Wie unwissend, realitätsfern und populistisch muss man sein, um tatsächlich zu kritisieren, dass Amazon-Fahrer in Flaschen urinieren. Nur nebenbei angemerkt: Es sind tatsächlich keine Amazon-Fahrer, sondern Fahrer von Drittunternehmen. Aber lassen wir das einmal beiseite. Jedenfalls sollen die Arbeitsbedingungen beim Onlineriesen so schlecht sein, dass Mitarbeiter gezwungen seien, in Flaschen zu urinieren. Aha. Und das ist jetzt kritikwürdig?

Exkurs: Wortfilter kann die grundsätzliche Kritik nur aus der deutschen Perspektive bewerten. Es bestehen Kontakte zu Drittfirmen, Lkw-Fahrern, Lagermitarbeitern und Mitarbeitern aus verschiedenen operativen Abteilungen. Gelogen wäre, wenn nicht auch das eine oder andere Mal Kritik zu hören gewesen wäre. Aber es wurde eher der Eindruck vermittelt, dass dieses Feedback mitunter auf einzelne übereifrige Kollegen fußt. Grundsätzlich scheinen die Mitarbeiter zufrieden zu sein. So jedenfalls die Wahrnehmung.

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Zurück zu den Urinflaschen. Urinflaschen oder Urinableitsysteme sind nichts Besonderes und in vielen Berufen und Hobbys bekannt. Schaut euch einmal diese Amazon-Angebote an [Werbelink]. Kranführer, Indutriekletterer, Kampfpiloten aber auch Lkw-Fahrer nutzen Urinflaschen. Seit Jahren und ohne dass es einen Aufschrei gibt. Es sind Dinge des alltäglichen Gebrauchs. Warum sich nun im Amazon-Kontext darüber aufgeregt wird, ist nicht nachvollziehbar. Das ist reiner Populismus und Stimmungsmache.

Ja und dann haben wir noch die kürzlich von vielen Medien aufgenommene Kritik an der ›Gameification‹ von Pack- bzw. Lagerarbeitsleistungen. Nur zur Erinnerung: Bei vielen Händlern hängt ein Bildschirm mit Paketleistungen im Lager. Und wer schon einmal in den Hallen eines produzierenden Gewerbes mit Fließwand war, der kennt auch die Anzeige der Einheiten. Das ist so. Das ist normal und das darf, kann und soll auch so sein.

(Quelle: kunuu)

Natürlich DARF Kritik an Arbeitsbedingungen geübt werden. Das soll niemandem abgesprochen werden, jedoch wirken so manche Schilderungen wie die Arbeiten beim großen Versandhändler passieren populistisch aufgebauscht. Und wenn sie dann in einen gesamtwirtschaftlichen Kontext gestellt werden, wirken sie völlig normal.

Oder wie fändet ihr, wenn ein Müllwerker sich über Geruchsbelästigung oder über die Arbeitsbedingungen im Winter beschweren würde? Tatsächlich scheinen viele Kritiken eher von einzelnen unzufriedenen Mitarbeitern zu stammen. Denn, wenn ihr einmal einen Blick auf die zahlreichen Bewertungsportale wie kunuu oder glasdoor werft, dann kommt Amazon als Arbeitgeber sehr gut weg. Das unterstützt auch z. B. eine von Forbes 2020 durchgeführte Studie.

»South Korea’s Samsung was ranked No. 1, followed closely by American Amazon and IBM at No. 2 and No. 3, respectively«, so das Studienergebnis.

Es wäre wundervoll, wenn man die Kritik gegenüber Amazon in allen Bereichen, nicht nur im Bereich der Arbeitsbedingungen, versachlichen würde. Zu oft werden falsche Schlüsse gezogen oder Hypothesen als Fakten dargestellt. Auch fehlt es oftmals an einem Blick über den Tellerrand.