Wie mein Kollege Peter Höschl von shopanbieter.de zuerst berichtete, hat Brands United nun aufgegeben. Die Internetseite ist nicht mehr erreichbar. Gestartet wie ein Tiger, gelandet wie ein Bettvorleger, mag hier die Situation treffend beschreiben, denn kaum ein Unternehmen ist so medial laut in den Amazon FBA-Aufkäufermarkt gestartet. Dabei waren schon von Beginn an Fragen offen, wie Wortfilter hier aufzeigt.
Tatsächlich hört man von einigen der Protagonisten auch wenig bis Schlechtes. Brand United hat nun die Flügel gestreckt, aber auch bei Razor Group, ist aus mit der Sache vertrauten Kreisen zu hören, gibt es Schwierigkeiten. Und zwar sollen einige zu integrierende Accounts suspendiert worden sein. Das ist nicht nur für die Razor Group selbst ärgerlich, sondern vor allem für die Verkäufer, welche ja nach ihrem Verkauf noch am Erfolg zeitlich begrenzt beteiligt sind.
»Dieter Pfeffer und Marc Nußbaumer haben auf jeden Fall Erfahrung auf Amazon aber viele der Listings von Tradora oder Diamala überzeugen nicht gerade durch herausragende Qualität. Das ist Amazon-Einheitsbrei, wie es ihn viel auf dem Marktplatz gibt, aber nicht das Angebot eines FBA-Acquirers, der den Verkäufern suggerieren will ›Ich kann das besser als ihr‹. Auch das vollmundige Versprechen einer Übernahme binnen 30 Tagen nach Erstgespräch macht keinen seriösen Eindruck. Eine Übernahme, die so geschludert wird, kann kaum ein echtes Win-win-Ergebnis für beide Seiten bringen. Zusätzlich ist die Finanzierung von Brands United nicht klar: Woher kommt das Geld für die Übernahmen? Allzu üppig wollen Pfeffer und Co. ihre Zukäufe jedenfalls nicht bezahlen. In einem OMR-Interview sprach Pfeffer vom »2- bis 3-fachen des Jahresgewinns«, wobei ein 3er-Multiple nur extrem starken Brands zugutekäme«, so die damalige Einschätzung.
Was zeigen und diese Entwicklungen?
Als Verkäufer solltet ihr die Entscheidung, an wen ihr eure Brands verkauft, mit Bedacht treffen. Das Versagen von United Brands und in Einzelfällen auch bei der Razor Group zeigt, dass solche Ereignisse direkt auf euch wirken können. Gerade dann, wenn der Kaufpreis in zwei Chargen – und das ist so üblich – aufgeteilt wird. Ist der Käufer nach dem Verkauf eurer ehemalige Brand nicht erfolgreich oder der Aufkäufer stellt sein Businessmodell um, ergeben sich erhebliche Risiken für euch. Es kann passieren, dass ein Teil eures Verkaufspreises reduziert wird oder sogar ganz verloren geht.
Wer wird den Markt anführen?
Das dazu Thrasio gehören wird, ist klar. Nur ist das Rennen um den ersten Platz schon fast abgeschlossen und Thrasio rangiert in der EU nicht ganz oben. Werft einmal einen Blick auf die abgeschlossenen und erfolgreich integrierten Transaktionen, da hat BBG die Nase ganz weit vorn. Fast schon uneinholbar vorn. Fragt einmal Robin Thies, er hat im März seine beiden Marken brunolie und homeoutfit24 erfolgreich an BBG übergeben.
Von sellerX hört man wenig. Kaum Erfolgsgeschichten. Allerdings muss diesem Aufkäufer zugutegehalten werden, dass auf Investorenseite echte Profis sitzen. KW-Commerce-Gründer Jens Wasel und Max Kronberg sind hier mit an Bord. Aber auch die Razor Group strampelt mit. Es bleibt also abzuwarten, wie sich die Plätze nach BBG im Laufe der Zeit verteilen werden.