📑 Inhaltsverzeichnis
Stand: September 2025Zalando hat es nun schwarz auf weiß: Das Unternehmen gilt rechtlich als VLOP – Very Large Online Platform. Ein europäisches Gericht hat das bestätigt und damit den Digital Services Act (DSA) auch auf den Berliner Modehändler voll angewendet.
Einige Verbände wie der BEVH üben daran Kritik. Ich halte das für falsch. Für Händler, gerade für kleinere, ist es eine gute Nachricht. Warum? Weil es mehr Fairness, Sicherheit und Wettbewerbsgleichheit bedeutet.
Was ist der DSA?
Der Digital Services Act (DSA) ist ein EU-Gesetzespaket, das seit Februar 2024 gilt. Sein Ziel ist es, den digitalen Raum sicherer und fairer zu machen. Plattformen, die Waren, Dienstleistungen oder Inhalte vermitteln, tragen mehr Verantwortung für das, was auf ihren Marktplätzen passiert.
Kernpunkte des DSA:
- Transparenz: Plattformen müssen offenlegen, wie ihre Algorithmen und Empfehlungsmechanismen funktionieren.
- Inhaltspflichten: Illegale Inhalte und Produkte müssen schneller entfernt werden.
- Beschwerde- und Meldewege: Nutzer und Händler können Verstöße einfacher melden.
- Nachvollziehbarkeit: Anbieter von Waren und Dienstleistungen müssen eindeutig identifizierbar sein.
- Strafen: Bis zu 6 % des weltweiten Umsatzes bei Verstößen.
Was ist eine VLOP?
VLOP = Very Large Online Platform. Das sind Plattformen mit mehr als 45 Millionen monatlich aktiven Nutzern in der EU.
Die EU stuft sie als besonders einflussreich ein, weil sie ein enormes Marktgewicht haben. Damit steigt ihre Verantwortung.
Beispiele:
- Amazon
- eBay
- Temu
- Zalando
- TikTok
- YouTube
Für diese Plattformen gelten zusätzliche Pflichten:
- Risikoprüfungen: Sie müssen untersuchen, wie ihre Dienste Demokratie, Gesundheit oder Sicherheit beeinflussen.
- Externe Audits: Unabhängige Prüfungen der Systeme.
- Mehr Datenzugang: Forscher und Behörden erhalten Einblick.
- Strengere Meldeverfahren: Klare Prozesse für Beschwerden und Sperrungen.
Warum Zalando jetzt VLOP ist
Zalando hat sich lange gegen die Einstufung gewehrt. Das Unternehmen argumentierte, dass es eher ein Händler mit Plattformanteil sei und nicht wie Social-Media-Netzwerke zu behandeln sei.
Doch das Gericht hat klar entschieden: Zalando überschreitet die Nutzergrenze, betreibt ein Marktplatzmodell und fällt daher unter die VLOP-Regeln.
Das bedeutet: Zalando muss die strengeren Regeln des DSA umsetzen.
Kritik des BEVH
Der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel (BEVH) sieht das kritisch. Hauptgeschäftsführer Christoph Wenk-Fischer sagt:
„Leider hat das Gericht die Chance verpasst, die Realitäten im E-Commerce anzuerkennen und bei der Zählweise der aktiven Nutzerinnen und Nutzer den Unterschieden zwischen den Geschäftsmodellen von Online-Plattformen Rechnung zu tragen. Wir beklagen, dass der Schaufensterbummel im Internet genauso bewertet wird, als wäre man Hass und Desinformation auf Social-Media-Plattformen ausgeliefert. Damit findet eine unsachgemäße Diskriminierung des Online- gegenüber dem Stationärhandel statt.“
Klingt erstmal plausibel. Wer nur bei Zalando stöbert, gefährdet schließlich nicht die Demokratie.
Doch diese Kritik greift zu kurz.
Warum die Kritik nicht überzeugt
Dass Zalando nun VLOP ist, bedeutet nicht, dass man Modehändler mit Facebook vergleichen muss. Aber die Einstufung sorgt dafür, dass Zalando mehr Verantwortung für seinen Marktplatz übernimmt.
Und genau davon profitieren Händler und Verbraucher:
- Fake-Shops und Betrüger können leichter gemeldet und schneller gesperrt werden.
- Illegale Produkte (gefälschte Markenware, unsichere Elektronik, nicht CE-konforme Waren) verschwinden zügiger.
- Klarere Transparenz: Händler sehen, warum ihre Produkte ranken – oder nicht.
Die Kritik des BEVH ist auch deshalb schwer nachvollziehbar, weil im Verband nicht nur Händler, sondern auch Plattformen organisiert sind. Dass man da eine weichere Regulierung wünscht, ist nachvollziehbar – aber nicht im Interesse der kleineren Händler.
Was bedeutet das für Plattformen?
Für Zalando und andere VLOPs heißt das:
- Hoher Compliance-Aufwand: Es braucht neue Prozesse, Teams und Systeme.
- Regelmäßige Risikoanalysen: Welche Gefahren gehen von der Plattform aus?
- Mehr Transparenz: Offenlegen, wie Algorithmen arbeiten.
- Schneller reagieren: Auf Meldungen, Beschwerden und Behördenanfragen.
