknüpft.
Die Praxis bei der Bestellung von Waren über den Onlinehandel ist diesbezüglich uneinheitlich und in vielen Fällen für Verbraucherinnen und Verbraucher nicht ohne Weiteres nachvollziehbar. Transparenz- und Einwilligungsdefizite könnten Verbraucherrechtsverstöße auslösen.
Nach Vorgesprächen mit Expertinnen und Experten und Interessenvertretungen wird das Bundeskartellamt zeitnah schriftliche Befragungen von rund 50 ausgewählten Onlinehändlern und großen Wirtschaftsauskunfteien durchführen. Die Ergebnisse der Sektoruntersuchung werden nach Abschluss der Ermittlungen in einem Bericht veröffentlicht. (Quelle: Pressemitteilung)
Einordnung
Die meisten von euch werden nur am Rande von der Untersuchung betroffen sein. Wer über Plattformen seine Waren anbietet, hat in der Regel keinen Einfluss auf die Zahlungsmöglichkeiten, die euren Kunden angeboten werden. Nutzt ihr nun einen eigenen Shop, dann werdet ihr auch meistens Plug-ins benutzen, z. B. von Klarna oder PayPal, um euren Verbrauchern ein umfangreiches Portfolio an Zahlweisen anzubieten. Ergo: Auch hier habt ihr weder Einblick noch Einfluss auf die Parameter, die bei euren Kunden abgefragt werden.