Kurz: Es wird teuer. Aber Zalando kann sich das leisten.
Was bedeutet das für Händler?
Hier liegt der eigentliche Vorteil.
1. Einfacheres Meldewesen
Bislang mussten Händler selbst gegen Verstöße vorgehen – mit teuren Abmahnungen, einstweiligen Verfügungen oder Anwälten. Viele kleinere Händler haben das gescheut.
Mit dem DSA müssen Plattformen funktionierende Meldesysteme bereitstellen. Ein Klick reicht, und die Plattform muss prüfen, ob ein Fake-Listing oder ein betrügerischer Konkurrent entfernt wird.
Das spart Händlern:
- Kosten
- Zeit
- Nerven
2. Mehr Vertrauen
Kunden kaufen lieber auf Plattformen, die sicher sind. Je weniger Fake-Händler und Betrüger es gibt, desto besser fürs Geschäft aller seriösen Anbieter.
3. Besseres Wettbewerbsumfeld
Illegale Dumpingangebote oder gefälschte Produkte verzerren den Wettbewerb. Werden sie schneller entfernt, profitieren die seriösen Händler.
Was bedeutet das für Nutzer?
Für Verbraucher bringt die VLOP-Einstufung Vorteile:
- Mehr Transparenz bei Werbung und Rankings.
- Besserer Schutz vor Betrug, Fake-Shops und unsicheren Produkten.
- Einfachere Beschwerden: Wenn ein Produkt falsch ist, kann das leichter gemeldet werden.
Am Ende steigt das Vertrauen in die Plattform – und davon profitieren auch Händler.
Ein Beispiel aus der Praxis
Ein kleiner Händler verkauft Original-Sneaker für 120 €.
Plötzlich taucht ein Fake-Angebot auf: dieselben Schuhe, angeblich Original, für 59 €.
Bisher musste der Händler:
- Anwalt einschalten
- Abmahnung schreiben
- Risiko der Kosten tragen
Mit dem DSA reicht eine Meldung an Zalando.
Zalando muss reagieren – sonst drohen selbst Strafen.
Das bedeutet: Der ehrliche Händler wird entlastet.
Mein Kommentar: Warum Zalando als VLOP gut ist
Natürlich bedeutet die Einstufung für Zalando Kosten und Aufwand. Aber das ist der Preis für Marktmacht. Wer Millionen Kunden und zehntausende Händler auf einer Plattform bündelt, trägt Verantwortung.
Aus Händlersicht – besonders aus Sicht kleinerer Anbieter – ist das eine gute Entwicklung:
- Mehr Schutz vor Betrügern
- Weniger Kosten für Rechtsstreitigkeiten
- Faireres Umfeld im Wettbewerb
Dass der BEVH das kritisiert, ist nicht überraschend. Schließlich sitzen dort nicht nur Händler, sondern auch Plattformen wie Zalando selbst mit am Tisch. Aber aus reiner Händlersicht ist die Entscheidung konsequent und richtig.
Fazit
Zalando ist eine VLOP – und das ist gut so.
Der Digital Services Act schafft mehr Transparenz, Sicherheit und Fairness im Onlinehandel.
Für Händler heißt das:
- weniger Kosten für Abmahnungen
- bessere Wettbewerbsbedingungen
- mehr Vertrauen bei den Kunden
Für Plattformen bedeutet es Aufwand und Kosten – aber das ist gerechtfertigt.
Und für Verbraucher bedeutet es Schutz und Transparenz.
Kurz gesagt: Zalando trägt nun die Verantwortung, die seiner Größe entspricht.

FAQ: Zalando als VLOP
Stand: September 2025Was bedeutet VLOP?
VLOP steht für Very Large Online Platform. Das sind Plattformen mit mehr als 45 Millionen monatlich aktiven Nutzern in der EU. Für sie gelten besonders strenge Vorgaben des Digital Services Act (DSA).
Warum wurde Zalando als VLOP eingestuft?
Zalando überschreitet die Nutzerschwelle und betreibt ein Marktplatzmodell. Ein Gericht hat entschieden, dass Zalando deshalb als VLOP gilt und alle DSA-Pflichten umsetzen muss.
Welche Pflichten hat Zalando jetzt?
Zalando muss u. a. Risikoanalysen vornehmen, Transparenzberichte erstellen, Meldesysteme für Händler und Verbraucher bereitstellen und illegale Angebote schneller entfernen.
Welche Vorteile bringt das Händlern?
Händler können Verstöße wie Fake-Listings oder Betrüger direkt melden. Damit sparen sie Kosten für Abmahnungen und profitieren von einem faireren Wettbewerbsumfeld.
Welche Vorteile haben Verbraucher?
Verbraucher erhalten mehr Transparenz, besseren Schutz vor Betrug und eine leichtere Möglichkeit, Beschwerden einzureichen. Unsichere oder gefälschte Produkte verschwinden schneller.
Warum kritisiert der BEVH die Einstufung?
Der BEVH bemängelt, dass Onlineplattformen ähnlich behandelt werden wie Social Media. Kritiker sehen darin eine Benachteiligung des Onlinehandels. Für kleine Händler überwiegen jedoch klar die Vorteile.